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Von Adelaide im Norden bis Darwin im Süden

Wie der Luxuszug „The Ghan“ das australische Outback eroberte

Der Luxuszug „The Ghan“ ist eine echte Erscheinung im australischen Outback
Der Luxuszug „The Ghan“ ist eine echte Erscheinung im australischen Outback Foto: picture alliance / AAPIMAGE
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TRAVELBOOK Redaktion

2. September 2024, 17:43 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Es ist der „längste Passagierzug der Welt“: Der Luxuszug „The Ghan“ durchquert den roten Kontinent von Nord nach Süd und verbindet dabei die Küstenstädte Adelaide und Darwin. Doch der spektakulärste Teil der Route führt mitten durchs australische Outback.

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Vor den Zugfenstern zieht eine der abgelegensten Regionen der Erde vorbei, drinnen werden Bloody Marys und erlesene Weine gereicht. Während in der Lounge-Bar die Cocktails gemixt werden, lassen die Gäste den Blick über die unbewohnten Weiten des Outbacks wandern. Sie wissen, dass sie gerade einen Lebenstraum vieler Globetrotter verwirklichen: Einmal mit „The Ghan“ Australien der Länge nach durchqueren. 

Fast 3000 Kilometer quer durch Australien

Der legendäre Zug, der kürzlich seinen 95. Geburtstag feierte, verbindet die südliche Metropole Adelaide in South Australia mit Darwin an der tropischen Nordspitze des Northern Territory. Das sind insgesamt unglaubliche 2979 Kilometer größtenteils durchs Niemandsland, die auch durch das „Red Centre“ mit seiner weltbekannten roten Erde führen. 

Eine Kabine der Gold-Klasse im The Ghan Zug
Eine Kabine der Gold-Klasse mit schicker, auf alt getrimmter Holzverkleidung Foto: Carola Frentzen/dpa-tmn

Ein wahrhaft monumentaler Trip – oder wie der Betreiber „Journey Beyond Rail“ es etwas vollmundig formuliert: „’The Ghan‘ verspricht Zugang zu Teilen Australiens, den kein anderer Urlaub bieten kann – die perfekte Balance zwischen Komfort und Abenteuer.“ Tatsächlich wird man beim Blick auf die karge und gleichzeitig atemberaubende Unendlichkeit des Outbacks das Gefühl nicht los, hier alleine völlig verloren zu sein. 

„The Ghan“ ist der längste Passagierzug der Welt

Insgesamt dauert die gesamte Reise vier Tage und drei Nächte. Diese Zeit verbringen Passagiere natürlich nicht nur ausschließlich an Bord: Inklusive sind mehrere Stopps und Ausflüge – etwa in die Opal-Hauptstadt Coober Pedy oder in den Nitmiluk-Nationalpark mit seinen hohen Sandstein-Felswänden. Es können auch Teilabschnitte gebucht werden, was das kostspielige Unterfangen etwas erschwinglicher macht.

Die ikonische rote Lokomotive des Ghan
Zwischenstation in Alice Springs: die ikonische rote Lokomotive des „Ghan“ Foto: Carola Frentzen/dpa-tmn

„Bei voller Auslastung ist der Zug fast einen Kilometer lang und damit der längste Passagierzug der Welt“, sagt Journey Manager Tom Borthwick. Bis zu 50 Angestellte kümmern sich um das Wohl der maximal 220 Gäste. Zudem sind Techniker mit an Bord, um mögliche Stromausfälle mitten in der Wildnis oder andere Probleme umgehend zu lösen. 

Restaurants und Lounges für noch mehr Luxus an Bord

Neben den Kabinen und Suiten sowie der erwähnten Lounge gibt es das „Queen Adelaide“-Restaurant und ein exklusives Restaurant für die Platinum-Klasse, die doppelt so große Kabinen bietet. Der „Ghan“ ist bekannt für seine gehobene Küche, die erlesene Menüs serviert – von mit Krokodilfleisch gefüllten Teigtaschen bis hin zu gegrilltem Barramundi.

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Charakteristisch für den „Ghan“ ist auch der Vintage-Charme vergangener Eisenbahnzeiten, der sich in der Holzverkleidung und den liebevollen Details widerspiegelt. Das gilt für die filigranen Türklinken über die nostalgisch gestalteten Panoramafenster bis hin zu den Ledersesseln in der Lounge. Gleichzeitig müssen Reisende nicht auf den Komfort des 21. Jahrhunderts verzichten – denn „The Ghan“ ist schließlich immernoch ein Luxuszug.

