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Immer mehr Verletzte

Experten erklären, was Urlauber nach Kontakt mit Feuerquallen tun sollten

Feuerquallen – was tun nach Kontakt?
Die etwa tellergroßen „Gelben Haarquallen“, die zu den Feuerquallen gehören, sind gut an ihrem gelbbraunen „Schirm“ zu erkennen, der unter Wasser oft auch rötlich wirkt Foto: Getty Images
Susanne Resch
Susanne Resch

20. Juli 2023, 9:58 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Feuerquallen können einem die Urlaubsfreude so richtig vermasseln. Denn ein Kontakt ist nicht nur schmerzhaft, sondern kann schlimmstenfalls einen allergischen Schock auslösen, der unbehandelt tödlich enden kann. Aktuell gibt es auch in der Ostsee vermehrt Feuerquallen. Wo sie sonst noch vorkommen, wie gefährlich sie sind und was man nach einem Kontakt mit den brennenden Nesseln tun kann – TRAVELBOOK hat dazu mit Experten gesprochen.

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Urlauber aufgepasst! In den vergangenen Tagen tauchten auch in der Ostsee vermehrt Feuerquallen auf. So gab es vor allem Quallenfelder in der Lübecker Bucht – allein am Timmendorfer Strand in Ostholstein seien laut „NDR“ allein bereits 40 Menschen durch den Kontakt mit den giftigen Nesseln der Feuerquallen verletzt worden. Auch in Scharbeutz und Niendorf, ebenfalls bei Ostsee-Urlaubern beliebte Orte, sind die giftigen Nesseltiere laut der DLRG-Wache (Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft) derzeit unterwegs. Auch wenn sich dort die Lage aktuell zu entspannen scheint, da der Wind dreht und die Feuerquallen dadurch wieder in Richtung des offenen Meeres unterwegs sind, sollte man beim Baden weiterhin vorsichtig sein. Doch nicht nur Ostsee-Urlauber sollten wachsam sein. Denn die in der Ostsee lebenden, etwa tellergroßen Feuerquallen, deren Tentakel bis zu 20 Meter (!) lang werden können, kommen außerdem im Atlantik, im Roten Meer, im Mittelmeer und auch in der Nordsee vor. Außerdem gibt es weitaus gefährlichere Quallenarten.

Warum gibt es aktuell so viele Feuerquallen in der Ostsee?

„Die ,Gelbe Haarqualle‘, die umgangssprachlich auch Feuerqualle genannt wird, kommt auch in der Ostsee vor und die Hauptverbreitung ist eben etwa Juli bis Ende September. Wir sind also inmitten der Feuerquallen-Hauptzeit“, sagt Philipp Kanstinger von „WWF Deutschland“ auf Nachfrage von TRAVELBOOK. „Dass es gerade regional so viele Verletzte am Timmendorfer Strand gibt, liegt an mehreren Faktoren. Dazu zählen etwa die regionalen Strömungs- und Windverhältnisse, denn Quallen können nicht aktiv gegen die Strömung schwimmen“, so Kanstinger weiter. Zudem sei es an dem besagten Wochenende sehr heiß gewesen, weshalb es besonders viele Menschen an den Strand getrieben hätte. Ein weiterer Faktor sei, dass die Feuerquallen die hohe Ohrenquallen-Population in der Ostsee schätzen. Denn die nicht brennenden Quallen gehören zur Hauptbeute der ausgewachsenen „Gelben Haarqualle“.

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Wie gefährlich sind die Feuerquallen?

„Zunächst erst einmal sind alle brennenden Quallen sogenannte Feuerquallen“, betont Philipp Kanstinger. Die Gefahr, die von ihnen ausgeht, variiere jedoch. „Der Kontakt mit den hiesigen Feuerquallen ist schon ziemlich gefährlich. Die Gifte brennen relativ stark“, so Kanstinger. Bei ungeschützten Hautstellen könne man sich das wie eine Verbrennung vorstellen. Die Nesselkapseln der Quallen treten bei Kontakt einige Millimeter tief in die Haut ein. Dabei wird ein Gift injiziert, das den brennenden Schmerz verursacht.

Auch Prof. Dr. Andreas Schaper, klinischer Toxikologe und Leiter des Giftinformationszentrum-Nord, bestätigt die Gefahr auf TRAVELBOOK-Nachfrage: „Tote gibt es bei den Feuerquallen in unseren Regionen in der Regel nicht, aber ein Kontakt kann auch hier starke Hautveränderungen hervorrufen, die nicht nur sehr ausgeprägt sind, sondern auch lange anhalten können“. Neben den Hautreizungen, die sogar Narben hinterlassen können, und den brennenden Schmerzen können zudem auch Schwindel, Übelkeit und Brechreiz auftreten.

