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TRAVELBOOK „Top Leaders“

Bei Ryanair-Managerin nachgefragt: „Ist die Zeit der Billigflüge vorbei?“

Ryanair Pläne
Hebt Ryanair auch in Zukunft erfolgreich ab? Annika Ledeboer, Country Managerin bei Ryanair, hat TRAVELBOOK die Pläne verraten. Foto: Getty Images / Annika Ledeboer (Collage: TRAEVLBOOK)
Susanne Resch
Susanne Resch

3. August 2023, 10:31 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Die irische Billigairline Ryanair ist erstaunlich gut aus der Corona-Krise gekommen. Ende März 2023 flog man sogar mit 16 Prozent mehr Kapazität als vor der Pandemie. Mit neuen Flugzeugen will man die Flotte noch weiter ausbauen und zusätzliche Marktanteile gewinnen. Weitere Pläne der Airline, Kritik vom Kabinenpersonal und ob es in dieser Zukunft überhaupt noch Billigflüge gibt: Darüber hat TRAVELBOOK im Rahmen der „Top-Leaders“-Reihe mit Annika Ledeboer, Ryanair Country Managerin DACH, gesprochen.

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Frau Ledeboer, Sie sind gerade 30 Jahre alt geworden. Herzlichen Glückwunsch nachträglich und direkt anschließend die Frage: Was ist ihr Erfolgsgeheimnis?
„Ich glaube, es ist eine Mischung. Glück gehört dazu – dass man zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort ist. Und natürlich braucht es eine gute Vorbereitung und die Chemie muss stimmen. Was mir immer geholfen hat, war, mein Ziel immer vor Augen zu haben. Aber auch, dass ich einen Plan B und sogar einen Plan C hatte. Außerdem habe ich neue Herausforderungen immer gesucht und bei Ryanair habe ich die nun auf jeden Fall gefunden.“

Ryanair gibt es jetzt seit fast 40 Jahren. Wo steht die Airline im Jahr 2040?
„2040 ist gar nicht mehr so lange hin – unternehmerisch gesehen. Unser Plan ist klar. Grafisch gesehen, wäre er eine Kurve nach oben. Wir sind schon jetzt Europas größte Airline. Das wollen wir auf jeden Fall halten und weiter ausbauen. Das heißt: mehr Ziele, mehr Verbindungen, mehr Flugzeuge. Wir haben gerade eine neue Bestellung aufgegeben. Wir wollen eine neue und eine wachsende Flotte. Dazu wollen wir auf Routen, die schon bestehen, Frequenzen noch erhöhen. Es gibt noch viel Potenzial.“

Welche Pläne gibt es bei Ryanair?

Auch aktuell ist vieles im Wandel. Welche Neuerungen gibt es derzeit bei Ryanair-Streckennetz?
„Wir haben jetzt Albanien ganz neu im Streckennetz. Darauf sind wir stolz – denn damit haben wir jetzt das 37. Land in unserem Streckennetz. Ab Oktober kommt der Winter-Flugplan: Prinzipiell können wir alle Flughäfen, die wir in unserem Netzwerk haben, miteinander verbinden. Da ergeben sich endlose Kombinationsmöglichkeiten. Auch in dem in den kommenden Wochen veröffentlichten Winter-Flugplan wird es wohl die ein oder andere Neuerung geben.“

Neue Strecken heißt auch: mehr Routen, mehr Flugverkehr und daher mehr Umweltbelastung. Wie will Ryanair den CO₂-Ausstoß in den nächsten Jahren reduzieren?
„Zum einen bestellen wir neue Flugzeuge – die verbrennen deutlich weniger Kerosin und sind auch leiser. Das heißt, auch die Lärmbelästigung nimmt ab und wir können noch mehr Passagiere transportieren. Auf einem Flug reisen dann noch mehr Leute von A nach B, was natürlich wiederum den CO₂-Ausstoß pro Passagier verringert. Und wir fokussieren darauf, unsere Abläufe und Prozesse immer effizienter zu gestalten. Da gibt es einige Stellschrauben, die man noch drehen kann. Wir wollen noch bis 2030 ein Achtel unserer Flüge mit SAF (Sustainable Aviation Fuels, zu Deutsch nachhaltige Flugkraftstoffe) betreiben. Und bis 2050 haben wir uns das Ziel gesetzt, tatsächlich CO₂-neutral unterwegs zu sein.“

Ist die Zeit der Billigflieger vorbei?

