23. September 2022, 16:58 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Auf der berühmten Route 66, in der Nähe von Tijeras in New Mexico, erklingt das Lied „America the Beautiful“ – zumindest, wenn man „richtig fährt“. Damit ist sie eine von vielen „musikalischen Straßen“: Hält man auf solchen das Tempolimit ein, erzeugen einige der Straßenabschnitte Musik.
Rüttelstreifen gibt es auf fast allen Straßen. Die Markierungen am Straßenrand sollen verhindern, dass Autofahrer von der Fahrbahn abkommen. Gerät man zu nah an den Straßenrand, warnen sie durch eine laute, knirschende Vibration. „Musikalische Straßen“ hingegen greifen auf eine andere Taktik zurück: Sie musizieren.
Wie wird die Musik erzeugt?
Auf den musikalischen Straßen sind die in den Straßenbelag gefrästen Rillen oder aufgebrachten Streifen – anders als bei herkömmlichen Rüttelstreifen – in ganz bestimmten Abständen zueinander platziert. Durch die spezifischen Abstände und Tiefen der Rillen können Töne in unterschiedliche Tonhöhen erzeugt werden. Fahren Autos über eine musikalische Straße, werden die Reifen zum Vibrieren gebracht. Die auf bestimmte Art und Weise konstruierten Rillen lassen dann durch die Rollbewegung der Räder eine Melodie entstehen.
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Warum machen die Straßen Musik?
Aber: Die richtige Melodie hört nicht jeder. Damit sie erklingt, müssen Autofahrer das Tempolimit einhalten. Erst dann erkennt man das Lied. So sollen Fahrende ermutigt werden, sich an die jeweiligen Geschwindigkeitsbegrenzungen zu halten und aufmerksamer zu fahren. Vor allem auf langen Fahrten sorgen die musikalischen Straßen für Unterhaltung und animieren Autofahrer auf kreative Weise zu einer gemäßigten Fahrgeschwindigkeit. Auf lange Sicht sollen so Unfälle vermieden werden.
Laut Atlas Obscura kehren einige auf der Route 66 extra um, um noch einmal über die musizierende Fahrbahn zu fahren. Doch es gibt auch Kritik: So berichten einige, dass sich die Rillen nach einigen Jahren abgenutzt haben und das Lied somit verstimmen.
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Wo gibt es musikalische Straßen?
Radio ausschalten, Fenster öffnen und zuhören. Auf der Route 66 erklingt seit 2014 in der Nähe von Tijeras das Lied „America the Beautiful“ – zumindest, wenn die Fahrer mit genau 45 Meilen pro Stunde unterwegs sind.
Die musizierenden Straßen gibt es aber woanders: unter anderen in Dänemark, Japan, Südkorea, China, Ungarn, San Marino, Taiwan, Ukraine und in den Niederlanden. Die erste bekannte haben zwei dänische Künstler in Gylling, Østjylland, Dänemark angelegt. „Asphaltophon“ heißt die Straße, die es seit 1995 gibt.
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In Ungarn hört man auf der R67 zwischen Mernye und Mernyeszentmiklós die Melodie des Liedes „67-es út“. Dafür muss man sich an die vorgeschriebene Geschwindigkeit von 80 km/h halten. Den Abschnitt hat 2019 der europäische Baukonzern STRABAG erbaut. Mit dem Lied will man dem verstorbenen Sänger Cipő der ungarischen Rockband Republic gedenken.
Doch nicht alle lieben die musizierenden Straßen: Bei Jelsum in Friesland spielte eine Straße die friesische Hymne „De âlde Friezen“. Sehr zum Unmut der Anwohner, wie Buisness Punk berichtete. Nach vielen Beschwerden wegen „psychologischer Folter“ durch Wachhalten, hat man das Experiment nach einer Woche beendet und die „musizierenden Rillen“ wieder entfernt.