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„Sustainable Development Fee“

Bhutan führt absurde neue Touristengebühr-Optionen ein

Das buddhistische Königreich Bhutan empfängt Touristen mit komplizierten Optionen zur Einreisegebühr
Das buddhistische Königreich Bhutan empfängt Touristen mit komplizierten Optionen zur Einreisegebühr Foto: Getty Images
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TRAVELBOOK Redaktion

6. Juni 2023, 13:06 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Nach der Corona-Pandemie öffnete Bhutan erst im September 2022 wieder für Touristen – nicht aber, ohne parallel eine hohe Touristensteuer einzuführen. 200 Euro pro Nacht pro Kopf verlangte das buddhistische Königreich von seinen Besuchern, zusätzlich zu Übernachtungen und Verpflegung. Bei dem Preis hat Bhutan jetzt eingelenkt, 200 Euro pro Kopf sind es (fast) immer noch, aber nicht mehr für jede Nacht. Stattdessen gibt es jetzt ein kompliziertes Rechensystem, das Touristen anhalten soll, länger im Land zu bleiben. TRAVELBOOK schlüsselt die komplizierte Touristensteuer Bhutans auf und erklärt die Hintergründe der hohen Gebühr.

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Schon vor der Corona-Pandemie galt Bhutan im Vergleich zu vielen anderen asiatischen Ländern als teures Reiseland. Denn wer das buddhistische Königreich am östlichen Rand des Himalayas bereisen wollte, durfte dies nur im Rahmen einer Rundreise tun – und die war alles andere als günstig. Für die Reise musste man mindestens 250 US-Dollar pro Person und Tag bezahlen. In den Reisekosten, der sogenannten „Minimal Daily Package Fee“, waren sowohl die Verpflegungs- und Übernachtungskosten als auch die Kosten für Transport und Reiseleitung sowie Eintrittsgelder enthalten. Ebenso die sogenannte Sustainable Development Fee (Touristensteuer für nachhaltige Entwicklung), kurz SDF, in Höhe von 65 US-Dollar. Doch eben diese erhöhte Bhutan passend zur Wiedereröffnung des Landes für Touristen.

Touristensteuer in Bhutan folgt jetzt kompliziertem Rechensystem

Ende Juni 2022 schaffte Bhutan die „Minimal Daily Package Fee“ in Höhe von 250 US-Dollar ab, erhöhte dafür aber die Touristensteuer für nachhaltige Entwicklung von 65 auf 200 US-Dollar. Und: Übernachtungen, Touren, Guides, Mahlzeiten etc. müssen Reisende seither separat beziehungsweise zusätzlich bezahlen. Jetzt gibt es eine neue Änderung. Die 200 US-Dollar pro erwachsenem Kopf bleiben bestehen, allerdings nicht mehr zwingend pro Tag. Die SDF ist jetzt abhängig von der Reisedauer, wie es in einer Mitteilung des Tourismusministeriums Bhutans heißt. Und ab hier wird es jetzt etwas kompliziert.

Seit dem 1. Juni 2023 können Bhutan-Reisende je nach geplanter Route aus einer von drei Optionen wählen, die aktuell bis zum 31. Dezember 2024 gelten:

  • Option 4+4: Für die ersten vier Nächte zahlen die Touristen 200 US-Dollar pro Kopf und Nacht, die nächsten (bis zu) vier Nächte müssen sie dann keine SDF bezahlen. Das heißt, sie zahlen insgesamt 800 US-Dollar für acht Nächte einer Person, also 100 US-Dollar pro Nacht.
  • Option 7+7: Bei dieser Option gibt es sieben Nächte mit einer täglichen SDF von 200 US-Dollar plus bis zu sieben SDF-freie Nächte. Das heißt pro Kopf kommt man auf 1400 US-Dollar für 14 Nächte, wie bei der ersten Option also 100 US-Dollar pro Nacht.
  • Option 12+18: Die dritte Wahlmöglichkeit gestaltet sich anders und ist rein vom Tagespreis die günstigste. Hier bezahlen Besucher die 200 US-Dollar pro Kopf und Nacht für zwölf Nächte und bekommen bis zu 18 Nächte SDF-frei. Das heißt, sie sind bei 2400 US-Dollar für 30 Nächte, also 80 US-Dollar pro Nacht.

