21. August 2023, 16:08 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Wer im Mittelmeer schwimmt, wird gelegentlich Bekanntschaft mit Quallen machen. In den meisten Fällen sind die Begegnungen harmlos und man kann den Tieren einfach aus dem Weg gehen. Doch wer beim Baden auf ein 40 Kilogramm schweres Exemplar stößt, wird wohl in jedem Fall schockiert sein. Jüngst veröffentlichte Fotos zeigen eine solche riesige Lungenqualle. TRAVELBOOK weiß, wie verbreitet die Tiere sind und ob sie eine Gefahr für Menschen darstellen.
Derzeit sorgen Fotos, die vor der Küste von Ibiza aufgenommen wurde, im Netz für Aufsehen. Zu sehen ist eine Qualle, die so groß wie ein Unterschenkel zu sein scheint. Es handelt sich um ein Exemplar der „Rhizostoma pulmo“, eine Lungenqualle. Auf dem Instagram-Account „Supibiza“ heißt es zu der spektakulären Sichtung: „Gerade dann, wenn man meint, man habe schon alles gesehen, kommt eine 40 Kilo schwere Qualle (…) daher“.
Mehrere User sind schockiert ob des Anblicks. So heißt es etwa in einem Kommentar übersetzt: „Da vergeht mir die Lust, im Wasser vor Ibiza zu paddeln.“ Und selbst „Supibiza“ gibt zu, dass es sich hier wohl nicht um die beste Werbung für die Region handle. Dabei ist die Wahrscheinlichkeit, eine solche Lungenqualle vor Ibiza anzutreffen, sogar recht groß. „Lungenquallen sind im Mittelmeer heimisch und die können auch sogenannte „Blooms“ verursachen“, sagt Franck Hollander, Meeresschutzexperte vom WWF Deutschland TRAVELBOOK. Das heißt, dass die Quallen sich sehr schnell verbreiten können. Dadurch gehören die Tiere, deren Schirm bis zu 90 cm groß werden kann, nicht nur zu einer der größten im Mittelmeer vorkommenden Quallenarten, sondern auch zu einer der am meisten verbreiteten.
Perspektivisch könnte es auch zu noch mehr Sichtungen kommen. Denn Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich Quallen durch den Klimawandel weiter ausbreiten. So sagt etwa Philipp Kanstinger von „WWF Deutschland“, dass durch den Klimawandel die Wassertemperaturen steigen, was Quallen bevorzugen. Auch die Überdüngung und die Ausbreitung der sogenannten „Todeszonen“ seien Gründe für die vermehrte Ausbreitung. „In den Todeszonen gibt es nur sehr wenig oder keinen Sauerstoff. Fische können in diesen Bereichen nicht überleben, Quallen hingegen benötigen weitaus weniger Sauerstoff“, so Kanstinger.
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Sind Lungenquallen gefährlich?
Auch wenn sich Lungenquallen schon jetzt zuhauf im Mittelmeer finden: Sorgen vor Kontakt muss sich niemand machen. Es gehe „keinerlei Gefahr für Menschen aus“, sagte der Meeresbiologe Manu San Félix dem „Merkur“ zufolge gegenüber dem Lokalmedium „Ibiza Live Report“. Wer eine Lungenqualle sichtet, sollte dennoch von Köprerkontakt absehen. Denn der auffällige rosa Rand der Lungenqualle hat Nesselzellen, die Reizungen hervorrufen können. Prof. Dr. Andreas Schmidt-Rhaesa, Mitarbeiter im Centrum für Naturkunde an der Uni Hamburg, erklärt TRAVELBOOK: „Alle Quallen verfügen über sogenannte Nesselkapseln, und die können als Reaktion auf einen Reiz explodieren“, so der Experte. So ein Reiz wäre es etwa, wenn man eine Qualle berührt.
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Dass Quallen überhaupt Gift entwickeln, hat zwei Gründe: Verteidigung und Beutefang. Folglich hängt es auch von der Ernährung einer Qualle ab, ob sie starkes Gift benötigen oder nicht. Die Lungenqualle ernährt sich ihr ganzes Leben ausschließlich von Plankton – insofern ist ein starkes Gift für sie nicht notwendig. Gute Nachrichten also für alle, die demnächst noch Urlaub auf Ibiza planen!