22. Mai 2021, 13:43 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Wer nach Andalusien reist, schaut sich häufig auch Córdoba und die berühmte Mezquita an. Doch die gleichnamige Provinz hat noch einiges mehr zu bieten als die üblichen Touristen-Hotspots.
Wer Córdoba hört, denkt an die Mezquita. Im Mittelalter war sie die Hauptmoschee der Mauren, heute ist das Weltkulturerbe mit seinen Bogenhallen ein Muss auf Reisen durch Spaniens Süden. Doch Córdoba ist auch der Name der Provinz. Hier im Inland Andalusiens verbergen sich einige Schätze. Sieben Höhepunkte, die in der Stadt oder maximal 100 Kilometer entfernt liegen:
1. Die Moschee-Kathedrale Mezquita
Ab dem Jahr 1236, als Córdoba von den Mauren zurückerobert wurde, funktionierten die Vertreter der katholischen Kirche schrittweise alles um. Sie machten das Minarett der Mezquita zum Glockenturm und fällten einen Teil der Säulenwälder. Sie keilten Kapellen und ein plumpes Werk hinein, das sie Kathedrale nannten. Doch es gelang ihnen nicht, an den Grundfesten des sagenhaften Ursprungsbaus zu rütteln.
Um 785 unter Córdobas erstem Emir Abd ar-Rahman I. begonnen und später mehrfach erweitert, setzte die Hauptmoschee mit ihren Gebetshallen Maßstäbe. Das merken Besucher noch heute.
Säulen aus Marmor, Jaspis, Porphyr, Granit. Rotweiße Doppelbögen, dazwischen Dämmerlicht und Schatten. Ganz vorne die Gebetsnische, Mihrab genannt, die samt ihrem Vorraum mit Zier überwältigt: Arabesken, Mosaike, kunstvolle Schriftbänder an den Wänden.
2. Córdobas Innenhöfe
Die Innenhöfe in Córdoba mit ihren Brunnen, Blumentöpfen und dem Kachelschmuck sind der stille Stolz der Stadt. Jeder Hof ist ein Kleinod für sich. Der Palacio de Viana, ein historisches Adelspalais, bündelt gleich zwölf von ihnen. Im Garten des Palastes wachsen Zitronen, Orangen, Mispeln und Rosen. Das Interieur aus Salons, Gemächern, Gemälden und Gobelins kann da nicht mithalten. Selbst Wandteppiche nach Entwürfen des berühmten Künstlers Francisco de Goya fallen gegen die sommerkühlen Kleinparadiese ab.
3. Córdobas Altstadt
Gassenlabyrinthe, Kirchen, die Burg Alcázar: Córdobas Altstadt ist ein Touristenmagnet. Im historischen Judenviertel steht Besuchern die Synagoge offen. In normalen Zeiten reicht die Warteschlange bis zum nächsten Platz und versperrt Hauseingänge. Doch während der Pandemie ist alles anders. „Jetzt vermisse ich sogar das, so weit ist es bei mir schon gekommen“, sagt eine Anwohnerin.
4. Madinat al-Zahra
Die Pracht der Kalifen von Córdoba zeigt sich auch zehn Kilometer westlich in der Palaststadt Madinat al-Zahra (auch Medina Azahara). Terrassenförmig angelegt zwischen der Gebirgskette Sierra Morena und der Flussebene des Guadalquivir, war ihr ein kurzes Leben beschieden: Von 936 bis 1010, als Berbertruppen zur Zerstörung anrückten.
Der Spaziergang durch die Ruinen führt zu Hufeisenbögen und einigen Fundamenten. Die „leuchtende Stadt“ ist Weltkulturerbe, wie die Mezquita, doch der Glanz vergangener Tage nur mit Fantasie zu erahnen. Laut einer Infotafel im zugehörigen Museum haben Archäologen erst zwölf Prozent des Areals ausgegraben. Der spektakuläre Botschaftersaal bleibt bis auf Weiteres geschlossen.
5. Castillo de Almodóvar del Río
Hoch über Almodóvar del Río erhebt sich ein Kastell aus den Hügeln, das es in jüngerer Vergangenheit zu einiger Berühmtheit brachte – als Kulisse in der Fantasy-Fernsehserie „Game of Thrones“. Im späten Mittelalter kerkerte Kastiliens König Peter der Grausame hier unliebsame Zeitgenossen ein. Heute erfüllen sich Burgfreunde aller Altersklassen ihren Traum. Die Szenerie stimmt: Turmaufstiege, der Abgang zum Guckloch über dem Verlies mit drapierten Skeletten, verschlungene Gänge, die Festungskapelle, Replikate von Schwertern und Ritterhelmen, ein Katapult. Der Glanz alter Zeiten wurde hier durch umfassende Restaurierung wiederhergestellt.
6. Naturpark Sierra de Cardeña y Montoro
Den Menüplan des Iberischen Luchses kennt Naturführer Juan Carlos Molina ganz genau: „Ein Kaninchen pro Tag.“ Im Naturpark Sierra de Cardeña y Montoro sind die Luchse seit dem Jahrtausendbeginn wieder verbreitet. Zu Gesicht bekommt man die scheuen Tiere selten. Dafür bekommt man auf einer Wanderung ab Venta del Charco Zwergadler und Gänsegeier vors Fernglas. Typisch für die Vegetation sind Steineichen und Pyrenäen-Eichen. Im Frühling blühen Schopflavendel und Lack-Zistrosen. Flach und einsam führt der Weg voran. Ziel nach gut sechs Kilometern ist El Cerezo, ein teils in Ruinen liegendes Dorf.
Das Label des Naturparks zeigt Schinken, wie sie ein kleiner Betrieb bei Cardeña produziert. Schinkenmeister Antonio Copado Bermúdez erzählt, wie sich die Schweine ab Herbst mit Eicheln ihr nussiges Aroma anfressen. Nichts für Genießer ist der Anblick der Schimmelschichten über den hängenden Schinken. Doch keine Sorge. „Nur so reifen sie länger und besser“, weiß der Profi.
7. Zuheros
Zuheros ist ein Bergort wie auf einem Gemälde, eine wundervolle Ansammlung kalkweißer Häuser, eingebettet in den Naturpark Sierras Subbéticas. Die Burgruine wächst regelrecht aus dem Fels, als wären Bauwerk und Natur aus einem Guss. Kein Wunder, dass Zuheros auf der Liste der „Schönsten Dörfer Spaniens“ steht.
Es geht steil hinauf und hinunter. Die schmale Ortsdurchfahrt treibt Fremden die Schweißperlen auf die Stirn. Rosenstöcke duften vor den Häusern. An einem kleinen Restaurant eine Kreidetafel: Ein belegtes Brot kostet drei Euro, eine Portion Lammrippchen neun. Dass man aus dem exzellenten Ruf Zuheros‘ kaum Kapital schlägt, ist sympathisch.
Die beste Reisezeit
Am besten geeignet sind Herbst und Frühjahr. Im Hochsommer kann es im Inland Andalusiens extrem heiß werden.
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Anreise
Zu empfehlen ist ein Flug nach Málaga. Von dort sind es mit dem Mietwagen rund 160 Kilometer nordwärts auf einer gebührenfreien Autobahn bis in die Stadt Córdoba.
Einreise und Corona-Lage: Vor Reisen nach Andalusien warnt das Auswärtige Amt derzeit noch. Flugverbindungen sind eingeschränkt. Die Einreise aus allen EU-Staaten nach Spanien ist grundsätzlich möglich. Die Testpflicht für Einreisen aus einem Risikogebiet aus dem Ausland – unter anderem Deutschland – besteht weiter.