Was sollte man nach einem Kontakt mit Feuerquallen machen?

Bei Kontakt mit hiesigen Feuerquallen sollte man laut Kanstinger „zunächst schauen, ob noch Tentakelreste auf der Haut sichtbar sind und diese am besten mit Salzwasser abspülen.“ Auf keinen Fall sollte man die Kontaktstellen mit den Händen berühren oder Süßwasser zum Abspülen verwenden. Süßwasser ließe bei Tentakelresten nämlich die Nesselkapseln „explodieren“, wodurch sich das Gift noch weiter verbreiten würde. Essig wäre laut Kanstinger nur bei den hochgiftigen Feuerquallen, wie etwa bei der Portugiesischen Galeere, sinnvoll.

Die giftigsten Quallen: Portugiesische Galeere
Die Portugiesische Galeere kommt überwiegend im Atlantik vor Foto: Getty Images

„Sobald stärkere Schwellungen, Atemschwierigkeiten oder Kreislaufprobleme auftreten, sollte man in jedem Fall sofort einen Arzt aufsuchen“, warnt Philipp Kanstinger. An den Ostseestränden ist laut Kanstinger auch die DLRG aufgrund ihrer Expertise eine gute erste Anlaufstelle.

Von Andreas Schaper gibt es noch einen Tipp bei Kontakt mit den Feuerquallen, wie sie etwa in der Ostsee vorkommen: „Auf die betroffenen Stellen sollte man bestenfalls umgehend Rasierschaum auftragen und diesen mit einer Bank- oder Kreditkarte entfernen. Das Entscheidende ist nämlich, die Nesselkapseln nicht kaputtzumachen, damit diese nicht aufspringen. Auf keinen Fall sollte man mit dem Handtuch an den Kontaktstellen rubbeln oder mit den bloßen Händen rangehen“.

Entgegen einem weitverbreiteten Irrglauben sollte man keinesfalls auf die betroffene Hautstelle pinkeln oder Urin auftragen. Das verschlimmere die Situation nämlich nur.

Alle Quallen sind übrigens giftig!

Für einen früheren Artikel über die gefährlichsten Quallen der Welt hat TRAVELBOOK mit Herrn Prof. Dr. Andreas Schmidt-Rhaesa gesprochen, der im Centrum für Naturkunde an der Uni Hamburg arbeitet und ist Mitverfasser des Quallenatlasses „World Atlas of Jellyfish“. Laut dem Experten ist die weitverbreitete Unterscheidung zwischen nicht-giftigen und giftigen Quallen falsch. Denn tatsächlich haben alle Quallen giftige Nesselzellen – sowohl auf ihrem Körper und in den Tentakeln. Aber eben ist das Gift nicht immer für den Menschen gefährlich.

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Bei Kontakt schießen Quallen ihre „Giftpfeile“ ab und töten damit normalerweise ihre Beute. Nur wenige der mehr als 2000 Quallenarten sind allerdings so hochgiftig, wie etwa die Portugiesische Galeere oder die sogenannte Seewespe. Letztere ist eines der giftigsten Lebewesen überhaupt – laut „Planet Wissen“ könnte eine einzige Seewespe mit ihrem Gift 250 Menschen töten.

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Auch, wenn ein Kontakt mit den hiesigen Feuerquallen keinesfalls so gefährlich wie der mit einer Seewespe ist, sollte man achtsam sein. An der Ostsee empfiehlt Philipp Kanstinger etwa, sich bei der DLRG zu erkundigen, ob aktuell Feuerquallen in der Bucht sind und ob es sicher ist, Schwimmen oder Baden zu gehen. Und natürlich sollte man die Augen offenhalten und nach Feuerquallen Ausschau halten. „Da Quallennesseln Kleidung nicht durchdringen können, empfehlen sich mitunter auch Neoprenanzüge oder Schwimm-Shirts“, ergänzt Kanstinger.

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Wächst die Quallen-Population?

Obwohl es wenig wissenschaftliche Daten und Zahlen bezüglich der Entwicklung der Quallenpopulation gibt, ist laut Kanstinger von einem Wachstum, auch in der Ostsee, auszugehen. Einen Grund dafür sieht der Experte in den durch den Klimawandel gestiegenen Wassertemperaturen, die Quallen bevorzugen. Auch die Überdüngung und die Ausbreitung der sogenannten „Todeszonen“ seien Gründe für die vermehrte Ausbreitung. „In den Todeszonen gibt es nur sehr wenig oder keinen Sauerstoff. Fische können in diesen Bereichen nicht überleben, Quallen hingegen benötigen weitaus weniger Sauerstoff“, so Kanstinger gegenüber TRAVELBOOK.

Themen Deutschland
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