8. Juni 2023, 18:04 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Lignano Sabbiadoro ist ein beschauliches Städtchen mit gerade einmal knapp 7000 Einwohnern in der Nähe von Venedig und vor allem im Sommer ein beliebter Badeort für Urlauber aus Italien und anderen Ländern. Seit ein paar Jahren ist Lignano aber auch zu einer anderen Jahreszeit schlagartig voller Menschen, nämlich im Frühling an Pfingsten. Dann fluten Zehntausende feierwütige Österreicher den Badeort an der Adria. Was dahinter steckt.
Laut der österreichischen „Kronen Zeitung“ erwartet der italienische Badeort Lignano jährlich zu Pfingsten bis zu 90.000 Besucher, darunter ca. 20.000 Österreicher. Doch die kommen nicht, um sich in der Sonne zu erholen und zu entspannen. Bei der sogenannten „Tutto Gas“ (auf Deutsch: „Vollgas“) fließt der Alkohol in Strömen und es wird laut gefeiert – und das nun schon seit mehr als 30 Jahren. Manch einer hat Lignano Sabbiadoro deshalb schon als den „Ballermann Italiens“ bezeichnet.
Polizei setzt auf Abschreckung und die Strafen sind hoch
Denn die Partytage an Pfingsten in Lignano Sabbiadoro ufern immer mehr aus. Alkoholexzesse, dröhnende Musik und mitunter auch Gewalt stehen auf dem Programm des Feiermobs. Immer wieder kommt es an dem Pfingstwochenende zu kriminellen Handlungen, von Diebstahl bis Gruppenschlägereien. Die Polizei ist deshalb jährlich mit einem Großaufgebot vor Ort. Auch werden zahlreiche Polizisten aus Südtirol hinzugezogen, da diese Deutsch sprechen und beim Übersetzen helfen. Die Strategie: Man setzt mit der starken Polizeipräsenz auf Abschreckung. Das erklärte die örtliche Polizei gegenüber dem italienischen Nachrichtenportal udinetoday.it.
Um die Alkoholexzesse einzudämmen, darf kein Alkohol in Glasflaschen oder Dosen ausgeschenkt werden. Auch ist der Konsum von alkoholischen Getränken außerhalb der Lokale verboten. Die Strafen in Lignano sind hart. Wer sich richtig daneben benimmt, wird aus Lignano verbannt und darf die Gemeinde für zwei Jahre nicht mehr betreten.
Warum ausgerechnet Lignano Sabbiadoro?
Um zu verstehen, warum so viele Österreicher einmal im Jahr genau in diesen Badeort strömen und nicht etwa in andere Partystädte wie Rimini oder Forte Dei Marmi fahren, reicht ein Blick auf die Landkarte aus. Lignano Sabbiadoro liegt quasi vor der Haustür für die Österreicher. Von Innsbruck aus erreicht man den Badeort in gerade einmal 4,5 Stunden mit dem Auto. Von Wien aus kann man in 6 Stunden per Auto das Urlaubsdomizil erreichen, oder man nimmt den Flieger bis Triest und braucht dann nur noch eine Stunde mit dem Auto.
Zudem hat Lignano eine für Urlauber attraktive Infrastruktur mit 75.000 Hotelbetten, zahlreichen Restaurants und Bars. Für das Feierpublikum stehen zudem acht Diskotheken zur Verfügung.
Bis zu 500 Euro Strafe! Weiterer beliebter Urlaubsort in Italien verbietet zu viel nackte Haut
Hohe Geldstrafen auf Mallorca So drastisch sind die Strafen für Magalufs Sauf-Touristen
Andere Länder, andere Gesetze Mit dem Auto durch Europa – diese Regeln muss man kennen
Einheimische sind genervt
Seit mehr als 30 Jahren müssen die Anwohner von Lignano nun schon mit dem Sauftourismus an Pfingsten leben. Laut der italienischen Zeitung „Il Gazzettino“ wird der Protest in der Bevölkerung immer lauter, denn die feierwütigen Touristen verprellen andere Urlauber. Viele Ladenbesitzer müssen an Pfingsten bereits Sicherheitskräfte engagieren, um die Läden und Immobilien vor Vandalismus zu schützen. Doch das soll sich nach und nach ändern. Laut italienischen Medien werden die Restriktionen für den Feiermob von Jahr zu Jahr immer schärfer. So wurde u. a. dieses Jahr in vielen Bereichen der Stand komplett für den Feierbesuch gesperrt. Ob das die Partytouristen an Pfingsten künftig tatsächlich aus Lignano fernhalten wird, bleibt abzuwarten.