Grundsätzlich stellt man sich immer wieder die Frage, ob die Zeit der günstigen Tickets und sogenannten „Billigairlines“ nicht trotzdem vorbei ist.
„Wir würden ja nicht so wachsen, wäre die Zeit der Billigflüge vorbei. Billigflug heißt auch nicht gleich billige Leistung: Mit Ryanair kommt man direkt von A nach B und muss nicht über einen größeren Flughafen reisen und hat dementsprechend nur einen Flug, um ans Ziel zu kommen. Das ist schon mal ein Pluspunkt auf der Low-Cost-Seite. Außerdem fliegt man ja nicht nur wegen eines Urlaubs, sondern will auch Freunde und Familie sehen. Das ist ein Grundbedürfnis und geht manchmal nur mit dem Flugzeug. Die Low-Cost-Anbieter haben da ihre Berechtigung und das Geschäftsmodell wird angenommen: Gerade in Zeiten von steigender Inflation spart so mancher lieber etwas am Reise-Komfort – vor allem auf kurzen Flügen – und investiert das dann lieber vor Ort. Deswegen glaube ich, dass es auch in Zukunft weiter günstige Flüge geben wird.“

Ryanair hat letztes Jahr verhältnismäßig wenig Flüge gestrichen – was machen Sie anders als Lufthansa und Easyjet?

2022 gab es bei Ryanair Kritik seitens des Kabinenpersonals und der Gewerkschaften, dass man sich nicht an grundlegendes Arbeitsrecht halten würde – auch den Lohn betreffend. Auf der anderen Seite gab es Medienberichte darüber, dass 2022 ein Rekordgewinn-Jahr für Ryanair war. Wie geht das zusammen?
„Unser Geschäftsjahr geht immer von Anfang April bis Ende März. Während Corona haben wir als eine der wenigen Airlines unser Personal gehalten – allerdings mit geringeren Gehältern, denn die Luftfahrt war sprichwörtlich am Boden. Diese reduzierte Bezahlung haben wir aber direkt wieder an den regulären Lohn angepasst, als plötzlich die Grenzen wieder offen waren. Durch diese Vereinbarung konnten wir gleich loslegen, wir mussten also nicht erst neu einstellen. Ja, es gab vorübergehend eine reduzierte Bezahlung. Aber die war eben pandemiebedingt, weil es ganz einfach zeitweise kein Einkommen gab. Wir halten uns natürlich an arbeitsrechtliche Regelungen und arbeiten je nach Märkten auch mit den Gewerkschaften zusammen.“

Am 31. Mai hat Ryanair eine Anti-Streik-Petition an das Büro der EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen übergeben. Worum geht es dabei?
„Die französische Flugsicherung deckt einen großen Luftraum ab. Der liegt nicht nur über Frankreich, sondern schummelt sich auch ein wenig über die Grenzen hinaus. Wenn also die französische Luftsicherung streikt, ist der komplette Luftraum betroffen. Und das betrifft natürlich nicht nur Ryanair, sondern letztlich alle Airlines, die über dem französischen Luftraum fliegen müssen. Das kann auch ein Flug von Schweden nach Spanien sein, denn auch da überquert man ja den französischen Luftraum. Wenn nun gestreikt wird, muss man den Luftraum großzügig umfliegen, was dann natürlich zu sich häufenden Verspätungen führt. Das hat einen riesigen Effekt auf die europäische Luftfahrt. Deswegen haben wir eine Petition gestartet, dass betroffene Überflüge während der Streiks geschützt werden. Solche Regeln gibt es auch schon – etwa in Griechenland, oder Italien. Die Überflüge sind bei solchen Regeln dann geschützt. Uns ist es ein Anliegen, dass dahingehend EU-weite Regeln erlassen werden.“

Grundsätzlich schneidet Ryanair bezüglich Flugstreichungen wirklich gut ab. Haben etwa Lufthansa 1769 Flüge und Easyjet bis August 2022 1125 Flüge annulliert, gab es bei Ryanair nur 82 abgesagte Flüge. Was machen Sie anders?
„Da spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Zum einen planen wir sehr vorsichtig. Heißt: Wir stellen Flüge erst dann zur Buchung zur Verfügung, wenn wir uns sicher sind, dass wir die Kapazität dafür haben – also, dass wir Flugzeuge haben, um diese Strecken zu fliegen. Ryanair stellt also nicht erst einen riesigen Flugplan auf, um dann festzustellen, dass wir die Pläne gar nicht erfüllen können. Dann spielt auch die Wartung unserer Flugzeuge eine Rolle – also, dass das Equipment stimmt – und die effiziente Abwicklung. Planung, Wartung und Abwicklung sind die Hauptfaktoren für unsere geringe Rate von gestrichenen Flügen. Darauf sind wir sehr stolz.“

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Was sind eigentlich ihr No-Gos beim Fliegen?

Wenn Sie jetzt ein ganz normaler Ryanair-Kunde wären: Was hätten Sie sich nach Ihrem letzten Flug vom Management gewünscht?
„Bei Verspätungen, auch wenn diese sehr selten vorkommen, eine frühere Info über die App ausgespielt zu bekommen. Die App ist super, doch diesen Punkt können wir noch verbessern.“

Was sind für Sie generell „No-Gos“, wenn Sie privat fliegen? Auch auf Passagiere bezogen …
„Ich bin sehr lärmempfindlich und finde lautere Gruppen immer etwas anstrengend.“

Wohin fliegen Sie selbst am liebsten?
„Auf jeden Fall nach London – das ist mein persönlicher Favorit – und dann natürlich auch immer gerne in die Sonne. Aber da bin ich nicht auf ein Ziel festgelegt, sondern offen und entdecke gerne Neues.“

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