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Mehr als 100 Regionen nennen sich so

Warum gibt es eigentlich so viele „Schweizen“ in Deutschland und weltweit?

Schweizen in Deutschland und weltweit
Diese Schweiz liegt in Deutschland – so wie Hunderte weitere auch. TRAVELBOOK kennt die Erklärung dafür. Foto: Getty Images

15. Januar 2024, 20:07 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Wer Schweiz hört, denkt zunächst wohl an unser Nachbarland. Doch man muss Deutschland nicht verlassen, um sich in einer Schweiz zu befinden: Zahlreiche Ortschaften innerhalb der Bundesrepublik nennen sich so. Und in anderen Ländern und Kontinenten gibt es noch mehr „Schweizen“. TRAVELBOOK hat herausgefunden, warum das so ist.

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Dass Städtenamen nicht länderexklusiv sind, ist nichts Neues. So soll es neben der deutschen Hauptstadt weltweit 117 weitere Berlins geben; TRAVELBOOK berichtete kürzlich erst über eine gleichnamige Geisterstadt in Nevada. „Schweiz“ dagegen ist als Landschaftsbezeichnung mindestens genauso verbreitet. Allein in Deutschland gibt es rund 100 sogenannte „Schweizen“, darunter die Sächsische, Fränkische, Mecklenburgische, Holsteinische Schweiz, und so weiter. Wer mit dem Auto durch Deutschland reist, dem fällt es beinahe schwer, nicht durch eine Schweiz zu kommen – so oft gibt es die Bezeichnung hierzulande. Die Erklärung dafür könnte man wohl als etwas oberflächlich bezeichnen.

Deshalb gibt es in Deutschland so viele „Schweizen“

Der Zusammenhang zwischen der „echten“ Schweiz und den deutschen Namensvettern: Letztere sollen aufgrund ihrer Schönheit mit dem Original zumindest vergleichbar sein. Schon während der kulturgeschichtlichen Epoche der Romantik war es üblich, Ortschaften von besonderer Schönheit mit dem Begriff „Schweiz“ zu adeln. Denn umgekehrt diente die durchaus ansprechende schweizerische Landschaft zahlreichen romantischen Dichtern als Quelle der Inspiration.

Auch soll es bereits 150 Jahre her sein, dass man der Fränkischen, Sächsischen Schweiz und Co. aufgrund derer „idyllischen Landschaften, spannenden Aktivitäten und einmaligen Ferienerlebnissen“ ihre Beinamen verpasste. So ist es auf der Website der Deutschen Zentrale für Tourismus nachzulesen. Der Beiname ist somit wohl als Würdigung der Schweiz zu verstehen, doch noch mehr ein cleverer Marketing-Schachzug. Schließlich vermutet die allgemeine Wahrnehmung hinter einer sogenannten „Schweiz“ eine landschaftliche Schönheit und in der Folge womöglich ein reizvolles Reiseziel.

„Schweizen“ von Europa bis in die USA

Mit den „neuen Schweizen“ in Deutschland, wie der Tourismusverein sie nennt, ist es längst nicht getan. In fast allen europäischen Ländern gibt es Orte, die die Schweiz zumindest in ihrem Beinamen tragen. Allein in Frankreich sind es neun. Eine besonders bekannte davon ist die Normandie Suisse oder Normannische Schweiz. Sie verdankt ihren Namen einerseits der Region, in der sie sich befindet – der Normandie – und liegt dort in den Départements Calvados und Orne. Die „Schweiz“ im Namen wiederum steht auch hier für ihre bewaldete „Landschaft, die von den Flüssen und den gewundenen, bis zu 300 Meter hohen Hügeln unterbrochen und geprägt ist“. So ist es beim Online-Auftritt der Französischen Tourismuszentrale „Atout France“ nachzulesen.

