21. Juli 2023, 11:16 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Amsterdam ist auch bei deutschen Urlaubern eine beliebte Stadt für einen City-Trip. Doch in der vom Overtourism geplagten niederländischen Hauptstadt wünscht man sich bereits länger einen „Reset“. Deswegen gibt es immer strengere Regeln, um die Urlauberströme zu begrenzen. Nun will die Stadt noch einen Schritt weiter gehen und Kreuzfahrtschiffe aus dem Zentrum verbannen. Welche Maßnahmen gegen Overtourism in Amsterdam bereits greifen und welche geplant sind – TRAVELBOOK gibt einen Überblick.
Amsterdam versucht schon seit Längerem, gegen den Overtourism, also zu viele Touristen, vorzugehen. Statt eines aktiven Tourismusmanagements gibt es immer mehr Regulierungen und Maßnahmen, um die Touristen-Massen einzudämmen oder zu kontrollieren. Nachdem erst am 25. Mai dieses Jahres ein Cannabis-Verbot auf den Straßen Amsterdams eingeführt wurde, soll nun auch die Zahl der Kreuzfahrt-Touristen in der niederländischen Hauptstadt dezimiert werden.
Mit welchen Maßnahmen Amsterdam aktuell gegen den Overtourism vorgeht – TRAVELBOOK gibt einen Überblick.
Übersicht
- Maßnahmen in Amsterdam gegen Overtourism
- Keine Kreuzfahrtschiffe mehr im Zentrum
- Verschärfung der Regeln für den Cannabis-Konsum und das Nachtleben
- Touristen-Busse ab 2024 im Zentrum verboten
- Einführung einer Touristen-Quote
- Ferienwohnungen und Airbnb’s im Zentrum zu vermieten, ist verboten
- Höchste Touristenabgabe in Europa
- Geplante Verlegung des Rotlichtviertels
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Maßnahmen in Amsterdam gegen Overtourism
Keine Kreuzfahrtschiffe mehr im Zentrum
Wie die Stadtverwaltung bestätigte, nahm sie jetzt einen Antrag an, der auf die Schließung eines wichtigen Kreuzfahrtschiff-Terminals in der von Touristen überlaufenen Innenstadt abzielt. Das genaue Ergebnis der Abstimmung wurde zunächst nicht veröffentlicht, berichtet u. a. „Zeit“ unter Bezugnahme auf die französische Nachrichtenagentur AFP.
„Umwelt verschmutzende Kreuzfahrten passen nicht zu den nachhaltigen Ambitionen unserer Stadt“, erklärte dem Bericht zufolge die liberale Partei D66, die den Antrag veranlasst hatte. Die Durchfahrt von Kreuzfahrtschiffen in Amsterdam sei darüber hinaus nicht zu vereinbaren mit dem Bau einer geplanten Brücke, die die nördlichen und südlichen Stadtteile miteinander verbinden soll.
Im November hätte laut „Zeit“ Amsterdams Bürgermeisterin Femke Halsema in einem Interview mit der niederländischen Zeitung NRC beklagt, dass viele Kreuzfahrtpassagiere „für ein paar Stunden losgelassen“ würden, „kaum Zeit“ für Museumsbesuche hätten und ihre Mahlzeiten lieber bei großen Restaurantketten einnähmen statt in einheimischen Lokalen.
Verschärfung der Regeln für den Cannabis-Konsum und das Nachtleben
Erst Anfang des Jahres hatte die Stadtverwaltung erklärt, dass ab Ende Mai 2023 ein Cannabis-Verbot auf der Straße und ein früherer Gastronomieschluss gelten werden. Im bekannten Rotlichtviertel, „De Wallen“, das gleichzeitig auch das mittelalterliche Stadtzentrum Amsterdams ist, dürfen Kneipen und Lokale ab 01:00 Uhr nachts nun keine neuen Kunden mehr hereinlassen. Prostituierte müssen ihre berühmten Fenster früher, genauer um spätestens 03:00 Uhr nachts, schließen. Auch Gastronomiebetriebe und Sexlokale mit Gastronomielizenz dürfen freitags und samstags nicht mehr länger als 02:00 Uhr geöffnet haben.
