14. November 2023, 16:42 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Venedig, Athen oder der Mount Fuji in Japan – das ist nur eine kleine Auswahl an beliebten Urlaubsregionen, in die man laut dem Reiseführer „Fodor’s“ im kommenden Jahr nicht bereisen sollte. Nicht etwa, weil dort Gefahren für Touristen lauern, sondern weil sie selbst eine zunehmende Bedrohung für die Infrastruktur und Umwelt der Orte darstellen. TRAVELBOOK erklärt es genauer und zeigt die ganze „No-List“ für 2024.
Die Liste zu Reisezielen, die man nicht besuchen sollte, sieht sich Orte nach drei Hauptbereichen der touristischen Einflüsse an: Overtourism, Müllproduktion und die Wasserqualität und -versorgung. Unter Overtourism versteht man einen Zustand, bei dem die Infrastruktur und die Umwelt des Reiseortes durch die Masse an Touristen negativ beeinflusst wird. Touristen produzieren meistens größere Mengen an Müll und verschmutzen damit die Umwelt. Bei dem Hauptbereich der Wasserqualität und -versorgung steht im Fokus, dass der Wasserbedarf am Reiseziel erhöht und dadurch die Wasserqualität beeinträchtigt wird.
Welche Reiseziele laut der „No-List“ im kommenden Jahr lieber gemieden werden sollten, erfahren Sie hier:
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Reiseziele, die man 2024 nicht mehr besuchen sollte
Die neun Reiseziele auf der neuen No List sind:
Athen, Griechenland
Athen ist ein beliebtes Touristenziel mit weiter steigenden Besucherzahlen. Dieser Übertourismus hat laut „Fodor’s“ leider zu negativen Auswirkungen auf die Stadt und ihre Umgebung geführt. Im Jahr 2022 gab es in Athen 760 Kreuzfahrtschiffe – mehr als je zuvor. Diese Tagestouristen verursachen große Menschenmassen bei den touristischen Sehenswürdigkeiten.
Bekannte Sehenswürdigkeiten wie die Akropolis weisen inzwischen diverse Schäden an den Denkmälern und auch am Boden auf. Zudem hat das griechische Kulturministerium den Boden geebnet, um mehr Touristen anzulocken, ohne dabei einen Managementplan zu berücksichtigen. Dies hat zu Schäden am historischen Boden und zu einem Verlust von archäologischen Artefakten geführt. Um die Schäden durch den Tourismus einzudämmen, wurde inzwischen ein neues Eintrittssystem für die Akropolis eingeführt, mit welchem „nur“ 20.000 Besucher am Tag gestattet sind. Es leiden auch die umliegenden Viertel Athens unter dem Übertourismus. Die Mieten sind angestiegen und viele Einheimische können sich die hohen Lebenshaltungskosten nicht mehr leisten.
Venedig, Italien
Die italienische Stadt Venedig ist seit langer Zeit von Übertourismus betroffen. Die Probleme wie Luftverschmutzung, Lärmbelästigung, Müllbelastung und Schäden an der Infrastruktur häufen sich. Die Stadt wurde nicht für so viele Menschen gebaut, und der immense Schiffsverkehr verursacht Schäden an der Architektur und der Umwelt.
Die Unesco hat Venedig 2021 und 2023 in die Liste des gefährdeten Weltkulturerbes aufgenommen. Die Lagunenstadt wurde jedoch wieder von der Liste gestrichen, nachdem die Stadt Maßnahmen zur Verbesserung der Situation ergriffen hat. Die Stadt versucht nun, die Besucherzahlen mit der Einführung eines Eintrittsgeldes für Tagestouristen zu reduzieren. Dies wird jedoch von vielen als unzureichend angesehen. Die Steuer ist demnach womöglich zu niedrig, um Touristen abzuschrecken und das Problem zu lösen.
Mount Fuji, Japan
Der Berg Fuji ist ein heiliger Berg in Japan, der seit Jahrhunderten viele Pilger anzieht. Der Berg hat sich zu einem beliebten Touristenziel entwickelt und die Besucherzahlen steigen stetig. Besucher sind sich laut „Fodor’s“ aber der Risiken und Auswirkungen einer Besteigung des Fuji nicht vollständig bewusst. Sie setzen sich einem körperlichen Risiko aus, da das Unfallrisiko durch die Menschenmassen erhöht wird.