Schweizen in Deutschland und weltweit
Die Normannische Schweiz ist beliebt für Aktiv-Wochenenden – und besonders bei Paraglidern Foto: picture alliance / Franz-Peter Tschauner | Franz-Peter Tschauner

Ganz ähnlich verhält es sich mit der sogenannten Kaschubischen Schweiz (polnisch: Szwajcaria Kaszubska) in Polen. Diese befindet sich im unweit von Danzig gelegenen Landstrich Kaschubei. „Die Touristen, die sich hier im 19. Jahrhundert erholt haben, hat diese Landschaft an die Schweiz erinnert“, heißt es auf der Tourismus-Website der Region.

Auch in Asien gibt es einige „Schweizen“, von Nah- bis Fernost. In Israel etwa liegt eine besonders felsenreiche „Kleine Schweiz“ bei Haifa im Karmel-Gebirge. Daneben gibt es von einer japanischen über eine koreanische bis hin zur indischen zahlreiche „Schweizen“. Ähnlich reich an sogenannten „Schweizen“ ist Afrika. Bis in die USA weckt der Anblick prächtiger Landschaft offenbar Assoziationen mit unserem gebirgigen Nachbarland. So spielt auch der Name des 1910 gegründeten Little Switzerland (übersetzt: Kleine Schweiz) in McDowell County in North Carolina an die Schweizer Alpen an; um nur eine von mehr als 40 bekannten US-amerikanischen „Schweizen“ zu nennen.

Schweizen in Deutschland und weltweit
Das im Süden Afrikas gelegene Königreich Lesotho trägt den Beinamen „Afrikanische Schweiz“. Daneben gibt es die „Kamerunische Schweiz“, die „Marokkanische Schweiz“ und weitere. Foto: Getty Images

Künstler prägten den Namen

Die Schweizer Künstler Adrian Zingg und Anton Graf kamen ab dem Jahr 1766 häufig in die Region um Dresden, um zu malen. Sie sollen Sie den Begriff Sächsische Schweiz geprägt haben, da sie sich an ihre Heimat erinnert fühlten. Weitere Künstler wie Caspar David Friedrich folgten. Heute gibt es dort den 116 Kilometer langen Malerweg. Die Sächsische Schweiz wurde also tatsächlich von Menschen als solche geadelt, die wussten, wovon sie sprachen. Ein Prädikat.

Auch in der Märkischen Schweiz im Osten Brandenburgs geht man davon aus, dass Kunststudenten aus der Schweiz der Dresdner Akademie Anfang des 19. Jahrhunderts die Umgebung erwanderten. Dabei kamen sie auf den Vergleich mit ihrer Heimat. Die ersten Ansichtskarten mit dem offiziellen Namen „Buckow – Märkische Schweiz“ wurden um 1900 herausgegeben.

Felsen, Flüsse und Flora: die Gemeinsamkeiten der „Schweizen“

Die Namensgeber von Deutschlands „Schweizen“ waren teils von der Epoche der Romantik geprägt. Das erklärt den großzügigen Vergleich und die Schwärmerei. Das gilt auch für die Fränkische Schweiz. Dabei gehe es natürlich vor allem um die Optik der Landschaft mit den typischen Felsformationen, Flusstälern und der Flora.

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Macht die Landschaftsbezeichnung überhaupt noch „Eindruck“?

Es gibt wirklich viele Orte weltweit, die sich mit der Landschaftsbezeichnung Schweiz schmücken wollen. Das fand offenbar bereits der deutsche Schriftsteller Theodor Fontane; zumindest könnte man einen Satz aus seinem Werk „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ so verstehen („Die Schweize werden jetzt immer kleiner, und so gibt es nicht bloß mehr eine Märkische, sondern bereits auch eine Ruppiner Schweiz“). Man darf sich fragen, wie viel Eindruck der einst schmeichelhafte Beiname überhaupt noch macht.

Sicherlich gilt: Nichts geht über das Original. Oder zumindest sollte bei all den weltweiten „Schweizen“ nicht die echte vergessen. Empfehlungen gefällig? TRAVELBOOK hat Ihnen hier einen Überblick über die schönsten Reiseziele und besten Tipps für die Schweiz zusammengestellt.

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