23. März 2020, 6:09 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Vor 90 Millionen Jahren sah die Welt noch ganz anders aus. Damals war es im Durchschnitt zehn Grad wärmer, in den Lüften waren riesige Flugsaurier unterwegs und am Boden tummelten sich T-Rex, Velociraptor und Tricaterops. Alle diese Dinosaurier sind schon vor Millionen Jahren ausgestorben – doch eine Pflanze hat sie alle überlebt. Die Wollemie. TRAVELBOOK erzählt die Geschichte des Baums, von dem man lange dachte, er sei ausgestorben und dessen Standort heute geheim gehalten wird.
Anfang der 1990er Jahre war es eine Sensation: die Entdeckung der Wollemie. Diese Baumart galt bis dahin als ausgestorben – und zwar seit vielen Millionen Jahren. Es gab zwar fossile Funde, die waren jedoch alle älter als 65 Millionen Jahre. Deswegen ging man davon aus, dass die Wollemie um diesen Zeitraum ausgestorben ist. Dass dem keineswegs so ist, wurde nur zufällig herausgefunden, wie die offizielle Website der Wollemie, die von der Vereinigung Botanischer Gärten Australiens gefördert wird, schreibt.
Im September 1994 sichtete David Noble, ein Mitarbeiter des australischen Wollemi-Nationalparks, in einem abgelegenen Canyon erstmals die angeblich ja ausgestorbene Pflanze. Nach einigen Proben stellte sich tatsächlich heraus, dass es sich um ein bisher unentdecktes, sogenanntes „lebendes Fossil“ aus der Familie der Araukariengewächse handelte – die (Wieder)Geburtsstunde der Wollemie. Zahlreiche Medien weltweit berichteten über den spektakulären Fund und zu Ehren ihres Finders und des Fundortes wurde die neue Pflanze schließlich Wollemia nobilis genannt.
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Wollemien sind Klone
Zu dem Zeitpunkt des Funds gab es 23 Exemplare der Wollemie und einige Jungbäume. Mittlerweile gibt es aber zahlreiche Nachzüchtungen der Wollemie und auch der Ur-Bestand ist auf 200 Bäume angewachsen – obwohl sie bei der Fortpflanzung als „speziell“ gilt. Denn die Wollemie pflanzt sich vegetativ fort. Was das heißt? Die Tochtergeneration ist identisch zur Muttergeneration – sie ist also ein Klon. Tatsächlich haben die etwa 200 Wollemien fast alle das gleiche Erbgut. Forscher gehen davon aus, dass sie alle auf zwei oder drei Vorfahren zurückgehen – was einen großen Nachteil bedeuten kann. Denn dadurch ist sie extrem anfällig.
Der Grund: Da die Nachkommen Klone der Vorfahren sind, hat sich das Erbgut, bis auf wenige Mutationen, nie geändert. Die Wollemie ist also auf dem gleichen Stand wie vor 90 Millionen Jahren und hat sich kaum, wie andere Lebewesen, an sich ändernde Umweltbedingungen angepasst. So fürchtete man zum Beispiel um 2010, dass der aus Südostasien stammende und nach Australien eingeschleppte Wurzelfäule-Erreger Phytophthora cinnamoni die ganze Population auslöschen würde.
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Darum ist der Standort der Wollemien geheim
Zum Glück wurde das Drama bis auf den Verlust von zwei Wollemien verhindert. Aber seither ist der Standort der Bäume streng geheim. So will man die Einschleppung anderer Krankheiten für die Bäume durch Touristen vermeiden. Unbefugten Eindringlingen drohen mehrjährige Haftstrafen, wie etwa der „Deutschlandfunk“ berichtete.
Tatsächlich ist der Standort der Wollemien so geheim, dass es nicht einmal mehr Luftaufnahmen des Standorts gibt. „Um langfristig die Sicherheit der Spezies zu gewährleisten, geben wir Fotos dieser Art nicht mehr raus und halten Medien an, Fotos dieser Art nicht weiterzuverbreiten“, teilte eine Sprecherin des Wollemi National Parks TRAVELBOOK mit.
Wie wichtig die Bäume den Australiern sind, zeigte sich erst vor Kurzem: Die verheerenden Waldbrände, die monatelang in dem Land wüteten, bedrohten auch die Wollemien-Population. Die Brände hatten bereits das Gebirge Blue Mountains erreicht, wo sich auch der Wollemi-Nationalpark befindet. Doch Feuerwehr-Männer retteten den Baumbestand: Von Hubschraubern seilten sie sich in die Schlucht ab und legten ein Bewässerungssystem an, um die Bäume feucht zu halten. Zusätzlich wurden noch Löschflugzeuge eingesetzt.
„Als wir sahen, dass das Feuer sich ihnen nähert, haben wir erkannt, dass wir alles tun müssen, um sie zu retten“, erklärte David Crust, Direktor australischer Nationalparks, wie unter anderem das ZDF berichtete. Ein Glück – denn so überlebten die Wollemien.