8. Juni 2023, 15:36 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Mitten in der Wüste im südöstlichen Jemen klafft ein tiefes Loch, um das sich seit Jahrhunderten Mythen ranken. Lange galt der sogenannte Brunnen von Barhout, auch Höllenbrunnen genannt, als nur wenig erforscht. Doch mittlerweile haben es Forscher aus dem Oman geschafft, sich bis auf den Grund der 112 Meter tiefen Höhle abzuseilen. Was sie dort entdeckten – TRAVELBOOK verrät es.
Der Brunnen von Barhout in der Al-Mahra-Provinz im Südosten des Bürgerkriegslandes Jemens hat schon häufiger Forscher angelockt. Doch die Erkundung gilt als alles andere als einfach, meist drangen die Experten nur bis zu einer Tiefe von etwa 60 Metern in den Höllenbrunnen vor. Ihre Berichte verhießen nichts Gutes: So sprachen sie laut „Spiegel“ von „seltsamen Dingen“ und „eigenartigen Gerüchen“.
Den Legenden nach gilt der Höllenbrunnen als Gefängnis der Dschinns. Dschinns sind islamischen Vorstellungen zufolge Geister, die aus „rauchlosem Feuer“ erschaffen wurden und neben Menschen, Engeln und anderen Wesen die Welt bevölkern. Viele Einheimische in der Region rund um den Brunnen von Barhout glauben, dass von dem Höllenbrunnen Unglück ausginge.
Tote Tiere warteten am Boden des Höllenbrunnens von Barhout
Dennoch wagten sich im September 202 acht Höhlenforscher aus dem Oman weiter in den Brunnen hinab, als jemals zuvor. Sie erreichten als erste den in einer Tiefe von 112 Meter liegenden Grund, wie unterschiedliche Medien, allesamt unter Bezugnahme auf die französische Nachrichtenagentur AFP, berichteten.
Dort entdeckten sie auch die Ursache für die „eigenartigen Gerüche“ in der Höhle, über die Wissenschaftler zuvor berichtet hatten. So fanden die Omani bei ihrer aktuellen Expedition eine einfache Erklärung. „Es gab tote Vögel, die tatsächlich einen schlechten Geruch verursachen, aber es gab keinen überwältigenden Gestank“, sagte Geologieprofessor Mohammed al-Kindi laut „Spiegel“. Al-Kindi lehrt an der German University of Technology in Muscat, einer privaten Hochschule, die mit der RWTH Aachen kooperiert.
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Höhlenperlen und Schlangen
Laut al-Kindi, der selbst Teil des achtköpfigen Forscherteams war, das sich in die Höhle abseilte, habe man noch einige weitere Entdeckungen gemacht. Dazu zählten etwa graue und lindgrüne Höhlenperlen, die durch herabtropfendes Wasser entstanden seien. Zum anderen stießen die Wissenschaftler auf Schlangen. „Aber sie belästigen einen nicht, solange man sie nicht stört“, zitiert „Spiegel“ al-Kindi weiter. Übernatürliche Kräfte, die in dem mysteriösen Erdloch angeblich wirken sollen, haben die Forscher, wenig überraschend, nicht ausmachen können.
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Wissenschaftler vermuten, dass die Höhle mit einem Durchmesser von rund 30 Metern mehrere Millionen Jahre alt sei. Die Forscher aus Oman sammelten bei ihrer aktuellen Expedition Wasser-, Gesteins- und Bodenproben sowie tote Tiere ein. Eine erneute Expedition zum Boden des Höllenbrunnens hat es seit 2021 nicht mehr gegeben – vielleicht, weil die Rätsel um den mysteriösen Brunnen nun gelöst sind. Die Legenden, die sich um den Brunnen von Barhout ranken, bleiben jedoch.