5. April 2023, 16:07 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Um vermeintlich unpassierbare Wege zu überwinden, hat das indische Volk Khasi sich eine ebenso ästhetische wie auch zeitaufwendige Lösung einfallen lassen: Aus Wurzeln lassen sie Brücken wachsen. Das Ergebnis ist ein lebendiges Bauwerk, das sich so perfekt in die Umgebung einfügt, wie kaum eine von Menschenhand geschaffene Architektur es jemals könnte.
Wenn Reisende in die Tiefen des indischen Bundesstaates Meghalaya hervordringen, lassen sie sich die einmaligen Bauten nur selten entgehen: In den Tiefen der Wälder sind immer wieder kleine Brücken zu finden, die Einheimische und Reisende über Flüsse und Abgründe tragen. Was die Brücken so besonders macht? Über Jahre wuchsen die lebendigen Gebilde in ihre Form. Aus den Wurzeln des Gummibaumes geformt bilden die Pflanzen Übergänge über sonst schwer überwindbare Tiefen.
Dabei sind die Brücken zwar natürlich gewachsen, ihre Entstehung ist aber kein Zufall, sondern von Menschen gemacht. Denn die Wurzelbrücken wachsen nur dort, wo Menschen zuvor ein Bambusgerüst errichtet haben. Darum wachsen dann die Wurzeln des Gummibaums über Jahrzehnte, bis sie tatsächlich begehbar sind. 15 bis 30 Jahre brauchen die in Position gebrachten Bäume, bis sie als funktionierende Übergänge fungieren können, so schreibt „National Geographic“.
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Je älter, desto stabiler
Die natürlichen Brücken haben diverse Vorteile. Entgegen vieler unorganischer oder toter Materialien werden die lebendigen Brücken beispielsweise nicht spröde. Ganz im Gegenteil: Das Altern kommt ihnen eher zugute. Denn dann werden die Wurzeln dicker und fester – und die Brücken somit stabiler. Die beeindruckenden Geflechte sind äußerst beständig und können bis zu 35 Menschen problemlos tragen. Dabei werden die Brücken zwischen vier und 75 Meter lang. Wetterresistent sind die Übergänge auch: Starke Regenfälle und andere Umwelteinflüsse verkraften die Brücken meist unversehrt
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Indisches Volk Khasi schuf lebende Brücken
Die Khasi, besagtes indisches Volk, das die lebenden Brücken schuf, leben in einer Gegend, die zu einem der feuchtesten Gebiete der Welt zählt. Das Dorf Mawlynnong, inzwischen auch über normale Straßen erreichbar, ist aber nicht nur wegen der Brücken bei Touristen beliebt. Auch sein Ruf als sauberstes Dorf Indiens zieht Besucher immer wieder in diese Gegend. Täglich wird hier gekehrt und der Müll landet nicht auf dem Boden, sondern in kleinen Bambuseimern, die im ganzen Dorf aufgestellt sind.