10. März 2022, 14:28 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Was für ein spektakulärer Fund: Nach mehr als 100 Jahren wurde die „Endurance“, das gesunkene Expeditionsschiff des britischen Polarforschers Ernest Shackleton, entdeckt. Mithilfe von hochauflösenden Kameras und Scannern haben Forscher den Dreimaster in den Tiefen des antarktischen Weddellmeers gefunden – 100 Jahre nach dem Tod Shackletons.
Der Name der „Endurance“, der auf Deutsch „Ausdauer“ bedeutet, hat es sprichwörtlich in sich: Mehr als 100 Jahre nach dem Untergang haben Forscher nun das hölzerne Wrack des berühmten Expeditionsschiffes in der Antarktis gefunden. Sogar der Name ist noch zu lesen. „Mit der Entdeckung der ,Endurance‘ haben wir Polargeschichte geschrieben“, sagte John Shears, der Leiter der vom britischen Falklands Maritime Heritage Trust angeführten Expedition, am Mittwoch, dem 9. März, einer Mitteilung zufolge.
Verschollen in 3008 Meter Tiefe
Das Forschungsschiff des britischen Polarforschers Ernest Shackleton, der 1922 starb, war während des Ersten Weltkriegs im Jahr 1915 gesunken: Massives Packeis ließ seine Mission, die Antarktis zu durchqueren, scheitern. Nachdem Shackleton und seine Crew erst rund zehn Monate im Eis feststeckten, verließen sie die „Endurance“ unter anderem mithilfe von Rettungsbooten. Mit Vorräten richteten sie sich zum Überwintern auf einer Eisscholle ein – die „Endurance“ sank vor den Augen der Besatzung in die Tiefen der Antarktis.
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Nun wurde die „Endurance“ vor einigen Tagen in 3008 Meter Tiefe in der Antarktis entdeckt. Das Team des südafrikanischen Forschungsschiffs „Agulhas II“ hatte am 5. Februar seine Expedition von Kapstadt aus begonnen – mit dem Ziel, die „Endurance“ noch vor Ende des Sommers zu finden. Etwa vier Meilen südlich von dem Ort, den der einstige Kapitän der „Endurance“, Frank Worsley, zuletzt angab, wurden sie fündig.
„Das ist mit Abstand das beste Schiffswrack, das ich je gesehen habe“, sagte der Forschungsdirektor der Expedition, Mensun Bound. „Es steht aufrecht, sehr stolz auf dem Meeresboden und ist intakt und in brillantem Zustand.“
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Ganzjähriges Meereis erschwerte die Suche
Zu dem wissenschaftlichen Team der „Endurance22“-Expedition an Bord des Schiffes S.A. Agulhas II gehört auch die deutsche Meeresphysikerin Stefanie Arndt vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven. Sie hat an Modellierungen mitgearbeitet, um die richtige Position des Forschungsschiffs zu berechnen. „Dies war deswegen relevant, da der Suchbereich quasi ganzjährig mit Meereis bedeckt ist“, schrieb die Forscherin noch vom offenen Ozean aus der Deutschen Presse-Agentur.
Die Spannung sei bis zum Ende groß gewesen, berichtete Arndt per E-Mail. Der Aufbruch während der Pandemie, schwierige Eisbedingungen und viele Fragezeichen hätten den Erfolg an viele Randbedingungen geknüpft.
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„Endurance“ ist als historische Stätte geschützt
Geborgen werden soll die „Endurance“ nicht, das Wrack ist im Antarktis-Vertrag als historische Stätte geschützt. Die Forscher wollen ihren spektakulären Fund mit Foto- und Videoaufnahmen dokumentieren, ohne das Wrack zu beschädigen, und heutigen und kommenden Generationen von seiner Geschichte berichten.
Mit Material von dpa