8. Juni 2022, 10:03 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Sie hat eine gigantische Ausdehnung von mehr als 180 Kilometern und ist schätzungsweise mindestens 4500 Jahre alt: Australische Forscher haben die nach eigenen Angaben größte bisher bekannte Pflanze der Welt entdeckt. Es handelt sich um ein besonders widerstandsfähiges Seegras.
Die Forscher der University of Western Australia und der Flinders University haben ihre spektakuläre Entdeckung Anfang Juni in einer offiziellen Mitteilung publik gemacht. Demnach wächst die größte Pflanze der Welt, ein Seegras mit dem lateinischen Namen Posidonia australis in der Shark Bay, einer Meeresbucht an der Westküste Australiens im Bundesstaat Western Australia.
Die Evolutionsbiologin Dr. Elizabeth Sinclair ist eine der Hauptautorinnen der Studie, die in der wissenschaftlichen Zeitschrift Proceedings of the Royal Society erschienen ist. Sinclair erklärte, man habe eigentlich verstehen wollen, wie genetisch vielfältig die Seegraswiesen der Shark Bay seien. „Wir werden oft gefragt, wie viele verschiedene Pflanzen in den Seegraswiesen wachsen, und dieses Mal haben wir genetische Werkzeuge eingesetzt, um die Frage zu beantworten“, so Sinclair.
„Die Antwort hat uns umgehauen“
Ihren Beschreibungen zufolge hat das Forscherteam hierfür Seegras-Sprossen aus den verschiedenen Umgebungen der Shark Bay entnommen. Mithilfe von 18.000 genetischen Markern hat man dann eine Art „Fingerabdruck“ erstellt. „Die Antwort hat uns umgehauen – es war nur einer!“, sagt Jane Edgeloe, eine weitere Hauptautorin der Studie, laut der Pressemitteilung. Und weiter: „Eine einzige Pflanze hat sich in der Shark Bay über 180 Kilometer ausgebreitet und ist damit die größte bekannte Pflanze der Welt.“
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Den Forschern zufolge beträgt die Fläche der Pflanze etwa 200 Quadratkilometer. Sie vermuten, dass die Pflanze sich aus „einem einzigen, kolonisierenden Sämling entwickelt“ hat. Laut Sinclair unterscheidet sich diese Seegraspflanze von anderen großen Seegrasklonen nicht nur durch ihre enorme Größe. Darüber hinaus verfügt sie über doppelt so viele Chromosomen wie ihre ozeanischen Verwandten. In der Fachsprache nennt man dieses Phänomen Polyploidie. „Polyploide Pflanzen leben oft an Orten mit extremen Umweltbedingungen, sind oft steril, können aber weiter wachsen, wenn sie nicht gestört werden. Und genau das hat dieses Riesenseegras getan“, erklärt Sinclair.
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Die Forscher planen nun eine Reihe von weiteren Untersuchungen in der Shark Bay, um mehr über Art, Beschaffenheit und Wachstum der größten Pflanze der Welt zu erfahren. Die Bucht ist seit 1991 Teil des UNESCO-Welterbes und heißt so, weil fast 30 verschiedene Haiarten dort heimisch sind.