8. Februar 2023, 17:51 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Während Passagiere in der Economy-Class mit immer schmaleren Sitzen und immer weniger Beinfreiheit kämpfen, sind in der First und in der Business-Class Sitze, die sich auf Langstreckenflügen in flache Betten verwandeln lassen, längst Standard. So auch bei der Lufthansa. Mit dem neuen Kabinenkonzept „Lufthansa Allegris“ will die Fluggesellschaft nach eigenen Angaben nun auf Langstreckenflügen für alle Klassen ein neues Reiseerlebnis schaffen.
Seit Jahren plant die Lufthansa bereits die Modernisierung der Kabinenausstattung. Nun soll das neue Konzept namens „Lufthansa Allegris“ 2023 an den Start gehen, allerdings nur auf Langstreckenflügen. Mehr als zwei Milliarden Euro hat die Fluggesellschaft nach Angaben in ihrem Produktvideo investiert, um 80 Flugzeuge und mehr als 27.000 Sitzplätze zu modernisieren. Über alle Klassen hinweg wolle man mehr Komfort und vor allem Auswahl bieten. „Wir wollen für unsere Gäste neue, noch nicht dagewesene Maßstäbe setzen. Die größte Investition unserer Unternehmensgeschichte in Premiumprodukte untermauert unseren Anspruch, auch in Zukunft die weiter führende westliche Premiumairline zu sein“, erklärt Carsten Spohr, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Lufthansa AG. Spohrs Aussagen zum Trotz hatte die Lufthansa zuletzt um diesen Status vermehrt zu kämpfen, im Skytrax-Ranking 2022 lag sie etwa hinter Finnair oder Turkish Airlines und ist laut dem renommierten Bericht nur noch 4-Sterne-Fluggesellschaft (TRAVELBOOK berichtete).
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Reiseklassen mit „Lufthansa Allegris“ individuell anpassen
Mit der neuen Langstrecken-Kabinenausstattung „Lufthansa Allegris“ können Passagiere künftig ihren Langstreckenflug mehr individualisieren. Insgesamt sollen Reisende zwischen „14 Sitztypen“ wählen können. Darin inbegriffen sind allerdings auch innovative Buchungsoptionen, wie etwa die Möglichkeit der Buchung einer ganzen Reihe oder eines freien Nebensitzes.
Neuerungen in der (Premium)-Economy-Class
Mit „Lufthansa Allegris“ sollen Reisende in der Economy-Class bald über mehr Privatsphäre verfügen. Weiter sind künftig Sitze in den ersten Reihen buchbar, die über einen größeren Sitzabstand verfügen. Passagiere bekommen außerdem die Möglichkeit, einen freien Nachbarsitz hinzuzubuchen. Zudem plane man eine „Sleeper’s Row 2.0“ – eine Neuauflage der aus drei oder vier Sitzen bestehenden Schlafreihe, die es bereits seit August 2021 gibt. Durch das Hochklappen einer Beinauflage und dank einer zusätzlichen Matratze soll die Liegefläche um 40 Prozent erweitert werden können.
In der Premium-Economy-Class soll ein neuer Schalensitz mit ausklappbarer Beinstütze mehr Flexibilität und persönlichen Freiraum bieten – dieser wurde bereits im Frühjahr 2022 bei der Fluggesellschaft „Swiss“ eingeführt.
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Doppelbetten in der Business-Class und Suiten in der First-Class
„Komplett neu gestaltet, begeistern die Business-Class sowie die First-Class durch eine großzügige und angenehme Atmosphäre“, heißt es seitens Lufthansa. Vor allem den Schlafkomfort will man auf ein neues Level heben. So können Paare in der Business-Class zwei zusammenliegende Sitze buchen und diese durch das Absenken der Mittelkonsole in ein Doppelbett verwandeln. Bisher ist jedoch noch nicht bekannt, wie das Bett aussehen wird. In der First-Class wird es großzügige, private Suiten geben, die komplett geschlossen werden können. Auch eine persönliche, geräumige Garderobe kündigte Lufthansa an.
Viele Details des Kabinen-Konzepts „Lufthansa Allegris“ sind derzeit noch unklar – Lufthansa teilte gegenüber TRAVELBOOK mit, diese am 28. Februar auf einem Launch-Event bekannt zu geben.
Kommentar von TRAVELBOOK-Redakteurin Susanne Resch
Immer schmalere Flugzeugsitze, und eine immer eingeschränktere Beinfreiheit aufgrund immer mehr Sitzreihen: Das gilt auch bei der Lufthansa schon lange für die Passagiere der Economy-Class. Auch die bisherigen Ankündigungen für die Economy-Class im Rahmen von „Lufthansa Allegris“ klingen bisher nicht nach mehr Platz entsprechend früherem Standard – zumindest nicht ohne zusätzlichen Aufpreis. Über die Nachhaltigkeit der Option des zubuchbaren und damit freien Nebensitzes lässt sich zudem streiten.
Bei der angekündigten Neugestaltung von einem „Aufbruch in eine neue Ära“ zu sprechen, halte ich für übertrieben. Angekündigt wurde nichts, was bei einigen anderen Fluggesellschaften nicht längst zum Standard gehört. So setzen Singapore Airlines und Qatar Airways seit mehr als fünf Jahren auf Doppelbetten in der Business-Class. Bei Air New Zealand können Passagiere eine Doppelbett-Funktion sogar in der Economy-Class buchen.
Das neue Kabinen-Konzept „Lufthansa Allegris“ gilt zudem nur für Langstrecken-Flüge. Doch Lufthansa steht unter anderem auch wegen schlechter Bewertungen der Economy-Class auf Kurzstrecken-Flügen in der Kritik. Um auch auf Kurzstrecken wieder als Premium-Airline wahrgenommen zu werden, muss Lufthansa auch hier investieren.