Das Restaurant Adelaide Queen im Ghan
Das Restaurant „Adelaide Queen“ im Ghan bietet Drei-Gänge-Menüs und hervorragende Weine Foto: Carola Frentzen/dpa-tmn

Zahlreiche Sachbücher und Romane, wie Judy Nunns „Spirits of the Ghan“, wurden über diese rollende Legende geschrieben. Michael Frayn beschreibt in „The Ghan. Great Train Journeys of the World“ begeistert: „Es ist eine langsame, beruhigende, zeitlose Welt, die eher einer Kreuzfahrt als einer Zugreise gleicht.“

Als Kamele das Outback eroberten

Die ikonische, leuchtend rote Lokomotive zieht im Schnitt 30 bis 40 silberfarbene Edelstahlwaggons hinter sich her, die sich wie eine gigantische Schlange durch das Land bewegen. Auf jedem Abteilwagen prangt das „The Ghan“-Emblem mit seinem Kamel-Logo in der Mitte. Die Tiere, die auf den ersten Blick so gar nicht zu Australien zu passen scheinen, spielen eine bedeutende Rolle in der Geschichte dieses Fernzugs. Und zwar insbesondere in Bezug auf seinen ungewöhnlichen Namen.

Denn das erste Kamel des Kontinents kam 1840 mit dem Schiff von den Kanarischen Inseln nach Adelaide. In den folgenden Jahrzehnten wurden diese genügsamen Lastentiere vor allem für Expeditionen ins Landesinnere und zur Erschließung abgelegener Regionen eingesetzt. Als 1872 die transaustralische Telegrafenleitung gebaut wurde, die Port Augusta mit Darwin verbinden sollte, waren es Kamele, die die Baumaterialien und Lebensmittel transportierten. „Sogar ein massives Klavier wurde von einem Kamel auf seinem Rücken herangeschleppt. Das muss man sich einmal vorstellen“, erzählt die Deutsche Cella Livingston. Sie leitet die historische Telegrafenstation in Alice Springs, wo das Gerät noch heute steht.

Wie „The Ghan“ zu seinem Namen kam

Die Kamelführer wurden pauschal als „Afghans“ bezeichnet, obwohl die meisten von ihnen nicht aus dem heutigen Afghanistan stammten, sondern aus anderen Ländern des Nahen Ostens. Ihre Karawanen waren erneut von großer Bedeutung, als ab 1878 die ersten Schienen für die geplante Eisenbahn Richtung Norden verlegt wurden.

Kamel-Skulptur am Bahnhof von Alice Springs
In Alice Springs erinnert eine Kamelskulptur mit einer Gedenktafel an die Geschichte von „The Ghan“ Foto: Carola Frentzen/dpa-tmn

„Wie genau der Zug zu seinem berühmten Spitznamen kam, wird wohl nie vollständig geklärt werden“, ist auf einer Gedenktafel am Bahnhof von Alice Springs zu lesen. Sie steht direkt neben einer Kamelskulptur. Im Laufe seiner bewegten Geschichte wurde er unter verschiedenen Namen bekannt. Dazu zählen „The Afghan Express“, „The Afghan Special“ und „The Royal Ghan“. Letztlich setzte sich der einfache Name „The Ghan“ durch.

Eine Fahrt mit dem Luxuszug ist kein Schnäppchen

Mit 100 Passagieren startete am 4. August 1929 der erste Zug in Adelaide in Richtung des damals als Stuart bekannten Ortes, heute bekannt als Alice Springs. Lange Zeit war hier für die Reisenden des „Ghan“ Endstation. Erst seit 2004 ist auch die zweite Hälfte der 1420 Kilometer langen Strecke in den Norden in Betrieb.

Die Reise mit „The Ghan“ kann heute sowohl ab Darwin als auch ab Adelaide und somit in beide Richtungen gebucht werden. Es ist auch möglich, von Darwin nur die halbe Strecke nach Alice Springs (oder umgekehrt) zu fahren. Der „Ghan“ fährt nur zwischen Mai und Oktober, denn im australischen Sommer ist es oft zu heiß. Die gesamte viertägige Fahrt kostet je nach Kabinenklasse und Reisezeit zwischen 4000 und 9200 Australische Dollar (ca. 2400 bis 5500 Euro). 

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Einen Lebenstraum erfüllen

„Was ich an meinem Job besonders liebe, ist, dass dies eine echte Traumreise für die Gäste ist. Und ich Teil ihrer Verwirklichung sein kann“, sagt Caitlin Hill. Die 25-jährige Servicekraft mixt gerade eine Bloody Mary in der Lounge.

Mitarbeiterin Caitlin Hill
Arbeitet hinter der Bar in der Cocktail-Lounge: Caitlin Hill. Foto: Carola Frentzen/dpa-tmn

Unterdessen blicken die Gäste fasziniert aus den Fenstern auf die rote Erde und die endlosen Weiten Australiens. Im Rhythmus des ratternden „Ghan“ ziehen Termitenhügel, Spinifex-Gräser und bunte Wüstenblumen vorbei. Dann bricht die Nacht herein, und die Passagiere machen es sich in ihren weiß bezogenen Betten bequem. „The Ghan“ fährt jedoch weiter durch dieses uralte Land, beleuchtet nur von der Milchstraße und Millionen von Sternen.

Mit Material von dpa

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