29. Dezember 2020, 11:09 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Für das Bus- und Bahnfahren im Nahverkehr müssen viele Menschen in Deutschland im nächsten Jahr tiefer in die Tasche greifen. Je nach Region sind Tariferhöhungen von bis zu 2,7 Prozent angekündigt, wie eine Auswertung der Deutschen Presse-Agentur ergab.
Die Betriebe haben in der Corona-Krise Fahrgäste und Einnahmen eingebüßt, gleichzeitig steigen Kosten für Personal und Energie. Allerdings gibt es zahlreiche Regionen, in denen Fahrkarten nicht teurer werden – damit die Fahrgäste schneller wieder zurückkehren. Und es gibt neue Angebote für Arbeitnehmer, die nicht mehr jeden Tag ins Büro müssen.
Anpassung der Bus- und Bahntickets an Homeoffice
Der Trend zum Homeoffice macht sich bemerkbar: So wird in und um Stuttgart ein 10er-Tagesticket eingeführt. Wer mal zu Hause und mal im Büro arbeitet, kann die Fahrkarten nach und nach abfahren und braucht keine Monatskarte mehr. Von April an können sich die Kunden dazu zehn verbilligte Tageskarten aufs Handy laden. Das ist als Vorstufe zum „Flex-Abo“ gedacht, dessen Einführung länger dauert.
Überlegungen dazu gibt es in vielen Unternehmen und Verkehrsverbünden; auch die Deutsche Bahn hat für den Nahverkehr ein 10er-Tagesticket eingeführt. Denn die Branche geht davon aus, dass Corona das Mobilitätsverhalten auch für die Zeit nach der Pandemie ändert.
In diesem Jahr waren die Fahrgastzahlen zeitweise dramatisch eingebrochen. Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen geht davon aus, dass es durchschnittlich nur 40 Prozent der üblichen Nachfrage gab – ein jähes Ende nach mehr als zwei Jahrzehnten stetigen Wachstums. „Die Corona-Pandemie hat im ÖPNV tiefe Spuren hinterlassen“, sagt Verbandspräsident Ingo Wortmann.
Wo die Preise für Bahn- und Bustickets steigen
Bund und Länder haben einen Rettungsschirm von bis zu fünf Milliarden Euro über den Betrieben aufgespannt. Denn Kosten für Löhne, Kraftstoff und Bahnstrom fallen weiter an – und steigen teils deutlich. Eine Reihe großer Verkehrsverbünde will das auch mit Tariferhöhungen auffangen. Das spüren etwa Kunden im Raum Stuttgart, wo im April die Preise um 2,7 Prozent steigen. In und um München wurde es schon Mitte Dezember 2,8 Prozent teurer, es ist aber die erste Erhöhung seit drei Jahren.
Erhöhungen gibt es auch in Berlin und Brandenburg (1,9 Prozent) und in Köln, Bonn und Umgebung mit 2,5 Prozent. Fahrten durch ganz NRW bleiben dagegen stabil oder sinken je nach Ticket sogar etwas. Das soll die Fahrgäste in die Züge zurückholen und so die Einnahmen der gebeutelten Unternehmen steigern.
Wo die Preise für Bahn- und Bustickets nicht steigen
Im Rhein-Main-Gebiet und im Großraum Nürnberg haben die Verantwortlichen dagegen die geplante Tariferhöhung auf den Sommer 2021 verschoben. Fahrgäste sollen so nachträglich von der vorübergehenden Mehrwertsteuersenkung im zweiten Halbjahr 2020 profitieren; dies sei einfacher als die unmittelbare, zweifache Umstellung des Tarifs, hieß es.
Ähnlich ist es im Raum Bremen und an Rhein und Ruhr, wo die Preise weitgehend gleich bleiben. Die Verantwortlichen wollen damit auch sicherstellen, dass sich die Fahrgastzahlen wieder gut erholen. „Das geht mit attraktiven Angeboten und attraktiven Fahrpreisen“, erklärte der Rhein-Main-Verkehrsverbund. „Wir wissen zu schätzen, dass uns unsere Kundinnen und Kunden in den vergangenen Monaten die Treue gehalten halten haben“, hieß es vom Verkehrsverbund Rhein-Ruhr.
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Was für die Deutsche Bahn gilt
Im Laufe des Jahres waren viele längere Fahrten im Nahverkehr günstiger geworden, Hintergrund war die Mehrwertsteuersenkung für Fahrten von mehr als 50 Kilometern. Wer mit der Deutschen Bahn oder einem ihrer Konkurrenten im Regionalverkehr unterwegs ist, zahlt aber seit dem Fahrplanwechsel Mitte Dezember unter Umständen mehr. Fahrten außerhalb von Verkehrsverbünden sind seither nach Angaben des Tarifverbands der Bundeseigenen und Nichtbundeseigenen Eisenbahnen in Deutschland 1,5 Prozent teurer. Das betrifft immerhin jeden fünften Kunden.
In ICE und Intercitys der Deutschen Bahn waren Fahrkarten Mitte Dezember ebenfalls etwas teurer geworden. Fahrkarten zum sogenannten Flexpreis verteuern sich im Schnitt um 1,5 Prozent, für Streckenzeitkarten und die BahnCard 100 liegt der Aufschlag im Durchschnitt bei 1,9 Prozent. Super-Sparpreise und Sparpreise bleiben unverändert, ebenso die Preise für die Bahncards 25 und 50.