24. Juni 2022, 11:39 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Viele Familien besuchen vor allem in den Ferien und im Urlaub Freizeitparks. Ob Achterbahn, Streichelzoo, heiße Waffeln – hinter all den Angeboten stehen Menschen, die den Spaß und Genuss ermöglichen. Laut Medienberichten fehle es Deutschlands beliebtestem Freizeitpark, dem Europa-Park, aber an Mitarbeitern, weshalb nun die Besucherzahlen beschränkt werden. TRAVELBOOK hat beim Europa-Park nachgehakt.
Der Personalmangel spielt derzeit vielen Unternehmen der Tourismusbranche übel mit. Flughäfen versinken im Chaos und auch Hoteliers und Gastronomen klagen über fehlendes Personal. Laut Medienberichten und einem aktuellen Artikel der „Deutschen Presse-Agentur“ (dpa) hat sich der Personalmangel im Europa-Park Rust derart zugespitzt, dass dieser nun die Besucherzahlen begrenzt. Der Europa-Park erklärt hingegen gegenüber TRAVELBOOK, die Begrenzung habe nichts mit Personalmangel zu tun. Der würde nicht bestehen – der beliebte Freizeitpark sei personell sogar gut aufgestellt.
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Übersicht
Deutsche Freizeitparks leiden unter Personalmangel
Der Personalmangel in Freizeitparks spitzt sich zu. „Es ist eine Tragödie, die sich durch alle Unternehmen der Freizeit- und Tourismusbranche zieht“, sagte Jürgen Gevers, Geschäftsführer des Verbandes Deutscher Freizeitparks und Freizeitunternehmen. Corona habe die Betriebe hart getroffen. „Sie mussten als erste schließen und durften als letzte wieder öffnen.“ Es gebe laut Gevers kaum ein Unternehmen, das nicht unter Personalnot leide – und das kurz vor der Hochsaison in der Ferienzeit.
In einigen Parks seien die Öffnungszeiten verkürzt worden, sagt Verbandsmann Gevers. Personal fehle an allen Ecken und Enden – von Kassiererinnen über Reinigungskräfte bis hin zu Menschen für die Bedienung der Fahrgeschäfte. Zum Teil gingen auch Umsätze verloren, weil nicht mehr alle kulinarischen Angebote erhältlich seien, sagt Gevers.
Potenzielle Mitarbeiter werden umworben und mit allerlei Vorteilen angelockt. „Man buhlt geradezu um sie – Parks bieten kostenlose Parkplätze, einen Vertrag mit einem Fitnessstudio oder Massagen an“, sagt Marcel Bender vom Schwabenpark in Kaisersbach. Dort gibt es etwa für die Mitarbeiter freies Mittagessen. Überdies werden vier weitere günstige Mitarbeiterwohnungen gebaut – sechs gibt es bereits.
Europa-Park deckelt Besucherzahlen
Deutschlands beliebtester Freizeitpark, der Europa-Park in Rust, deckelt vorübergehend die tägliche Besucherzahl. Laut aktueller Aussage jedoch nicht wegen Personalmangels, wie zahlreiche Medien unter Berufung auf die dpa berichten: „Mit der variablen Deckelung, die nicht auf einen Personalmangel zurückzuführen ist, kanalisieren wir Besucherströme, um den Gästen ein optimales Erlebnis zu garantieren“, teilte eine Sprecherin gegenüber TRAVELBOOK mit.
An Spitzentagen besuchen laut dpa mehr als 50.000 Menschen den Park. In der „Badischen Zeitung“ heißt es: „Dieter Borer, Schweizer Repräsentant des Europa-Parks, hat dortigen Medien bestätigt, dass derzeit nicht mehr als 30.000 Besucherinnen und Besucher täglich eingelassen werden.“ Eine Unternehmenssprecherin erklärte jedoch gegenüber TRAVELBOOK, dass die Beschränkung auf 30.000 Besucher nicht bestätigt werden kann – die Zahl sei nicht korrekt. Vielmehr handele es sich um ein „variable Deckelung“, die der Europa-Park auf Nachfrage nicht weiter mit Zahlen oder Fakten untermauert.
Auf die Frage seitens TRAVELBOOK, warum es nicht schon in Vor-Corona-Zeiten eine solche Deckelung gegeben habe, begründet die Sprecherin: „Ein Einflussfaktor [für die aktuelle Deckelung] ist beispielsweise, dass die Gäste sich nach der Pandemie in Menschenansammlungen nicht mehr so unbeschwert und frei fühlen wie davor. Daher möchte der Europa-Park auch weiterhin sehr verantwortungsvoll mit den Besucherkapazitäten umgehen.“
Deckelung nicht wegen Personalmangels?
„Es ist zu wenig Personal da und das merken dann auch die Gäste, wenn Restaurants oder Essensstände nicht geöffnet sind“, sagte eine Sprecherin des Unternehmens der „Badischen Zeitung“. Gegenüber TRAVELBOOK erklärte eine Sprecherin jedoch: „Alles hat geöffnet. Wir arbeiten mit einem Distriktmanagement, das es ermöglicht, stark ausgelastete Restaurants schnell und variabel personell aufzustocken und damit flexibel auf Besucherströme zu reagieren.“
Personalmangel wäre im Europa-Park derzeit kein Problem: „Zu den Sommerferien kommen wir mit Ferienjobbern auf Vor-Corona-Niveau. Auch die offenen Stellen liegen auf Vor-Corona-Niveau“, sagt die Sprecherin zu TRAVELBOOK. Weiter heißt es: „Zusätzlich zu den saisonalen Rückkehrern haben wir 500 Mitarbeiter eingestellt.“
Abschließend erklärt die Sprecherin: „Für den Start der Sommerferien sind nur noch wenige Plätze frei, die es zu besetzen gilt. Hier sind wir aber grundsätzlich optimistisch, dass uns dies gelingen wird.“
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Europa-Park akquiriert Personal aus dem Ausland
Ohne Mitarbeiter aus dem Ausland wäre die Lage wohl um einiges schwieriger. „Schon seit einigen Jahren akquiriert der Europa-Park seine Arbeitskräfte weit über die Landesgrenzen hinaus. Neben Bewerbertagen vor den Toren von Paris ist der Europa-Park auch auf der Suche nach Fachkräften in Tschechien, Bulgarien, Polen sowie im zentralasiatischen Raum sowie in Südafrika“, teilt die Sprecherin TRAVELBOOK mit.
Der Europa-Park habe bereits 25 ukrainische Flüchtlinge eingestellt. „Das klappt sehr gut und wir rechnen noch mit weiteren erfolgreichen Einstellungen“, sagte eine Sprecherin laut dpa. Allerdings gelte es, noch sprachliche Barrieren abzubauen.
Mit Material von dpa