21. März 2023, 9:00 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Knapp 12.000 Menschen aus 181 Ländern, die sich zum Auswandern in ein anderes Land entschieden haben, hat das Netzwerk „InterNations“ bereits 2022 zu ihren Erfahrungen im Ausland befragt. Ein aktueller, an die große Umfrage angelegter Index untersucht nun, in welchen Ländern Expats – also nicht in ihrem Heimatland lebende und arbeitende Menschen – am leichtesten Fuß fassen, oder eben am schlechtesten. Während Deutschland enttäuschend abschneidet, landen bei den besten Ländern für einen Neubeginn vor allem arabische und asiatische Länder auf den vorderen Plätzen. TRAVELBOOK zeigt die Gewinner und Verlierer.
Wo findet man leicht eine Wohnung? In welchem Land gibt es bürokratische Hürden? Wo ist das Leben für Expats auch ohne die Kenntnisse der Landessprache leicht? Das geht hervor aus dem „Expat Basics Index“ von „InterNations“, der wiederum auf der „Expat Insider Studie 2022“ basiert. Gibt die Studie generell Aufschluss über Lebens- und Arbeitsbedingungen der Expats im Ausland (TRAVELBOOK berichtete bereits über die besten Städte und die besten Länder zum Auswandern), so zeigt der „Expat Basic Index“, in welchen Ländern die anfänglichen Schwierigkeiten am leichtesten – beziehungsweise am schwersten – zu meistern sind. Dafür fokussiert der Index auf die Themen Wohnen, Sprache, digitale Infrastruktur und Verwaltung als die für einen Neubeginn wichtigsten Faktoren. TRAVELBOOK zeigt die besten und die schlechtesten Länder zum Auswandern – gemessen daran, wie einfach oder schwer diese den Expats den Start machen.
Übersicht
Methodik des Index
Der Index zeigt, wo Sprache, Verwaltung, Digitales und Wohnen wenig oder starke Probleme bereiten. Dafür fließen diverse Unterkategorien in die Bewertung ein. So umfasst das Thema „Digitale Infrastruktur“ folgende Faktoren: Erledigen von Verwaltungsangelegenheiten online, unkompliziertes Einrichten eines schnellen Internetanschlusses, bargeldloser Zahlungsverkehr und unbeschränkte Zugänge zu Onlinediensten wie etwa Social Media. Bei der Kategorie „Wohnen“ geht es sowohl um das einfache Finden einer Wohnung als auch um bezahlbaren Wohnraum. Die „Verwaltungsangelegenheiten“ schließen einen einfachen Umgang mit Behörden, das unkomplizierte Einrichten eines Kontos sowie leichte Visa-Anträge für den Umzug mit ein. Der Faktor „Sprache“ umfasst, ob die Landessprache leicht zu erlernen und ob ein unkompliziertes Alltagsleben ohne Kenntnisse der Landessprache möglich ist.
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Wo der Start am schwersten fällt
Schlusslicht der schlechtesten Länder zum Auswandern, zumindest was den Start im Ausland betrifft, ist Deutschland. Denn laut dem „Expat Basics Index“ haben ausländische Fachkräfte hierzulande den schwersten Start: Das bedeutet den 52. und damit den letzten Platz. Bei der digitalen Infrastruktur landet Deutschland abgeschlagen auf dem 48., bei Verwaltungsangelegenheiten auf dem 36., beim Thema Wohnen auf dem 47. und beim Faktor Sprache auf dem 49. Platz – insgesamt ist Deutschland damit eindeutiger Verlierer.
Obgleich 59 Prozent der Expats sagen, dass sie Deutsch gut bis sehr gut beherrschen, seien die Hürden beim Spracherwerb hoch gewesen. Mehr als jeder Zweite findet es zudem schwierig, die Landessprache zu erlernen (versus 38 Prozent weltweit). Das wird insofern zum Problem, als weitere 46 Prozent der Umfrage-Teilnehmer es schwierig finden, ohne ausreichende Sprachkenntnisse der Landessprache in Deutschland zu leben (versus 32 Prozent weltweit). „Die Deutschen sind voreingenommen, wenn man nicht gut genug Deutsch spricht, besonders auf den Ämtern“, sagt eine rumänische Umfrageteilnehmerin.
