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In Brasilien angespült

Forscher lüften Geheimnis um Fracht von einstigem Nazi-Schiff

Mehr als 350 solcher „Kisten“ hat die Adema, die brasilianische Staatliche Umweltverwaltung, nach eigenen Angaben an verschiedenen Stränden des Bundesstaats Sergipe in rund einem Monat eingesammelt
Mehr als 350 solcher „Kisten“ hat die Adema, die brasilianische Staatliche Umweltverwaltung, nach eigenen Angaben an verschiedenen Stränden des Bundesstaats Sergipe in rund einem Monat eingesammelt Foto: dpa picture alliance
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TRAVELBOOK Redaktion

19. Oktober 2021, 14:38 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten

Zum wiederholten Male sind an Brasiliens Nordküste mysteriöse Pakete angespült worden. Nun konnten Forscher ihre Herkunft rekonstruieren und einem dunklen Kapitel der deutschen Geschichte zuordnen.

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An Brasiliens Nordostküste tauchen immer wieder und in großen Mengen geheimnisvolle Pakete auf. „Caixas misteriosas“ (deutsch:„mysteriöse Kisten“) nennen die Brasilianer das zum Teil mit Krebsen übersäte Strandgut, das zunächst Rätsel aufgab. Doch nun haben Wissenschaftler die Herkunft geklärt – und die Spur führte lang zurück und weit weg. Denn es handelt sich um die Fracht mehrerer vor Brasiliens Küste gesunkener Nazi-Schiffe. Nachdem zunächst nur von einem Schiff ausgegangen wurde, konnten die Pakete nun einem weiteren Blockadebrecher zugeordnet werden.

Geheimnisvolle Pakete stammen aus der Nazi-Zeit

Schon seit 2018 werden die „caixas misteriosas“ immer wieder an der Nordostküste von Brasilien angespült –in einem Monat sollen sogar über 350 der „mysteriösen Kisten“ gefunden worden sein. Etwa 80 Kilogramm ist ein solches Paket schwer. Kürzlich konnte das bräunlich-verwitterte Strandgut erstmals identifiziert und zugeordnet werden, wie verschiedene Medien berichteten. Es handelt sich um Kautschukballen.

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Der Meeresbiologe Luis Bezerra hat selbst eine der „Kisten“ gefunden. Er und sein Forscherteam ordneten im September 2021 das Strandgut dem vor Brasiliens Küste gesunkenen Nazi-Frachter „Rio Grande“ zu. Doch die neuen Ballen stammen wohl von einem zweiten Nazi-Schiff. Am 17. Oktober teilte Carlos Teixeira, Wissenschaftler am Meeresforschungsinstitut von Ceará, laut Spiegel dem brasilianischen Fernsehsender Globo mit, dass die zuletzt gefundenen Kautschukballen vom deutschen Schiff „Weserland“ stammen. Texeira habe zusammen mit seinen Kollegen nach der Herkunft der „Pakete“ geforscht, nachdem er ebenfalls selbst eines gefunden hatte.

Bei der „Weserland“ handelte es sich um einen sogenannten Blockadebrecher. Diese Schiffe waren für die Versorgung mit Kautschuk während der Zeit des Zweiten Weltkrieges von entscheidender Bedeutung.

Zwei mit geheimnisvollem Strandgut beladene Pick-ups an der Küste Brasiliens
Zwei mit geheimnisvollem Strandgut beladene Pick-ups an der Küste Brasiliens Foto: dpa picture alliance
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Wieso wurden die Pakete jetzt erst angeschwemmt?

Die neuen „mysteriösen Kisten“ sprechen laut der Forscher eine andere Sprache, als die des Blockadebrechers „Rio Grande“. Während die zunächst gefundenen Kautschukballen die Markierung „Product of French Indochina“ (deutsch: Produkt aus Französisch-Indochina) gehabt hätten, wäre das neue Frachtgut mit japanischen Schriftzeichen gekennzeichnet. Es war also ersichtlich, dass die Fracht nicht vom selben Schiff stammte. Über eine mathematische Modellierung von Winden und Strömungen hätten die Wissenschaftler schließlich die neuen Ballen der „Weserland“ zugeordnet.

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Doch wieso wird die Fracht überhaupt erst rund 80 Jahre nach dem Untergang der Nazi-Schiffe vor Brasiliens Küste angeschwemmt? Das könnte zwei Gründe haben. Zum einen könnte es an der natürlichen Zersetzung der Wracks liegen, zum anderen aber auch daran, dass sich Wrackräuber an den Schiffen zu schaffen machen.

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