11. Juli 2022, 13:34 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Die Deutsche Bahn steht schon seit Längerem in der Kritik für, so die Meinung der Kunden, zu hohe Ticketpreise. Die durch das 9-Euro-Ticket stark vergünstigten Preise im Nahverkehr haben diese Problematik nur noch deutlicher hervorgehoben. Nun startet die Bahn einen neuen Anlauf mit günstigeren Tickets: Die „Egal Wohin“-Tickets sollen Reisende für 39 Euro pro Strecke durch Deutschland bringen. Doch lohnt sich das überhaupt? TRAVELBOOK hat sich das neue Programm genauer angeschaut.
Klimafreundlich und kostengünstig reisen in Deutschland: In Zeiten von Inflation und steigenden Benzinkosten planen immer mehr Deutsche ihre Urlaubszeit im eigenen Land. Der Erfolg des 9-Euro-Tickets zeigt, dass eine Nachfrage nach kostengünstigem Nahverkehr definitiv vorhanden ist. Doch die Deutsche Bahn ist, vor allem wenn es Fahrten mit dem ICE oder IC betrifft, für preisintensive Tickets bekannt. Je nach Strecke kosten Tickets ohne Bahncard gerne 100 Euro und mehr. Doch mit dem „Egal-Wohin“-Ticket will die Bahn nun ein neues Angebot für 39,90 Euro schaffen.
Doch es gibt einige Haken an dem neuen Ticket und vergleichbar mit dem 9-Euro-Ticket ist es schon gar nicht. Warum, wo man es kaufen kann, wie man es einlöst und für wen sich eine Anschaffung vielleicht doch lohnen könnte: ein Überblick.
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Wofür gilt das „Egal-Wohin“-Ticket und wie kann ich es einlösen?
Das „Egal-Wohin“-Ticket gilt deutschlandweit für eine einfache Fahrt in der 2. Klasse in allen Zügen – also nicht nur im Nah-, sondern auch im Fernverkehr. Mit dem Kauf eines Tickets erhält man einen Buchungscode, der für die Buchung einer einfachen Fahrt deutschlandweit in der 2. Klasse in den Zügen des Fernverkehrs (ICE-, IC/EC) sowie im Nahverkehr der Deutschen Bahn (IRE, RE, RB, S-Bahn) und im Nahverkehr der nicht-bundeseigenen Eisenbahnen (NE) gültig ist.
Die Tickets kann man bis 1. August in allen teilnehmenden Märkten von Edeka, Marktkauf, budni, nah & gut und trinkgut kaufen. Allerdings ist der Vorrat begrenzt, wie es in einer Pessemitteilung heißt und es können maximal fünf Tickets pro Person gekauft werden. Durch den Kauf erhält man einen Buchungscode, den man zum Buchen einer Fahrt verwenden kann. Die Fahrt muss bis zum 30.06.2023 gebucht werden, die Reise muss bis zum 09.12.2023 stattfinden. Das Ticket kann frühestens 180 Tage im Voraus und spätestens zwei Tage vor Reiseantritt gebucht werden.
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Gibt es einen Haken?
Mehrere sogar. Denn auch wenn mitunter der Vergleich zum 9-Euro-Ticket gezogen wird, unterscheiden sich die beiden Angebote doch deutlich – zuungunsten des „Egal-Wohin“-Tickets. Denn im Gegensatz zum 9-Euro-Ticket besteht bei diesem Angebot Zugbindung. Zudem können Reisende generell nicht alle Fernzüge nutzen. Denn das Ticket kann nur für Züge, die weniger ausgelastet sind, eingesetzt werden. Züge an begehrten Reisetagen und Uhrzeiten sind dadurch ausgeschlossen. Die entsprechenden Verbindungen können nicht ausgewählt werden, heißt es vonseiten der Bahn. Außerdem ist das Ticket nicht mit Bahncards kombinierbar.
Grundsätzlich ist das „Egal-Wohin“-Ticket mit bisherigen Angeboten der Deutschen Bahn vergleichbar. So gab es etwa bereits eine Kooperation mit Lidl, bei der man für 99 Euro vier Fahrten erwerben konnte – eine einzelne Fahrt war also deutlich günstiger als 39,90 Euro. Das Angebot jetzt ist also je nach Strecke günstiger als ein normales Ticket, aber nicht revolutionär.
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Für wen lohnt sich nun das „Egal-Wohin“-Ticket?
Das Ticket lohnt sich vor allem für alle, die keine Bahncard haben und nicht an den klassischerweise begehrten Tagen und Uhrzeiten fahren wollen, wenn die Kontingente begrenzt sind. Je nach Länge der Strecke lässt sich dann durch das „Egal-Wohin“-Ticket durchaus die Hälfte des Fahrpreises sparen. Wer jedoch bereits eine Bahncard hat und so weit im Voraus buchen kann, dass noch Sparpreise verfügbar sind, wird mit dem „Egal-Wohin“-Ticket möglicherweise keine große Preisersparnis haben. Mit dem 9-Euro-Ticket vergleichbar ist dieses Angebot in jedem Fall nicht.