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Der Bus, der sich innerhalb von Sekunden in einen Zug verwandelt

Angelika Pickardt
Redaktionsleiterin

28. Dezember 2021, 16:33 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten

Japan gilt in puncto Verkehrsplanung als vorbildlich. Vor allem der Schienenverkehr beeindruckt mit überpünktlichen Hochgeschwindigkeitszügen, die mit bis zu 600 km/h und mehr unterwegs sind. Von solchen Spitzengeschwindigkeiten ist die neueste Erfindung der Japaner zwar weit entfernt – wartet aber mit einer Technologie auf, die so zurzeit nur in Japan eingesetzt wird.

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Am 25. Dezember war es so weit: Erstmals konnten Reisende auf den Setouchi-Inseln von der Kultureinrichtung Awa Kainan Bunka Mura in der Präfektur Tokushima zum knapp 120 Kilometer entfernten Jachthafen Umi no Eki Toromu (Präfektur Kochi) mit einem öffentlichen Verkehrsmittel fahren, ohne dabei auch nur einmal umsteigen zu müssen. Und doch waren sie während ihrer Reise sowohl auf Schienen als auch auf der Straße unterwegs. Möglich wird dies durch das sogenannte „Dual-Mode Vehicle“ (DMV) – einen Bus, der sich innerhalb kürzester Zeit in einen Zug verwandeln kann.

Bei den DMV-Fahrzeugen handelt es sich um einen umgebauten dieselbetriebenen Bus, der inklusive Fahrer 23 Menschen befördern kann. Wenn er auf der Straße fährt, bewegt er sich einfach auf seinen Reifen wie jeder andere Bus. Aber sobald er auf den Schienen eines DMV-spezifischen Gleises steht, werden auf Knopfdruck die vorderen und hinteren Stahlschienenräder an seiner Unterseite ausgefahren.

Innerhalb von 15 Sekunden werden die vorderen Reifen des Fahrzeugs vollständig von der Schiene abgehoben, während die hinteren Räder weiterhin mit den Schienen in Kontakt bleiben. Das Fahrzeug kann dann eine Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h erreichen.

DMV Japan
Der DMV-Bus verfügt über insgesamt 8 Räder, die je nach Untergrund aus- und eingefahren werden können Foto: Setouchi DMO

DMV-Konzept nicht neu, aber in Japan dennoch einzigartig

Zwar gibt es bereits seit geraumer Zeit Fahrzeuge, die sowohl auf der Straße als auch schienengebunden fahren können. Ein Beispiel sind etwa sogenannte Schieneninstandhaltungsfahrzeuge, wie sie auch in Deutschland eingesetzt werden. Der Unterschied zwischen einem Schieneninstandhaltungsfahrzeug und einem DMV-Bus-Fahrzeug bestehe jedoch darin, dass letztere „Passagiere mitnehmen und einen vollwertigen kommerziellen Betrieb durchführen“, erklärte TRAVELBOOK ein Sprecher von Setouchi DMO, einer Organisation, die sich für die Wiederbelebung des Tourismus auf den Setouchi-Inseln einsetzt. „Es ist das erste Fahrzeug der Welt, das als ‚DMV-Bus‘ Fahrgäste befördert und ernsthaft betrieben wird“, so der Sprecher weiter.

Ganz korrekt ist das allerdings nicht. Schließlich wurden in Deutschland in den 1950er und 1960er Jahren zeitweise sogenannte Schienen-Straßen-Omnibusse, kurz: Schi-Stra-Busse, eingesetzt. Auch diese konnten entsprechend umrüsten und sowohl auf der Straße, als auch auf Gleisen fahren, und auch sie beförderten Personen. Allerdings erwies sich das System recht schnell als eher unbrauchbar, sodass es bald wieder eingestellt wurde.

DMV Japan
Hier ist das DMV als Bus in der reizvollen Landschaft der Setouchi-Inseln unterwegs Foto: Setouchi DMO
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Fahrt mit dem DMV in Japan lohnt sich auch für Touristen

Ob sich der DMV-Bus in Japan länger halten wird und irgendwann auch woanders als auf den Setouchi-Inseln zum Einsatz kommen wird, wird sich zeigen. Tatsächlich ist eine Fahrt mit dem DMV aus touristischer Sicht aber durchaus lohnenswert. Denn die Route führt an der Küste entlang und bietet traumhafte Ausblicke auf den Pazifischen Ozean. Zudem geht es vorbei an den heißen Quellen von Shishikui Onsen, eine der beliebtesten Touristenattraktionen der Region. Auf der insgesamt 123 Kilometer langen Strecke wechselt das Fahrzeug zweimal den Modus, von Bus zu Zug und wieder zu Bus.

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