Neben den persönlichen Risiken hinterlassen die Touristen große Mengen Müll auf dem Berg, den Freiwillige beseitigen. Der Boden wird zudem durch das häufige Auftreten beschädigt. Die Behörden haben versucht, diese Probleme zu bekämpfen, indem sie eine freiwillige Kooperationsgebühr eingeführt haben und die Anzahl der Wanderer pro Tag begrenzen wollen. Bisher hat dies jedoch noch nicht zu den gewünschten Ergebnissen geführt.
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Ganges Indien
Der Ganges ist der längste Fluss Indiens und gilt als einer der heiligsten Flüsse der Welt. Auch er zählt zu den Reisezielen, die man aktuell besser nicht mehr besuchen sollte. Er ist mit einer Reihe von Umweltproblemen konfrontiert. Durch die Abwässer aus den Städten und Dörfern, religiöse Praktiken und Tourismus wird der Ganges verschmutzt. Touristen am Fluss hinterlassen Müll, der die Verschmutzung erhöht, und die Lärmbelästigung durch Kreuzfahrtschiffe bedroht die vorhandenen Delfine.
Die indische Regierung hat zwar laut „Fodor’s“ eine Reihe von Initiativen zur Sanierung des Flusses gestartet, aber die Verschmutzung bleibt weiterhin ein großes Problem. Um den Fluss zu schützen, werden weitere Anstrengungen erforderlich sein.
Übrigens: Falls Sie eine Inspiration brauchen, welche Reiseziele sich 2024 besonders lohnen, dann könnte das Ergebnis des diesjährigen TRAVELBOOK Awards für Sie interessant sein. Bei Deutschlands größter Award-Verleihung der Tourismus-Branche wurden im Oktober die sechs besten Reiseziele für das kommende Jahr gekürt, und zwar in verschiedenen Kategorien.
Die Gewinner sind: Beste Region für einen Wellnessurlaub: Tessin, Schweiz
Bestes Reiseziel für einen Abenteuerurlaub: Big Island, Hawaii
Beste Kulturstadt: Cartagena, Kolumbien
Beste Urlaubsregion in Deutschland – Publikumsvoting: Allgäu, Deutschland
Halong-Bucht, Vietnam
Die Halong-Bucht in Vietnam ist für ihre karstigen Kalksteinfelsen bekannt und auch bei Kreuzfahrten ein beliebtes Reiseziel. Die Zahl der Touristen in der Bucht hat in den letzten Jahren stark zugenommen. So lag sie laut „Fodor’s“ im Jahr 2022 bei mehr als sieben Millionen und wird im Jahr 2023 voraussichtlich bei rund achteinhalb Millionen liegen. Dieser Anstieg an Menschenmassen führt zu einer erhöhten Menge an Müll. Auf den Kreuzfahrten ist es nicht ungewöhnlich, dass Besucher Wasserflaschen, Plastiktüten, Styroporbecher und Fischereiabfälle im Wasser schwimmen sehen. Die regenbogenfarbenen Öl- und Fettstreifen sind auch deutlich sichtbar. Die Zahl der touristischen Bootsfahrten sowie die wachsenden Fischergemeinden tragen erheblich zur Müll- und Dieselverschmutzung im Wasser bei.
Die Halong-Bucht ist nicht nur verschmutzt, sondern hat auch mit Überfischung und der einhergehenden Zerstörung des Ökosystems zu kämpfen. Die Behörden haben laut „Fodor’s“ versucht, die Umweltverschmutzung in der Bucht zu bekämpfen, indem beispielsweise 2019 ein Verbot von Einwegplastik auf Booten eingeführt wurde.