Nach Ablauf des Zeitrahmens werden die „Anreize zurückgesetzt“, wie es in der Mitteilung heißt. Die Zählung beginnt also wieder von vorne, falls jemand länger oder zwischen acht, 14 und 30 Tagen im Land bleiben möchte.

Diese Preis-Optionen gelten für Erwachsene. Für Kinder unter fünf Jahren zahlt man nichts. Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren zahlen die Hälfte. Eine Ausnahme gibt es für indische Staatsangehörige. Diese zahlen 1200 Rupien pro Person und Nacht – umgerechnet sind das rund 13,50 Euro.

Wieso ist Bhutans Touristensteuer so hoch?

Die neuen „Anreize“ bei der Sustainable Development Fee sollen „längere Aufenthalte fördern“, wie es aus dem Tourismusministerium Bhutans heißt. Bei der „Ausarbeitung dieser Optionen“ habe man sich mit Branchenexperten beraten. Ziel des Ganzen sei ein „hochwertiger Tourismus mit geringem Volumen.“

Das Tourismusministerium erklärt in seiner Mitteilung, Bhutan-Besucher könnten mit der Touristensteuer „laufende Entwicklungs- und Nachhaltigkeitsprojekte unterstützen.“ Mit den vom Staat eingesammelten Geldern sollten „Einrichtungen, Dienstleistungen und Infrastruktur für bhutanische Staatsangehörige und Besucher“ verbessert, ebenso wie eine „kostenlose Gesundheitsversorgung, Bildung und Weiterbildung im Tourismus- und Gastgewerbesektor“ finanziert werden. Ebenso will Bhutan mit der eingenommenen Touristensteuer das „reiche Erbe und die unberührten Landschaften“ erhalten, indem es in Naturschutz und nachhaltige Initiativen investiert.

„Covid-19 ermöglichte uns zu überdenken, wie der Tourismussektor am besten strukturiert und betrieben werden kann, damit dieser nicht nur wirtschaftlich ist, sondern den sozialen Fußabdruck gering hält“, sagte Bhutans Außenminister Tandi Dorji laut „CNN“ und anderen Medien. Langfristig sei es das Ziel, hochwertige Erlebnisse für Besucher und gut bezahlte Arbeitsplätze im Land zu schaffen.

Besucher pflanzen Bäume

Jedem Besucher wird außerdem angeboten, einen Baum zu pflanzen und so „einen sinnvollen Beitrag zum Fortschritt Bhutans zu leisten“, wie das Tourismusministerium des Landes schreibt. Touristen sollen so zu Bhutans Ziel beitragen, eine Million neue Bäume zu pflanzen. Diese „Baumsätzlinge“ würden den Besuchern zur Verfügung gestellt. Ob sie dafür bezahlen müssen, steht nicht in der Mitteilung.

Besucher kommen trotz Touristensteuer nach Bhutan

Wer nun glaubt, dass der Tourismus in Bhutan wegen der Touristensteuer quasi zum Erliegen gekommen ist, irrt. Laut dem Tourismusministerium kamen seit der Wiedereröffnung im September 2022 bis zum 10. Mai 2023 52.173 Menschen nach Bhutan. 32.517 von ihnen seien Inder, die entsprechend eine reduzierte Touristensteuer zahlen, 19.656 Menschen kamen aus dem restlichen Ausland und zahlten 200 US-Dollar pro Kopf pro Nacht. Und in diesem April soll die Ankunftsrate sogar 47 Prozent über der Prognose gelegen haben. Möglicherweise geht das Ziel des „hochwertigen Tourismus mit geringem Volumen“ in Bhutan tatsächlich auf.

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Bhutan empfängt erst seit den 1970er-Jahren Touristen

Bhutan, ein Land, in dem Glück wichtiger ist als Geld (hier wird der Lebensstandard der Bevölkerung mit dem sogenannten Bruttonationalglück statt mit dem Bruttonationaleinkommen gemessen), empfängt offiziell erst seit den 1970er-Jahren Touristen. Um dem Massentourismus von vornherein entgegenzuwirken und die Natur zu schützen, lässt Bhutan seit jeher nur eine begrenzte Anzahl von Touristen ins Land. Auch sind die Flüge nach Bhutan und die Hotels im Land limitiert.

Themen Asien
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