Direkt zum Inhalt wechseln
logo Deutschlands größtes Online-Reisemagazin
Gesundheitsgefahr

Historische Algenplage vor den USA breitet sich weiter aus

Sargassum Florida Mexiko
Dieses Foto von einem Strand in Key West im Süden des US-Bundesstaates Florida zeigt das dramatische Ausmaß der diesjährigen Algenplage Foto: picture alliance / AA | Paul Hennessy
Susanne Resch
Susanne Resch

17. Mai 2023, 13:10 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Nicht nur in Mexiko wird die zunehmende Algenplage zu einer ernsthaften Bedrohung für die Umwelt und den Tourismus. Dieses Jahr soll es Experten zufolge besonders schlimm werden. Und auch in Florida könnte die stinkende Algenmasse katastrophale Auswirkungen auf die diesjährige Urlaubssaison haben. Einige beliebte Urlaubsstrände des US-Bundesstaats sind bereits mit Algen übersät.

Artikel teilen

Tonnen von Algen begraben seit Jahren immer wieder den feinen, goldenen Sandstrand an Mexikos Stränden der Yucatán-Halbinsel unter sich. Verrotten sie, riecht es faulig, genauer nach Schwefel und Abwasser, und gesundheitsgefährdender Schwefelwasserstoff wird freigesetzt. Nur besonders Hartgesottene bahnen sich ihren Weg durch die stinkenden Algenhaufen und wagen sich in das bräunlich eingefärbte Wasser. Die spezielle Gattung der Braunalgen, Sargassum oder Golftang genannt, ist immer weniger zu kontrollieren.

2022 musste etwa laut „Euronews“ sogar Mexikos Marine im Kampf dagegen anrücken. War die Algenplage bereits im letzten Jahr so schlimm wie nie, so rechnet man in diesem Jahr mit einem weitaus dramatischeren Ausmaß – und das nicht nur in Mexiko, sondern auch in Florida, wo die Algen ebenso bereits Strände wie u. a. die von Key West bedecken. Denn die diesjährige Sargassum-Blüte soll laut der „New York Times“ die größte aller Zeiten werden. Warum das eine ernste Gefahr ist: TRAVELBOOK gibt den Überblick.

Algenplage im Golf von Mexiko schon lange ein Problem

Sargassum wächst in warmen, tropischen Gewässern. Die Golftange bilden vor allem für Fische, kleine Krabben, Aale und Schildkröten einen wichtigen Lebensraum. „Als vielfältiges Habitat sind sie von großer Bedeutung. Daher sprechen wir in Bezug auf die Golftange auch manchmal von goldenen Wäldern“, erklärt Chuamin Hu, Professor für optische Ozeanografie an der University of South Florida in Tampa gegenüber „National Geographic“. Für Vögel sind diese „goldenen Wälder“ ein wahres Buffet.

Doch angesichts der vergangenen Algenplagen in Mexiko und Florida und dem drohenden Ausmaß fällt es schwer, auf die guten Seiten von Sargassum zu fokussieren. Denn die Braunalgen werden seit 2011 in ungewöhnlich großen Massen an der Karibik-Küste angeschwemmt. Dabei gefährden sie den Tourismus wie die Gesundheit.

Tulum Algenplage
Fischerboote bei Tulum auf der Halbinsel Yucatán: Für viele war bereits die Algenplage 2022 ein Ausschlusskriterium für einen Mexiko-Urlaub –Schwimmen war vielerorts unmöglich Foto: Getty Images

Auch Instagram-Beiträge aus diesem Frühjahr zeigen das dramatische Ausmaß. So kämpfte Tulum bereits am Anfang des Jahres mit den Braunalgen – und das, obwohl sich die Haupt-Blütezeit bisher von April bis August erstreckt hat. Die US-amerikanische Stadt Dania Beach liegt zwischen Fort Lauderdale und Hollywood und ist vor allem für seine schönen Strände, einschließlich des Dania Beach Ocean Park, der als einer der besten Strände in ganz Florida gilt, bekannt. Doch auch hier werden die Algen bereits zur Plage.

