19. Februar 2021, 10:26 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Mehr als 20 Monate mussten alle 737-Max-Maschinen am Boden bleiben. Der Grund: Zwei verheerende Flugzeugabstürze mit mehreren hundert Toten. Inzwischen wurde die Technik erneuert. Während in den USA und anderen Ländern bereits seit Ende 2020 wieder Flüge mit den Maschinen des US-amerikanischen Unternehmens durchgeführt werden, ist nun auch in Europa der erste Flieger wieder gestartet.
Boeings Krisenjet 737 Max ist nach fast zwei Jahren Flugverbot auch in Europa wieder geflogen. Am Mittwoch, 17. Februar, startete ein Flugzeug von Tuifly Belgium in Brüssel. Zuvor wurde Ende Januar entschieden, dass der Flieger auch in Europa wieder abheben darf. Voraussetzung für den Neustart in Europa waren technische Verbesserungen an Hard- und Software sowie zusätzliche Trainings für die Piloten.
Nach Ansicht der EASA erfüllen die geplanten Verbesserungen die Anforderungen an die Flugsicherheit. Die Behörde kündigte gleichzeitig an, den Betrieb der Maschinen eng zu überwachen.
Erneuerte Technik und zusätzliche Schulungen
Bevor die Boeing-737-Max-Jets wieder starten, müssen Techniker die notwendigen Umrüstungen vorgenommen haben. Künftig baut die Software auf die Daten von zwei Sensoren. Die EASA hatte zudem den Einbau eines dritten Sensors gefordert. Dieser soll ein sogenannter synthetischer Sensor sein, der erst noch entwickelt werden muss. In der noch nicht zugelassenen Langversion des Jets, der 737 Max 10, soll er von Anfang an vorgeschrieben sein. Bei den übrigen Varianten soll er später nachgerüstet werden. Zudem müssen die Piloten modifizierte Schulungen absolvieren.
„Wir haben auf einem langen Weg einen wichtigen Meilenstein erreicht“, sagte EASA-Chef Patrick Ky. Die EU-Behörde hatte bei Teilen des Verfahrens mit ihrem US-Pendant FAA kooperiert, wollte aber nach den Abstürzen auf eigener Wissensgrundlage eine unabhängige Entscheidung treffen.
Denn die FAA war infolge der Untersuchungen selbst stark in die Kritik geraten. Regulierer sollen bei der ursprünglichen Zertifizierung des Jets die Augen zugedrückt und sich von Boeing an der Nase herumführen lassen haben. Heikle Interna ließen die FAA in schlechtem Licht erscheinen.
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Ursache der Abstürze war ein fehlerhaftes Steuerungsprogramm
Die Boeing 737 Max war im März 2019 nach zwei Abstürzen mit insgesamt 346 Toten aus dem Verkehr gezogen worden. Als Hauptursache der Unglücke galt ein fehlerhaftes Steuerungsprogramm. Im Fall der beiden Abstürze hatte ein Sensor falsche Daten über die Fluglage und einen drohenden Strömungsabriss an die Software geliefert. Diese drückte die Nase der Flugzeuge daraufhin immer weiter nach unten, bis die Jets auf dem Boden aufprallten.
Boeing hatte die Probleme eigentlich bereits nach dem ersten Absturz beheben wollen. Doch es traten weitere Mängel auf, sodass es bis zur Neuzulassung in den USA rund 20 Monate dauerte. Die seit 1967 gebaute und immer wieder veränderte 737 ist mit mehr als 10.000 Exemplaren der meistverkaufte Passagierjet der Welt.
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Airlines in Europa, die mit Boeing 737 Max fliegen
In Europa haben unter anderem der Reisekonzern Tui, SunExpress und der Billigflieger Ryanair die 737 Max bestellt. Tui-Airlines im europäischen Ausland haben die „Max“ in der Version 737-Max-8 bereits in der Flotte, mussten sie aber seit fast zwei Jahren am Boden lassen. Die mehr als 70 Bestellungen wurden in Verhandlungen mit Boeing mehr als halbiert und zeitlich gestreckt.
Der deutsche Ferienflieger Tuifly wartet noch auf seine erste Maschine der Reihe. Bis zum Einsatz in Deutschland dürften noch einige Monate vergehen, erklärte ein Sprecher in Hannover. Europas größter 737-Betreiber Ryanair setzt auf die Sonderversion 737 Max 200, die bisher noch nicht ausgeliefert wurde.