Die Maßnahmen sollen der Stadtverwaltung zufolge die Altstadt und das Rotlichtviertel sicherer und lebenswerter machen. Vor allem die Bewohner leiden stark unter dem Massentourismus und dem öffentlich Alkohol- und Drogenmissbrauch.
Touristen-Busse ab 2024 im Zentrum verboten
Am 2. Februar erklärte die Stadtverwaltung außerdem, dass ab 2024 keine Touristen-Busse mehr ins Zentrum der niederländischen Hauptstadt einfahren dürfen. Reisebusse ab 7,5 Tonnen müssen dann außerhalb des Stadtkerns halten und die Passagiere auf den Nahverkehr ausweichen, um ins Zentrum zu gelangen. Laut Stadträtin Melanie van der Horst gebe es derzeit etwa 300 bis 450 solcher Touristen-Busse täglich. Dies führe zu Staus in den engen Straßen und der Verkehr sei vor allem für Fahrradfahrer und Fußgänger zu gefährlich. Zudem fühlten sich Einwohner eingeschränkt und für einige Kais und Brücken seien die Busse schlichtweg zu schwer – daher müssen sie ab 2024 außerhalb des Mittelrings S100 bleiben.
Einführung einer Touristen-Quote
Anfang des Jahres 2021 führte Amsterdam eine Touristen-Quote im Kampf gegen den Overtourism ein. Die Obergrenze liegt seither bei 20 Millionen Übernachtungen pro Jahr. In der niederländischen Hauptstadt wollte man damit die Anzahl der Touristen um mindestens zehn Prozent verringern.
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Ferienwohnungen und Airbnb’s im Zentrum zu vermieten, ist verboten
Weil es immer weniger Wohnraum gab, ist es im Zentrum seit Juli 2020 verboten, Airbnb’s und Ferienwohnungen zu vermieten. Im übrigen Teil der Stadt können Privatleute Unterkünfte an Touristen seither nur noch für maximal 30 Tage im Jahr vermieten. Bei einer Befragung von Bewohnern des Zentrums hatten sich 75 Prozent für ein Vermietungsverbot ausgesprochen. Um die neuen Einschränkungen beim Anbieten von Privatquartieren durchzusetzen, greift die Stadt zu drastischen Strafen. Denn, wer ohne Erlaubnis vermietet, muss 20.750 Euro Buße zahlen.
Seit dem 1. Oktober 2021 gilt: Wer seine Wohnung gemäß den Regeln an Touristen vermieten will, muss das anmelden. Die strengeren Auflagen für die private Vermietung haben bereits deutliche Ergebnisse gebracht. So hat etwa die Vermittlungsplattform Airbnb in Amsterdam im Zeitraum von Frühjahr bis Herbst 2021 circa 80 Prozent ihrer Angebote verloren. Das teilte ein Sprecher der Stadt der Deutschen Presse Agentur (dpa) mit.
Höchste Touristenabgabe in Europa
Neben der Touristenabgabe von sieben Prozent der Hotelrechnung gibt es in Amsterdam seit Januar 2020 auch eine Bettensteuer: 3 Euro pro Nacht und Person werden dadurch noch zusätzlich fällig. Amsterdam habe damit laut niederländischem Hotel- und Gaststättenverband die höchste Bettensteuer Europas, berichtete der „Stern“.
Geplante Verlegung des Rotlichtviertels
2021 wurde zudem bekannt gegeben, dass man, um Partytouristen abzuschrecken, das weltberühmte Rotlichtviertel De Wallen schließen und stattdessen ein „Erotikzentrum“ außerhalb der Innenstadt einrichten wolle (TRAVELBOOK berichtete). Damals hieß es, dass man einen „Reset“ von Amsterdam als Besucherstadt anstrebe. Allerdings zieht der bekannte Rotlichtbezirk in der Nähe des Hauptbahnhofes weiter Touristen an und es können auch noch immer Führungen durch das berühmte Rotlichtviertel gebucht werden.
Mit Material von dpa