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Nachgefragt

Wann die Deutsche Bahn bei Personen im Gleis „auf Sicht“ fahren will

Bahn Personen im Gleis
Ob beabsichtigt oder nicht: Personen im Gleis führen immer wieder zu Verspätungen bei der Deutschen Bahn. Daher will man nun nicht mehr in allen Fällen die Züge stoppen. Foto: Julian Stratenschulte/ picture alliance/dpa

Susanne Resch
Susanne Resch

21. August 2023, 13:13 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten

Immer wieder befinden sich Personen im Gleis oder nahe dem Gleisbett. In den meisten Fällen kommt niemand zu Schaden, doch oft sind Gleissperrungen und Verspätungen die Folge. Was die Bahn nun ändern will.

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„Sehr geehrte Damen und Herren, da sich Personen im Gleis befinden, verzögert sich unsere Weiterfahrt auf unbestimmte Zeit“: Wer häufiger mit der Bahn fährt, dem dürfte diese Durchsage bestens vertraut sein. Bisher stoppte die Deutsche Bahn in diesem Störungsfall alle Züge auf der betroffenen Strecke, denn schließlich kann es sich um eine lebensbedrohliche Situation handeln. Doch jetzt erklärte der Konzern, dass es zukünftig denkbar sei, die Züge langsam und „auf Sicht“ weiter fahren zu lassen. Das berichtete unter anderen das „ZDF“ unter Berufung auf die Nachrichtenagentur dpa.

Geht es nach dem Grünen-Abgeordneten Matthias Gastel, sollten Personen im Gleis zukünftig kein Grund mehr für einen „generischen Stopp“ sein. Er bekräftigte erneut seine Forderung, bei „Personen im Gleis“ Züge nicht in jedem Fall zu stoppen, sondern langsam weiterzufahren. „Oft sind das nur Leute, die an der Böschung nach Pilzen suchen oder Müll aufsammeln“, erklärte Gastel dem „ZDF“ zufolge der Mediengruppe Bayern.

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Grünen-Politiker fordert „Auf-Sicht-Fahren“

TRAVELBOOK hat bei der Deutschen Bahn nachgefragt. „Grundsätzlich stehen wir dem Vorschlag offen gegenüber, nicht mehr in jedem Fall von ‚Personen im Gleis‘ eine Streckensperrung durchzuführen“, erklärt eine Sprecherin der Bahn auf Nachfrage. Und fährt fort: „So könnte die Anzahl der Sperrungen bzw. deren Auswirkungen auf den Zugverkehr verringert werden, indem nach Personen im Gleis, Personen am Gleis sowie Kindern im/am Gleis unterschieden wird. Dann könnte – unter gewissen Voraussetzungen – bei Personen am Gleis mit sehr geringer Geschwindigkeit „auf Sicht“ gefahren werden.“

Die Deutsche Bahn sagt, man fahre im Falle von Personen im Gleis derzeit noch nicht auf Sicht. Die TRAVEBOOK-Redaktion hat vergangene Woche gegenteilige Erfahrung gemacht – auf einer Fahrt von Basel nach Berlin am 11. August mit dem ICE 70 wurde durchgesagt, dass man aufgrund von Personen im Gleis nun „auf Sicht“ fahre. TRAVELBOOK hat die Deutsche Bahn um eine Stellungnahme zu dem konkreten Fall gebeten, bisher jedoch keine Antwort erhalten.

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4000 Gleissperrungen im Jahr 2022

Allein im Jahr 2022 habe es mehr als 4.000 Gleissperrungen wegen Personen im Gleis gegeben. Die Tendenz ist demnach steigend. Denn 2021 waren es der Bahn zufolge knapp 3900 und 2020 3.600 Fälle. Doch wieso begeben sich immer mehr Menschen in Gefahr?

„Wesentliche Gründe für diesen Anstieg sind aus unserer Sicht das sinkende Gefahrenbewusstsein, eine geringere Hemmschwelle, Verbotenes zu tun“, erklärte die Bahn der Nachrichtenagentur dpa zufolge. Ein weiterer Grund sei „die größere Bereitschaft, sich an (gefährlichen) Trends wie Selfies im Gleisbereich zu beteiligen, gerade bei jüngeren Menschen.“

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Nicht immer aber rechtfertigt die Gefahrenlage der „Personen im Gleis“ einen Stopp der Züge der Deutschen Bahn. Denn nimmt jemand mitunter eine Abkürzung oder hat sich verlaufen, so ist dieser oftmals längst wieder weg, wenn der Alarm ausgelöst wird. Nicht nur wird der Zug bisher gestoppt, sondern die Bahn ruft auch die Bundespolizei, die den Streckenabschnitt überprüfen muss. Das führt zu erheblichen Verspätungen.

„Entschieden ist hier noch nichts“, so die Bahn-Sprecherin gegenüber TRAVELBOOK. Außerdem müsse „bei Kindern und Personen im Gleis die Strecke weiterhin zur Sicherheit gesperrt werden“.

Themen Deutsche Bahn
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