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Koh Samui, Thailand
Koh Samui ist eine begehrte Touristeninsel in Thailand und kämpft seit fast einem Jahr mit einer zunehmenden Wasserknappheit. Das Problem entstand laut „Fodor’s“ durch mehrere Faktoren, darunter ungewöhnlich geringe Niederschläge in letzten Jahr. Diese verursachten demnach einen Rückgang der natürlichen Wasserressourcen. Zusätzlich führte den Angaben zufolge auch der Anstieg des Tourismus nach der Corona-Krise zu einem erhöhten Wasserbedarf. Ein defektes Schleusentor ermöglichte zudem das Eindringen von Meerwasser in Trinkwasserreservoirs, während ineffiziente Pumpsysteme den Wasserzufluss zu höher gelegenen Gebieten behinderten. Der hohe Wasserverbrauch durch Hotels und Restaurants verschlimmerte die Situation noch.
Die Wasserknappheit führt dem Reiseführer zufolge zu einer Rationierung der Wasserversorgung, steigenden Kosten für Trinkwasser und erheblichen Beeinträchtigungen der Landwirtschaft durch unzureichende Bewässerung. Es müssten Investitionen in die Wasserversorgungsinfrastruktur, die Einführung von Wassereinsparungsmaßnahmen und eine regulierte Tourismuspolitik stattfinden, um das Problem zu bekämpfen. Bevor all das passiert, ist es ein Reiseziel, das man 2024 lieber nicht besuchen sollte.
Atacama-Wüste, Chile
Die Atacama-Wüste in Chile wird von der Fast-Fashion-Industrie bedroht. Chile importiert laut „Fodor’s“ jährlich 60.000 Tonnen gebrauchte Kleidung, von der bis zu 85 Prozent in einer Mülldeponie in der Wüste entsorgt werden. Diese Deponie ist so groß, dass man sie vom Weltraum aus sehen kann.
Die Entsorgung von Kleidung auf Mülldeponien ist deshalb problematisch, weil Textilien aus einer Mischung verschiedener Materialien bestehen, die sich nicht zersetzen. Außerdem werden Kleidungsstücke oft mit Chemikalien behandelt, die in den Boden gelangen können. Die Deponie wird jährlich angezündet, wobei giftige Verbindungen in die Luft gelangen. Die Schadstoffe gefährden die Gesundheit der Tierwelt und der Anwohner. Es gibt zwar „Fodor’s“ zufolge einige Unternehmen, die Textilien recyceln, aber oft sind nicht genügend Kapazitäten vorhanden, um den gesamten Abfall zu verarbeiten.
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Lake Superior, USA
Der Lake Superior gilt als der größte Süßwassersee der Erde und steht ebenso vor vielen Bedrohungen. Besonders beunruhigend ist der Analyse von „Fodor’s“ zufolge der Fischkonsum, der die Ureinwohner betrifft, welche seit Jahrhunderten vom Fischfang leben. Invasive Arten wie Meerneunaugen und Zebramuscheln bedrohen die einheimische Fischpopulation und das Ökosystem. Aufgrund des Klimawandels gibt es in dem Fluss auch Algenblüten, die die Wasserqualität beeinträchtigen und gesundheitliche Gefahren für Mensch und Tier mit sich bringen können.
Die Region profitiert wirtschaftlich von dem Tourismus, wobei die negativen Auswirkungen nicht zu übersehen sind. Die Campingplätze, Parkplätze und Restaurants sind überfüllt und die Umwandlung von Wohnraum in Ferienwohnungen beeinträchtigen das lokale Gemeinschaftsgefühl erheblich.
San Gabriel Mountains, USA
Das San Gabriel Mountains National Monument ist ein beliebtes Gebirge für Wanderer, Mountainbiker und Skifahrer. Der Tourismus und das mangelnde Umweltbewusstsein vieler Besucher hat „Fodor’s“ zufolge jedoch zu Problemen wie Müllbelastung und der Störung des Lebensraums einheimischer Tier- und Pflanzenarten geführt. Auch Vandalismus wie Graffiti stellen demnach eine Herausforderung dar.
Eine Aufsicht durch den National Forest Service sei kaum vorhanden, da diese nur begrenzte Ressourcen hätten, weshalb die Schäden der Besucher selten vermieden werden könnten. Es gibt dem Bericht zufolge jedoch verschiedene Gruppen von freiwilligen Helfern, welche versuchen, den Müll aufzuräumen und die Graffiti in der Natur zu entfernen.