Instagram Platzhalter
An dieser Stelle findest du Inhalte aus Instagram
Um mit Inhalten aus Sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.

Auch interessant: Wie gefährlich ist aktuell ein Urlaub in Mexiko?

Die Algen sind eine ernsthafte Bedrohung

Seit einigen Jahren schwimmt im Atlantischen Ozean das größte Braunalgen-Feld der Erde, der sogenannte Große Atlantische Sargassum-Gürtel. Laut „National Geographic“ konnten Wissenschaftler mithilfe der Daten von NASA-Satelliten im Jahr 2018 einen „Sargassum-Gürtel identifizieren, der sich im Atlantik von Westafrika bis zum Golf von Mexiko über eine Länge von 8850 Kilometern erstreckte und aus mehr als 20 Millionen Tonnen Golftang-Biomasse bestand.“ 8850 Kilometer: Das entspricht etwa der Strecke von Berlin nach Windhoek, Namibia.

An Land angespült – insbesondere während der Sargassum-Blüte von April bis August –, verrotten diese. Das ergibt nicht nur einen widerlichen Eier-Gestank, sondern das durch den Verwesungsprozess entstehende, giftige Schwefelgas ist gesundheitlich äußerst bedenklich. Die Dämpfe können „in geringer Konzentration Augen und Atemwege reizen. In hoher Konzentration führt H₂S innerhalb von Sekunden bis Minuten zu Kollaps, Bewusstlosigkeit, Atemlähmung und Herzversagen“, schreibt etwa das Schweizer Nachrichtenportal „Blick“. Die in den Algen lebenden Kleinstlebewesen können außerdem Hautausschläge hervorrufen und Forscher warnen zudem, die Algen zu verzehren. Denn in den Braunalgen könnten große Mengen an Schwermetallen wie Arsen oder Kadmium enthalten sein.

Zudem begraben die Algen Leben unter sich und verhindern, dass Schildkröten an Land kommen oder nach der Eiablage ins Meer zurückkehren können. Oft schirmen die Algen-Teppiche das Sonnenlicht von Korallenriffen ab und die beim Verrotten entstehenden chemischen Verbindungen sind schädlich für das Leben im Meer.

Auch interessant: Giftige Blaualgen in mehreren deutschen Badeseen

Mehr zum Thema

Algenplage ist „neue Normalität“

Das Problem scheint derweil nicht lösbar: „Wir haben es hier nicht mit Episoden zu tun, sondern mit einer neuen Normalität“, erklärte Hu bereits 2021 gegenüber „National Geographic“.

Überschwemmt Sargassum zunehmend die Strände in Florida, ist Mexiko bis dato am stärksten von der Algenplage betroffen. In vielen touristischen Regionen rund um Akumal an der die Riviera Maya, Playa del Carmen, Tulum und Cancún sind die karibischen Traumstrände oftmals nur ein Postkartenmotiv. Die mexikanische Regierung hat schon viel Geld in die Beseitigung gesteckt, doch es ist eine beispielhafte Sisyphos-Arbeit: Man ist nie fertig, wie auch die von Sargassum Monitoring auf Instagram veröffentlichten Fotos zeigen:

Über die Ursachen für das starke Wachstum und die Folgen für die Umwelt diskutiert die Fachwelt. Laut „Euronews“ machen Forscher mehrere Faktoren verantwortlich, darunter den Klimawandel, menschliche Abwasser, landwirtschaftliche Abflüsse oder Dünger, der aus dem Amazonas-Gebiet ins Meer gelangt.

Themen Mexiko
Deine Datensicherheit bei der Nutzung der Teilen-Funktion
Um diesen Artikel oder andere Inhalte über Soziale- Netzwerke zu teilen, brauchen wir deine Zustimmung für diesen .
Sie haben erfolgreich Ihre Einwilligung in die Nutzung dieser Webseite mit Tracking und Cookies widerrufen. Sie können sich jetzt erneut zwischen dem Pur-Abo und der Nutzung mit personalisierter Werbung, Cookies und Tracking entscheiden.