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Am Potsdamer Platz

Getestet! In Berlin hat Europas größter Food-Court eröffnet

Manifesto in Berlin am Potsdamer Platz
Ob das Manifesto in Berlin hält, was die Betreiber versprechen? Foto: Manifesto Market (Collage: TRAVELBOOK)
Susanne Resch
Susanne Resch

9. Februar 2023, 13:13 Uhr | Lesezeit: 9 Minuten

4400 Quadratmeter, 960 Sitzplätze, 22 Restaurants und 4 Bars: Das ist, laut Betreiber, der größte Food Hub Europas. Den gibt es jetzt mit dem Manifesto Market in Berlin. Doch, obwohl das Manifesto in der deutschen Hauptstadt bereits Ende Januar eröffnet hat, haben derzeit noch nicht alle angekündigten Restaurants und Bars geöffnet. TRAVELBOOK war trotzdem schon vor Ort und zeigt, was Besucher von dem gastronomischen Marktplatz erwarten können, was den „Food Hub“ ausmacht, was unserer Redakteurin gefallen hat und was sie kritisiert.

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Vegane Gyoza, Kebab Kaskash und sogar einen getrüffelten Angus-Rindfleisch-Burger mit 24 Karat für 129,90 Euro: All das und noch viel mehr gibt es in „The Playce“, in den ehemaligen Potsdamer Platz Arkaden. Denn dort hat am 25. Januar 2023 mit dem Manifesto Market ein Food Court der Superlative eröffnet. Laut Betreiber ist es sogar der größte Food Hub in Europa. Im Manifesto am Potsdamer Platz in Berlin gibt es nicht nur Drinks und Speisen aus aller Welt, sondern auch Veranstaltungen aus dem Kultur- und Lifestyle-Bereich. Auf der Unternehmens-Webseite heißt es, dass pro Jahr 150 Veranstaltungen mit Live-Musik, DJs, Influencern und Künstler geplant seien.

So begeisternd das Marketing ist, das Konzept und die Umsetzung spalten laut Google-Bewertungen die Besucher. TRAVELBOOK-Redakteurin Susanne Resch, die in Berlin lebt, hat den Food Hub schon vor der Eröffnungsfeier am 9. Februar besucht und mit General Manager Jan Mönkedieck gesprochen.

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Der größte Food Hub in Europa setzt auf Event-Gastronomie, Architektur und Design

„Unter einem Food Hub verstehen wir im Manifesto am Potsdamer Platz 26 Küchen und Bars. Wir kurieren die beste Gastro-Szene Berlins und dazu gibt es Entertainment im Rahmen von Veranstaltungen“, so Jan Mönkedieck gegenüber TRAVELBOOK. Das Unternehmen Manifesto Market gibt es bereits seit 2018. Gegründet wurde es vom US-Amerikaner Martin Barry in Prag, wo es bereits seit Jahren Erfolge feiert. „Somit ist das Manifesto in Berlin eine internationale Expansion und dazu gleich noch der größte Food Hub in Europa. Am Potsdamer Platz in Berlin haben wir die geeignete Fläche gefunden und sind uns sicher: Der Potsdamer Platz braucht richtig gutes Essen und viel Leben“, erklärt Mönkedieck.

Mit dem Manifesto Market am Potsdamer Platz in Berlin haben sich die Verantwortlichen viel vorgenommen. „Mein Leitgedanke war es, einen Ort zu schaffen, den die Berliner lieben und als ihren Treffpunkt wählen werden“, so Barry in einer Pressemitteilung. Ein hochgestecktes Ziel, verbringen die Einwohner Berlins im Gegensatz zu Touristen doch eher selten ihre Freizeit am Potsdamer Platz. Barry hingegen fährt ambitiös fort: „Es ist ein Lebenswerk. Ein Ort zum Lernen, zum Lachen und zum Loslassen. Eine Kreuzung von Geschmäckern, multikultureller Menschen und verschiedener Sprachen, die in den Küchen und an den Tischen gesprochen werden. All das schafft Momente, an die sich die Menschen erinnern können – gepaart mit tollem Essen, Musik und unterhaltsamen Veranstaltungen.“

Manifesto Market Potsdamer Platz Berlin
Die Treppe ist eines der Schlüsselelemente im Manifesto Foto: Manifesto Market

Die portugiesische Architektin Sara Gomes verantwortete die Gestaltung der Innenräume, Restaurantbereiche, Bars, maßgefertigten Möbel und des Treppenelements. Letzteres kann laut Betreiber wie eine Art Amphitheater genutzt werden. Auf dem Instagram-Kanal vom Manifesto am Potsdamer Platz in Berlin beschreibt Gomes den Food Hub in drei Wörtern: „Lebendig, cool und unerwartet“:

