14. Dezember 2022, 12:28 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
In der Schweiz ist jetzt ein Meilenstein der Schienen-Innovation geglückt: Ein Zug, der zwei bisher getrennte Schienenwege verbindet, weil er von einer auf die andere Schiene „springen“ kann.
Eigentlich ist die Strecke mit drei Stunden und 15 Minuten zeitlich überschaubar. Doch wegen unterschiedlicher Schienenarten mussten Zuggäste des GoldenPass Express‚ (kurz: GPX) zwischen den Schweizer Tourismus-Destinationen Interlaken und Montreaux umsteigen. Bis jetzt. Denn seit dem 11. Dezember 2022 fährt der Zug durch – dank einer technischen Innovation, die ihn von einer auf die andere Schiene „springen“ lässt.
Nach 100 Jahren kann der Zug jetzt „springen“
Die GoldenPass-Express-Zuglinie zwischen den Bahnhöfen Montreux am Genfersee und Interlaken Ost im Berner Oberland gibt es bereits seit mehr als 100 Jahren. Bislang mussten Zuggäste am Bahnhof Zweisimmen umsteigen, wollten sie von dem einen zum anderen, 115 Kilometer entfernten, Ort fahren. Der Grund: Unterschiedliche Schienentypen – mit verschiedenen Höhen, Breiten und elektrischen Spannungen, die der Zug bislang nicht überwinden konnte.
Das hat sich jetzt geändert. Dank seiner neu entwickelten Technologie kann der Zug jetzt zwischen der metrischen Spurbreite (1 Meter) und der Normalspur (1,435 Meter) wechseln. Außerdem kann er auch in der Höhe „springen“ und die elektrische Spannung ändern. Der Spurwechsel geschieht mithilfe eines Drehgestells mit variabler Spurbreite. Der Zug fährt im ehemaligen Umsteige-Bahnhof Zweisimmen über die Spurweiten-Anpassungsrampe, die Klappen werden angehoben und der Wagen kann sich positionieren. So erklärt es die Autorin der Online-Plattform „The Points Guy“.
Auch interessant: Warum die Züge der Deutschen Bahn immer seltener die Schweiz erreichen
Zu viele Verspätungen Warum die Züge der Deutschen Bahn immer seltener die Schweiz erreichen
Bahnfahrt durch die Schweiz nach Italien Mit dem Zug von den Gletschern zu den Palmen
Nur zu Fuß oder mit dem Zug erreichbar Alp Grüm – das Schweizer Hotel, das gleichzeitig ein Bahnhof ist
Luxuszug mit Panoramafenstern und Kaviar
Der neue, rund 90 Millionen Euro teure GoldenPass Express erscheint in neuem Design und bietet seinen Gästen etliche Extras. Von riesigen Panoramafenstern, aus denen man die schöne Schweizer Landschaft beobachten kann, über bequeme, drehbare Sitze bis hin zu einem Gourmet-Menü mit Kaviar und Minibar-Angebot ist alles dabei. Außerdem hat der GoldenPass Express seine bislang erste und zweite Klasse um eine Prestige-Klasse erweitert. Wie in der ersten bekommt man auch hier das gastronomische Angebot direkt in den 40 Zentimeter erhöhten Raum und an die beheizten Sitze geliefert.
Die Ticketpreise variieren je nach Klasse. So kostet etwa eine Fahrt mit dem GoldenPass Express am 11. Januar 2023 in der ersten Klasse 93 Schweizer Franken (CHF) (umgerechnet etwa 94 Euro) und in der zweiten 53 CHF (knapp 54 Euro). Hinzu kommen jeweils 20 CHF (20 Euro) für die Sitzplatzreservierung. Wer im Prestigeraum sitzen möchte, zahlt 15 CHF (15 Euro) zusätzlich zum gesamten Erste-Klasse-Preis, also 128 (knapp 130 Euro) statt 113 CHF (114 Euro).
Auch interessant: Der Luxus-Zug, der komplett aus Glas bestehen soll
Die ersten beiden durchgängigen Fahrten des GoldenPass Express fanden am 11. Dezember 2022 statt. Einer startete in Montreaux, der andere in Interlaken. Der Zug wird bis zum 23. Juni 2023 einmal am Tag in jede Richtung fahren. Anschließend soll das Angebot ausgebaut und auf zwei Fahrten pro Tag und Richtung täglich erhöht werden.