30. Juli 2024, 6:52 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Haben Sie Lust, sich auf Spuren alter Zauberer in Islands Westfjorden zu begeben? Wer dabei jedoch an Harry Potter oder große Paläste denkt, täuscht sich. Echte Magier hausten hier, im ältesten Teil Islands, in bitterer Armut und in düsteren Torfhütten – unsere Autorin war vor Ort, im Museum für Hexerei und Zauberei.
Mitten im kargen Bergland steht in Bjarnarfjörður eine nachgebaute „Zaubererhütte“ mit Grassodendach aus dem 17. Jahrhundert. Zauberhaft ist hier nur die Weite der Landschaft und das Murmeln einer uralten Thermalquelle, aber nicht die nachgestellten albtraumhaften Lebensbedingungen. Wer mehr über alte Zauberkünste, Hexenbücher und die finstere Geschichte der Zauberei erfahren will, fährt die Küste entlang etwa 25 Kilometer weiter ins zugehörige „Museum für Zauberei und Hexerei“ nach Hólmavík.
Übersicht
Islands Museum für Hexerei und Zauberei ist schauderhaft
Mystische Bräuche, schauderhafte Exponate wie steinerne Bluttöpfe und alte Hexenbücher erwarten dort die Besucher. In der Ausstellung wird auch jeder fündig, der schon immer gerne den richtigen Zauberspruch oder Trank für die ein oder andere Problemstellung wissen wollte: „Wie gesunde und erstarke ich?“, oder „Mit welchem Liebeszauber wickele ich den Kerl um den Finger?“ – in Islands Museum für Hexerei und Zauberei hat man die Antwort parat. Wer sich stattdessen lieber unsichtbar machen möchte, benutzt den Anweisungen gemäß einen Zauberstein, der aus dem Ei eines Raben geformt ist.
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Übernatürliche Kräfte, geheimnisvolle Rituale sowie wundersame Wirkungen faszinieren die Menschen bis heute. Nur blieb den Armen im alten Island gar nichts anderes übrig, als auf Zauberei zu hoffen. Für sie gab es keine Chance, jemals ihr Leben zu verbessern oder zu Reichtum zu gelangen. Land und Besitz war in festen Händen auf nur wenige Reiche verteilt.
Hexenverfolgung in Island – ein entscheidender Unterschied
In der Zeit der Hexenverfolgung waren auf der Vulkaninsel – anders als in Europa – nicht zumeist Frauen, sondern Männer die Opfer brutaler Gerichtsurteile. Da reichten ein paar geheimnisvolle Runenzeichen auf vergilbtem Pergamentpapier, um zum Beispiel zwanzig unschuldige Menschen jämmerlich auf dem Scheiterhaufen in Flammen aufgehen zu lassen. Die Richter aus der Oberschicht verurteilten häufig verarmte Bauern wegen ihrer okkulten Praktiken, die auf Aberglauben sowie uralten Traditionen der Wikinger gründeten.
Fast ein Jahrhundert lang herrschte hier, nach Zeiten der Reformation, der Glaube vor, dass sich der Teufel persönlich auf der Erde herumtreibe und den Menschen Böses einflüstere. Dabei galt jene raue Region „Strandir“, in der sich Museum und Zaubererhaus befinden, als „Heimat der List“ und „Ende der Welt“. Kein Wunder also, dass in den Westfjorden die meisten Fälle mit Hexerei in Island verhandelt wurden. Denn diese Menschen konnten offenbar nicht nur mit Geistern reden, sondern sogar Tote wieder zum Leben erwecken.
Skurrile Prozedere und gespenstisches Licht
Zu einer der kompliziertesten Hexenkünste gehörte dabei die Anwendung der „Leichenhose“, von der ein Modell aus Plastik im Museum ausgestellt ist. Nur wer folgendes Prozedere korrekt durchführte, dem wurde über Generationen hinweg Reichtum versprochen: Es galt, einen freiwilligen Spender aufzutreiben, der sich nach dem Tod enthäuten ließ. Die Haut durfte keine Schäden oder gar ein Loch aufweisen. Gleich im Anschluss daran musste der Zauberer in die Leichenhose schlüpfen und eine Münze, die er zuvor einer Witwe gestohlen hatte, in den Hodensack der Leichenhose stecken. Wenn all das reibungslos geklappt hatte, füllte sich praktischerweise der Hodensack fortan beständig mit Münzen.
Nur die Magie machte das entbehrungsreiche Leben in dieser feindseligen und wilden Umgebung erträglich. So flackern in den drei niedrigen Räumen im „Zaubererhaus“ in Bjarnarfjörður die in die Holzbalken geschnitzten Zaubersprüche im gespenstischen Licht. Diese Runen sollen von Besuchern Unheil abwehren und Glück bringen. Wer danach die dunklen Stimmungsbilder von Elend und Zerfall wieder loswerden will, entspannt am besten nebenan im Hotel Laugarholl, nach einem guten Abendessen im Pool, in dem die heiße Heilquelle mündet. Von wilder Natur umgeben, satt und wohlig warm im Wasser eingehüllt, spürt man, welches Glück man doch im Leben hat. +
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Informationen für Besucher
Wer das Museum für Hexerei und Zauberei besuchen möchte, kann dies vom 1. Juni bis 15. September, täglich von 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt kostet 500 ISK (ca. 3,30 Euro); Gruppen (mehr als 10 Personen) zahlen pro Person 450 ISK (ca. 3 Euro). Das Museum in Hólmavík ist das erste von vier geplanten Museen in der Region Strandir, die sich mit Hexerei und Magie in Island auseinandersetzen. Ein zweites Museum in Klúka bei Bjarnarfjörður, befindet sich zurzeit im Aufbau und zwei weitere werden in den nächsten Jahren in der Region folgen.