22 Restaurants und 4 Bars auf zwei Etagen

„Manifesto steht vor allem für richtig gutes Essen. Alle Köche hier haben eine echte Leidenschaft für Essen und die qualitative Zubereitung“, erklärt Mönkedieck gegenüber TRAVELBOOK. Auf zwei Etagen gibt es Speisen aus Europa, Nahost, Lateinamerika und Asien – vom (veganen) Gyros über Aleppo-Paprika, Tacos aus Mexiko und Empanadas aus Argentinien bis hin zu etwa Ramen, der japanischen Nudelsuppe. Die 22 Restaurants des Manifesto Market am Potsdamer Platz in Berlin wählte man laut Pressemitteilung in einem mehrmonatigen Verfahren aus über 800 Bewerbern aus. Derzeit sind jedoch erst 13 Restaurants offen, die anderen 9 sollen in den nächsten zwei Wochen eröffnen (Stand: 9. Februar 2023).

Koreanisch, vietnamesisch, chinesisch und japanisch: Im Obergeschoss gibt es derzeit neun asiatische Anbieter, von denen jedoch noch nicht alle geöffnet haben. Dennoch sagt Mönkedieck: „Damit sind wir nicht nur Europas größter Food Hub, sondern auch Europas größter asiatischer Food Hub.“ Konkret erwarten die Besucher im oberen Bereich Restaurants wie das „WaWa“, „Chi Kin“, „Mao Style HotPot“, „Shaniu’s House of Noodles“, das vietnamesische vegane Restaurant „Kim 999“, und das indische „Moksa“. Mit dem „Daruma Ramen“ und der „Enzo Sushi Bar“ gibt es zudem zwei Anbieter japanischer Speisen. Kaffee und koreanische Snacks bietet das „Café Gong Gan“ im Obergeschoss.

Im Erdgeschoss befinden sich etwa „Apló Greek Kitchen“, das „Malakeh“ mit syrischen Spezialitäten und das Bowl-Konzept „Fat Monk Austria“. Argentische Küche gibt es im „El Bodegón“, mexikanisches Essen im „Alebrijes“ und südamerikanische Grill-Spezialitäten im „Dirty Dog Barbeque“. Zum Dessert gibt es handgefertigte Kekse im New-York-Style im „Ohh! Cookies“ und Eiscreme-Rollen im „Delabuu“.

Dazu locken zwei Bars, eine Weinbar und später auch eine versteckte „Speakeasy“-Bar (eine Art „Flüsterstube“). Neben alkoholischen und alkoholfreien Cocktails und Weinen kommen auch Bierliebhaber auf ihre Kosten. Ein Highlight ist ein zweistöckiger Pilsner-Urquell-Bierturm mit zehn großen Biertanks, die jeweils 500 Liter fassen.

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Google-Bewertungen gehen stark auseinander

Seit der Eröffnung hat das Manifesto am Potsdamer Platz in Berlin nicht nur Fans. Zwar gibt es auch lobende 5-Sterne-Bewertungen, insgesamt aber kommt das Manifesto derzeit nur auf 3,5 Sterne. Von insgesamt 88 Bewertungen haben vergaben 21 Besucher nur einen Stern, also die niedrigste mögliche Bewertung (Stand: 9. Februar 2023). Vor allem die Qualität des Essens, das Ambiente, die Lautstärke und der Service werden bemängelt. Weiter kritisieren die User, dass nur Kartenzahlung möglich ist und dass man unfertig eröffnete. Auch die Preise und die Tatsache, dass sich an vielen Ständen nur auf Englisch verständigt werden kann, stößt auf Unmut.

„Ungemütliche, billige Einrichtung. Unangenehme Atmosphäre. Die meisten Läden sind noch eine Baustelle“, heißt es etwa in einer Bewertung. Seine 1-Sterne-Bewertung begründet ein anderer User wie folgt: „Das Konzept an sich klang gut. Internationales Essen von lokalen Restaurants an einem Ort. Das Ergebnis ist enttäuschend. Das Essen ist nicht einmal durchschnittlich, die Preise sehr hoch. (…) Tische und Boden waren nicht wirklich sauber. (…). So eine traurige Atmosphäre.“ Weiter liest man: „Das Essen war das typische Touristenzeug, überteuert und verkocht. War einen Versuch wert, aber sehr enttäuscht. Es gibt viele bessere Restaurants in Berlin.“ Ein anderer Besucher kommentiert: „Niedrige Decken, dunkel, Baustellenambiente. Hauptgerichte ab 14 Euro aufwärts in einem Shopping-Mall-Food-Court.“

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Das meint TRAVELBOOK-Redakteurin Susanne

Als ich am 6. Februar im Manifesto am Potsdamer Platz in Berlin war, fiel mir zuerst auf, dass sich vieles noch im Aufbau befindet. Überall wurde gewerkelt und nur knapp mehr als die Hälfte der angekündigten Stände hatte überhaupt geöffnet. Ich spreche übrigens bewusst von Ständen und nicht, wie das Manifesto selbst, von Restaurants. So oder so: Meiner Meinung nach hat sich das Manifesto keinen Gefallen getan, mit eingeschränktem Angebot, also „halbfertig“, zu eröffnen. Sicherlich ist dies wirtschaftlich begründet, verschreckt aber eben auch die Besucher der ersten Stunde.