Außerdem sei es besonders schwer, in Deutschland eine Wohnung zu finden. Die digitale Infrastruktur schneidet unter anderem wegen der oft fehlenden bargeldlosen Zahlungsmethoden schlecht ab. Laut der Studie sind fast 27 Prozent der Befragten durch die limitierten Möglichkeiten zum bargeldlosen Bezahlen frustriert. Weltweit sind es lediglich 8 Prozent.
Auch bei den Verwaltungsangelegenheiten ist die mangelnde Digitalisierung ein weiterer Frust-Faktor. „Ich bin oft überrascht, wie weit Deutschland anderen Ländern hinterherhinkt in Bezug auf die Verfügbarkeit von Online-Diensten, Kartenzahlungen und Behördengängen, die in anderen Ländern online erledigt werden können“, klagt ein britischer Expat.
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Die 10 schlechtesten Länder zum Auswandern – gemessen am Start für Expats
- Deutschland (Platz 52 im Ranking)
- Japan (Platz 51 im Ranking)
- China (Platz 50 im Ranking)
- Kuwait (Platz 49 im Ranking)
- Italien (Platz 48 im Ranking)
- Griechenland (Platz 47 im Ranking)
- Vietnam (Platz 46 im Ranking)
- Tschechien (Platz 45 im Ranking)
- Frankreich (Platz 44 im Ranking)
- Malta (Platz 43 im Ranking)
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Wo der Start am leichtesten fällt
Das laut Index ideale Land für einen leichten Start ist der aus mehr als 30 Inseln bestehende Staat Bahrain im Persischen Golf. Hier scheint es – im Gegensatz zu Deutschland als unrühmliches Schlusslicht der in Hinblick auf den Start schlechtesten Länder zum Auswandern – besonders leicht, Fuß zu fassen. Vor allem der Faktor „Verwaltungsangelegenheiten“ ist ein besonderes Highlight für Expats in Bahrain. Etwa zwei von drei Befragten (67 Prozent) empfinden den Umgang mit den lokalen Behörden als einfach – das sind 27 Prozentpunkte mehr als im weltweiten Durchschnitt (40 Prozent). Was das digitale Leben betrifft, so liegt Bahrain beim uneingeschränkten Zugang zu Online-Diensten wie sozialen Medien zwar mit dem 34. Platz unter dem weltweiten Durchschnitt, landet aber bei der Verfügbarkeit von Online-Behördendiensten auf dem achten Platz. Mehr als 80 Prozent der Umfrageteilnehmer finden es einfach, eine Wohnung zu finden. Außerdem finden die Expats, dass es auch ohne die Landessprache(n) zu sprechen, einfach ist, dort zu leben.
Die 10 besten Länder zum Auswandern – gemessen am Start für Expats
- Bahrain
- Vereinigte Arabische Emirate (VAE)
- Singapur
- Estland
- Oman
- Indonesien
- Saudi-Arabien
- Katar
- Kenia
- Kanada
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Kritik am Index
Wie beschrieben, basiert der „Expat Basic Index“ auf der „Expat Insider Studie 2022“ von InterNations. Für diese wurden 11.970 im Ausland lebende und arbeitende Personen aus 181 Ländern und mit 177 Nationalitäten zu zahlreichen Aspekten ihres Lebens als Expat befragt. Sowohl die Studie als auch der Index sind nicht repräsentativ. Denn schon die Antworten von 50 Umfrageteilnehmern pro Destination reichten, um das jeweilige Land im Ranking zu berücksichtigen. Das bedeutet entsprechend, dass viele Auswanderer, die nicht an der Umfrage teilnehmen konnten – oder, die sich je nach Land womöglich aus Angst vor Repressalien nicht äußern wollten –, in dieser Umfrage unberücksichtigt blieben. Nichtsdestotrotz: Für Deutschland besteht zweifelsohne Nachholbedarf!