20. Juli 2020, 13:16 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Feiern ohne Maske und Sicherheitsabstand? Diese fragwürdige Art Party-Urlaub fällt zumindest auf Mallorca für die nächsten Monate aus. Doch einige deutsche Urlauber haben schon eine weitere Party-Hochburg auserkoren: den Goldstrand in Bulgarien. Denn dort sind die Hygieneregeln sehr lasch.
Nachdem in der vergangenen Woche hunderte Touristen ohne Corona-Schutzmaßnahmen am Ballermann gefeiert hatten, ergriff die Regierung der Balearen harte Maßnahmen.
Das führte nicht nur bei Wirten und Restaurantbesitzern an der Playa de Palma zu Frust, sondern auch bei den Urlaubern, die unbeschwert feiern wollen. Sie haben, wie mehrere Medien berichten, nun einen neuen Hotspot: den bulgarischen Goldstrand. „Bulle“, wie der Ort angelehnt an „Malle“ genannt wird, war schon vor der Corona-Pandemie für viele Partytouristen eine kostengünstige Alternative. Nun kommt noch hinzu, dass Urlauber hier kaum Regeln einhalten müssen.Schaumpartys und Eimersaufen am Goldstrand
So zeigte etwa das ARD-Magazin „Kontraste“ eine Schaumparty am Goldstrand, bei der hunderte Feierwütige ungezwungen und vor allem ohne Mund-Nasen-Schutz und geringem Abstand tanzten und tranken. Zwar seien Schutztücher verteilt worden und mit Schwimmreifen sollte der Abstand eingehalten werden – doch daran hielt sich, so lässt der Videoausschnitt vermuten, nur eine Minderheit. Ein junger Urlauber gibt sogar zu, dass das Coronavirus und die damit verbundenen Schutzmaßnahmen mit steigendem Alkoholkonsum „nicht mehr so viel interessieren“.
Ein Video des Party-Schlagersängers Ikke Hüftgold vom 11. Juli bestätigt diese Aussage. Rund um einen Pool haben sich zahlreiche Urlauber versammelt – alle ohne Maske, auch dicht gedrängt an der Bar.
Ähnliche Aufnahmen sendete auch das RTL Nachtjournal. Videos aus vollen Kneipen und Clubs zeigten Urlauber, die ohne Maske und Sicherheitsabstand tranken und sangen. Einsicht bei den Urlaubern? Fehlanzeige. „Im Vergleich zum Ballermann sind hier noch mehr Dinge erlaubt, wie zum Beispiel das Trinken am Strand – und genau deswegen sind wir auch hier“, erklärt einer der Partyurlauber freimütig. Fotos und Videos der Exzesse werden auch in den sozialen Netzwerken geteilt.
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Maske nur für Personal Pflicht
Tatsächlich sind die Regeln am Goldstrand deutlich lascher, als in den meisten anderen Urlaubsregionen. So müssen Betreiber lediglich darauf achten, dass es eine Maximalzahl an Besuchern pro Veranstaltung geben darf – auf den Sicherheitsabstand soll nur hingewiesen werden und ein Mund-Nasen-Schutz ist lediglich für das Personal obligatorisch. Verantwortung will scheinbar niemand übernehmen.
Clubbetreiber, wie Nikolai Velev, sehen die Regierung in der Pflicht. „Ich kann nichts tun, solange die Regierung nicht sagt: Schmeißt die ohne Masken raus“, berichtet „Kontraste“. Ilin Dimitrov von der Tourismuskammer Varna, die unter anderem für den Goldstrand verantwortlich ist, sieht das anders. „Wenn die Leute Songs hören, wollen sie halt tanzen. Das Problem ist, dass sie betrunken sind, und ihnen alles egal ist. Sie müssten eigentlich ein bisschen Verantwortung zeigen und sich selbst im Zaum halten“, äußert er gegenüber RTL.
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Das Problem: Gerade bei Veranstaltungen in geschlossenen Räumen, bei denen auch noch gesungen wird, ist das Risiko einer Ansteckung besonders hoch. Sollte es am Goldstrand zu einem Super-Spreading-Event kommen, wie im Februar im österreichischen Ischgl, könnte sich das Coronavirus in kürzester Zeit wieder in ganz Europa verbreiten.
Aktuell ist Bulgarien mit 8638 positiv auf das Coronavirus getesteten Menschen zwar noch nicht stark von der Pandemie betroffen – doch die Infektionszahlen steigen so stark wie in keinem anderen Staat in der EU. So habe sich, laut „Stern“, die Anzahl der Fälle innerhalb eines Monats verdoppelt.