14. Dezember 2022, 10:48 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
In Indonesien ist trotz vehementer Proteste von Menschenrechtlern ein Gesetz verabschiedet worden, wonach außerehelicher Sex künftig verboten ist. Auch das Zusammenleben von unverheirateten Paaren soll unter Strafe gestellt werden. Was das Gesetz, welches 2025 in Kraft tritt, für Urlauber und den lokalen Tourismus bedeutet – TRAVELBOOK gibt einen Überblick.
Alle Proteste von Menschenrechtlern haben nichts genützt: Das Parlament in Indonesien hat vergangene Woche ein Gesetz verabschiedet, wonach außerehelicher Sex ab 2025 mit bis zu einem Jahr Gefängnis bestraft werden soll. Das hatte unter anderem „tagesschau.de“ berichtet. Auch dürfen dem neuen Gesetz zufolge unverheiratete Paare nicht mehr zusammenleben. Bei einem Verstoß drohen sechs Monate Haft. Zudem soll auch Homosexualität landesweit unter Strafe gestellt werden.
Indonesien verbietet außerehelichen Sex – was bedeutet das für Urlauber?
Laut einem Bericht von „BBC“ soll das neue Gesetz nicht nur für Indonesier und im Land lebende Ausländer gelten, sondern auch für Besucher. Das bedeutet, dass auch Touristen zum Beispiel auf der beliebten Urlaubsinsel Bali Probleme bekommen könnten, wenn sie sich nicht an die geltenden Regeln halten. Allerdings stünden nur Kontakte ausländischer Touristen zu Einheimischen unter Strafe, wie „BBC“ weiter schreibt. Denn die Polizei darf dem Gesetz zufolge nur Ermittlungen aufnehmen, wenn ein Familienmitglied eines Einheimischen eine Beschwerde einreicht.
„Das Gesetz wird vielleicht für etwas Unsicherheit bei Urlaubern sorgen, sagt Dirk Reiser, Professor für Nachhaltiges Tourismusmanagement, im Gespräch mit TRAVELBOOK. „Ich gehe aber nicht davon aus, dass der Tourismus durch das Gesetz zum Erliegen kommen wird.“ Zu Problemen könne es für Urlauber nur dann kommen, wenn sie sexuelle Kontakte mit einem Einheimischen vor Ort hätten.
Backpacker oder unverheiratete Paare aus dem Ausland dürfte das Gesetz also eher nicht betreffen. Trotzdem befürchten laut „BBC“ viele Tourismusunternehmen, dass Urlauber Indonesien nach Inkrafttreten des Gesetzes meiden könnten und auf andere Reiseziele ausweichen. Für Indonesien, das aufgrund der Coronapandemie unter enormen Einbrüchen im Tourismussektor leidet, könnte dies einen erneuten Rückschritt bedeuten. Vor allem in Australien, aus dem ein großer Teil der Bali-Urlauber kommt, sorgte das neue Gesetz für Aufruhr. In sozialen Netzwerken wie Twitter oder Facebook kündigten viele Australier an, künftig nicht mehr nach Indonesien reisen zu wollen. Aber auch aus Deutschland gibt es schon entsprechende Stimmen.
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Laut einem Bericht von „Spiegel Online“ hat die indonesische Regierung inzwischen versucht, Reisende zu beruhigen. Ausländische Besucherinnen und Besucher, die miteinander Urlaub in Indonesien machten, müssten demnach nicht befürchten, etwa wegen Geschlechtsverkehrs oder Zusammenlebens außerhalb der Ehe bestraft zu werden. Dies habe der Vizejustizminister des südostasiatischen Inselstaats, Edward Hiariej, erklärt.
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„Großer Rückschritt für die indonesische Demokratie“
Schon 2019 hatte es in dem islamisch geprägten Land den Versuch gegeben, ein Sex-Verbot für Unverheiratete einzuführen, doch das Vorhaben scheiterte nach Massenprotesten. Auch nach der Absegnung des neuen Gesetzesentwurfes am Dienstag gab es bereits Proteste in Jakarta und anderen Teilen des Landes. Laut „BBC“ wird erwartet, dass die Gesetze, die von der Menschenrechtsorganisation „Human Rights Watch“ als „großer Rückschritt für die indonesische Demokratie“ bezeichnet wurden, vor Gericht angefochten werden.