Die Auswahl hat mir gut gefallen: vor allem der Fokus auf die asiatische Küche, da diese seit Jahren mein absoluter Favorit ist. Auch, dass es fast überall vegane Speisen und mit dem „Kim 999“ sogar ein komplett veganes, vietnamesisches Angebot gab, fand ich gut – wenn es auch keine Besonderheit in Berlin darstellt.

Für mich gab es vegane Gyoza, also Teigtaschen mit Gemüse, von „Kim 999“ zur Vorspeise. Zum Hauptgang habe ich mich für einen veganen Pilz-Burger mit karamellisierten Zwiebeln von „Burger Turm“ entschieden. Geschmeckt hat es mir alles, preislich gilt es aber noch nachzubessern. 8,90 Euro für eine kleine Vorspeise und 8,90 Euro für einen Mini-Burger ohne Beilage und ohne separate Sauce finde ich einfach zu teuer. Zumal ich das Essen zwar gut, aber eben nicht besonders fand. Die Fries zum Burger hätte es ab 4,50 Euro dazu gegeben – die Guacamole-Variante hätte 9,90 Euro, die Trüffel-Variante sogar 14,90 Euro gekostet. Auch, wenn man die Chia-Samen meines Aloe-Chia-Drinks – ebenfalls von „Kim 999“ – zählen konnte: Das Getränk war lecker. Jedoch halte ich auch hier den Preis von 5,90 Euro für etwa 300 Milliliter für zu teuer. Insgesamt fand ich das Angebot mit Hauptgerichten ab um die 14 Euro für Berliner Verhältnisse und für einen Food Court mit Selfservice zu hochpreisig.

Auch das Design und die eher kalte Atmosphäre haben mir persönlich nicht gefallen. Das lag auch daran, dass es (noch?) sehr leer war. Die Treppe mit Sitzmöglichkeiten ist innovativ, aber die unternehmenseigene Bezeichnung „Amphitheater“ eher übertrieben. Abzuwarten bleibt, welche Veranstaltungen das Manifesto am Potsdamer Platz in Berlin anbieten wird und wie die Besucher diese annehmen. Auch wird sich zeigen, ob das Manifesto im Sommer mit einer nur kleinen Außenfläche in der Alten Potsdamer Straße überzeugen kann.

Manifesto Market Potsdamer Platz Berlin
Das Foto entstand zur Essenszeit – es scheint, als werde das Manifesto in Berlin bisher noch nicht gut angenommen Foto: TRAVELBOOK

Dass man sich an einigen Ständen neben der jeweiligen Landessprache der Servicemitarbeiter nur auf Englisch verständigen konnte, sehe ich zwiegespalten. Sicherlich entspricht das einerseits dem Charakter einer Weltstadt wie Berlin, schließt aber auf der anderen Seite auch ein Publikum aus. Eine Lösung könnte sein, dass im Manifesto Market nicht nur von den Besuchern Englisch-, sondern auch von den Mitarbeitern zumindest etwas Deutschkenntnisse erwartet werden.

Ob sich das Manifesto am Potsdamer Platz in Berlin so entwickelt, wie von den Betreibern geplant und den Potsdamer Platz auch für Einwohner wieder zu einem attraktiven Ort macht, zweifele ich nach meinem Besuch noch an. Sicher ist der Food Hub in der Mittagspause oder nach der Arbeit für die Mitarbeiter umliegender Firmen wie etwa Deutsche Bahn, Facebook oder Daimler Chrysler eine willkommene Abwechslung. Zumindest für diejenigen, die es sich leisten können oder wollen. Und auch die Touristen werden kommen, schließlich weckt das Marketing als „Europas größter Food Hub“ hohe Erwartungen. Für mich, die in Berlin lebt, wurden diese bisher enttäuscht. Natürlich hat das Manifesto erst neu eröffnet, daher gilt abzuwarten, wie sich der Food Hub entwickelt, wenn alle „Restaurants“ und Bars geöffnet haben. Ohne, dass sich die Verantwortlichen die Kritik der ersten Stunde zu Herzen nehmen, wird es jedoch meiner Meinung nach schwer.

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