2. März 2023, 11:42 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Mallorca kann in diesem Jahr auf einen Besucherrekord hoffen, Corona ist endlich Vergangenheit. Trüben könnte die Urlaubsstimmung aber die Inflation. Die Insel ist teurer geworden – nicht nur für Urlauber.
Die beliebte Baleareninsel hat die verheerenden Jahre der Corona-Pandemie endgültig hinter sich gelassen und bereitet sich vor auf eine Super-Saison. Allerdings müssen Urlauber sich 2023 auf deutlich höhere Preise auf Mallorca einstellen.
„Der Mallorca-Urlaub wird 2023 rund 33 Prozent teurer als im Vorjahr werden“, sagt Juan Ferrer, Präsident der Qualitätsoffensive Palma Beach, der sich viele Hotels und Restaurants an der Playa de Palma angeschlossen haben. Die Flüge, auswärts essen gehen, die Nacht im Hotel – alles wird teurer. „Selbst beim Einkaufen merken es die Leute. Durch die Insellage steigen die Preise auf Mallorca 2023 noch stärker als auf dem Festland.“
Schon in den vergangenen drei Jahren habe sich der Preis für einen Mallorca-Urlaub in etwa verdoppelt, sagt Ferrer. Die Kosten werden wohl auch langfristig wegen des im vergangenen Jahr eingeführten Tourismusgesetzes steigen, das den Hotels die Aufstockung der Bettenanzahl verbietet, um den Massentourismus zu bremsen. „Dieses Jahr hat das noch keine Auswirkungen. Es bleibt zu hoffen, dass künftige Preiserhöhungen auch mit einem besseren Angebot seitens der Hotels einhergehen“, sagt Ferrer.
Dass sich die Deutschen von den höheren Preisen abschrecken lassen, glaubt der Mallorquiner nicht. „Sie arbeiten zu hart. Da will niemand den Urlaub opfern“, zeigt sich Ferrer überzeugt. Der Trend geht aber dahin, die Reise langfristig zu planen, um Geld zu sparen. „Wegen der Pandemie hatten wir im vergangenen Jahr eher Last-Minute-Buchungen. Das hat sich nun geändert.“
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Hohe Preise könnten Partyurlauber fernhalten
Teurer könnte unter Umständen auch besser heißen, hofft Ferrer. Die höheren Preise 2023 könnten aus seiner Sicht den ein oder anderen Partyurlauber mit geringem Budget von Mallorca fernhalten. „10 bis 15 Prozent werden sich wohl nach einem anderen Reiseziel umschauen.“ Das wäre nach Ferrers Meinung aber kein Nachteil, ganz im Gegenteil.
Denn gegen Partyurlauber, die sich am Ballermann daneben benehmen und meist nicht viel Geld auf der Insel lassen, kämpft Palma Beach schon seit Jahren. Der Mallorquiner rät zu einem Inselurlaub in der Vorsaison. „Von der letzten Märzwoche bis zur ersten Maiwoche ist die beste Reisezeit für die Playa de Palma. Dann ist die Qualität besonders hoch. Das Wetter ist gut und die jungen Sauftouristen sind noch nicht da“, sagt Ferrer.
Besucherrekord erwartet
Fast 860.000 Passagiere zählte der Insel-Flughafen allein im Januar. Das waren mehr als selbst 2019, dem letzten Jahr vor Corona. Und das, obwohl es auf der Sonneninsel im Januar und Februar teils ungewöhnlich heftig schneite.
Die deutschen Reisenden machten mit 177.000 wieder den größten Anteil unter den ausländischen Passagieren aus. Einer von ihnen ist Marcus. „Ich wollte einfach nur billig Urlaub machen. Daher fiel die Entscheidung auf Mallorca“, sagt der Kölner. Dem schmalen Reisebudget kommt zugute, dass der freischaffende Schauspieler neben ein paar Nächten im Hotel auch bei einer Freundin unterkommen kann.
Flughafen rüstet sich für Besucheransturm
Auch der Flughafen macht sich für den großen Urlauberansturm fit. In der vergangenen Woche rückten Bagger an. Für 200 Millionen Euro soll der Airport in den kommenden 39 Monaten renoviert werden. Zwischen April und Oktober ruhen jedoch die Arbeiten, um die Saison nicht zu gefährden. Geplant ist eine Rundumerneuerung des Terminals, mehr Check-in-Schalter, neue Durchgänge zu den Gates, und die Sicherheitskontrolle soll umziehen.
In diesem Jahr werden wohl aber noch keine Änderungen innerhalb des Gebäudes bemerkbar sein. Anders sieht es draußen aus, wo bis März ein neuer Radweg entsteht. Erstmals ist dann der Flughafen auch mit dem Fahrrad zu erreichen. Die geplante Straßenbahn lässt noch bis 2027 auf sich warten.
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WG-Zimmer ab 400 Euro
Bedenken gibt es auf Mallorca jedoch, ob angesichts des erwarteten Besucheransturms genügend Saisonarbeiter im Sommer auf die Insel kommen. Die Löhne in Spanien sind niedrig. 1080 Euro beträgt der Mindestlohn. Auf Mallorca reicht das kaum für die Miete. Eine Wohnung gibt es selten unter 1000 Euro. Selbst ein WG-Zimmer kostet auf der Insel in der Regel ab 400 Euro. Die Wohnungsnot ist so groß, dass die Regierung über Sozialwohnungen in ausgebauten Seecontainern oder ein rechtlich schlecht durchsetzbares Verbot des Immobilienverkaufs an Ausländer diskutiert.
Aus der Not geboren, sind schon Siedlungen aus Wohnwagen entstanden. „Ich habe keine Vorstrafen, nehme keine Drogen, habe mein ganzes Leben gearbeitet und kann mir in meinem Land keine Unterkunft leisten. Es ist erniedrigend“, sagt ein Wachmann, der seit einem halben Jahr im Auto schläft. Auf dem Parkplatz des Schwimmbads Son Hugo in Palma haben sich in den vergangenen Monaten an die 30 unfreiwillige Camper zusammengefunden. „Wir haben alle Jobs, aber das Geld reicht einfach nicht“, sagt Juan, der seit fünf Jahren keine Wohnung hat. „Im Sommer werden wir noch mehr sein“, ist er sich sicher.
Mit Material von dpa