22. April 2022, 10:55 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Solarkraft statt Schweröl: Ressourcen effektiv zu nutzen, ist die Kernphilosophie des größten Solarschiffes der Welt. Die „MS Porrima“ ist ein Konzeptboot, das sich auf die Umweltforschung konzentriert und zeigt, dass nachhaltige Technologien die Schifffahrt revolutionieren könnten.
Laut dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klima werden mehr als 90 Prozent des Welthandels über den Seeverkehr abgewickelt. Das stört die Ökosysteme der Meere, trägt zur Versauerung der Ozeane bei und verursacht jedes Jahr mehr CO2-Emissionen als der Luftverkehr. Die „MS Porrima“, das größte Solarschiff der Welt, wird ausschließlich mit erneuerbaren Energien betrieben: Solar-, Wind- und Wasserstoffkraft. Es befindet sich derzeit auf einer Weltumrundung und kreuzt durch die Meere, mit der Hoffnung auf eine nachhaltige Zukunft. Was das Konzeptschiff und seine Mission ausmachen – TRAVELBOOK gibt den Überblick.
Übersicht
Philosophie
Die „MS Porrima“ trägt den Namen der römischen Göttin der Zukunft, die auch als Beschützerin der schwangeren Frau gilt. Dr. Gunter Pauli, Unternehmer, Designer und Gründer von „The Blue Economy“ will mit seinem Schiff zu einem tiefgreifenden Verständnis für technologische Innovation im Zeichen der Nachhaltigkeit beitragen. Der sogenannte „Steve Jobs der Nachhaltigkeit“ proklamiert einen gesunden Lebensstil. Dabei sollen Innovation und Technologie im Dienste aller stehen – einschließlich der Natur.
Auf der Internetseite der „MS Porrima“ richtet Pauli eine Nachricht an die Leser: „Wir brauchen dringend eine positive Zukunftsvision, die überrascht und neue Wege aufzeigt, das Leben zu genießen. Dabei müssen wir aber gleichzeitig die Fehler der Vergangenheit korrigieren. ,Porrima‘ ist eine Zukunftsvision, die jetzt Wirklichkeit wird. Es geht um die Herstellung von Wasserstoff mit Meerwasser, die Erzeugung von Strom aus der Windkraft, die Reinigung des Meerwassers und die Isolierung und Zerstörung von Mikroplastik.“
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Technologie
Das größte Solarschiff der Welt ist 31 Meter lang und 15 Meter breit. Seine Elektromotoren werden durch Solarmodule an Deck betrieben. Das 530 Quadratmeter große Deck besteht aus insgesamt 825 Solarmodulen mit 38.000 Photovoltaikzellen. Für die Energie in der Nacht sorgen Batterien, die ebenfalls durch die Sonnenkraft aufgeladen werden. Der auf dem Solarkatamaran überschüssig produzierte Sonnenstrom wird verwendet, um mithilfe von Elektrolyse Wasserstoff aus Meerwasser zu gewinnen. Dafür ist das Schiff mit einem Filter ausgestattet, der Nanokunststoffe aus dem Meerwasser isoliert, konzentriert und sie in Wasserstoff umwandelt. Diese grüne Energie treibt dann wiederum die Brennstoffzellen in den Elektromotoren an.
Aber auch darüber hinaus punktet das Schiff in Sachen Nachhaltigkeit. Eine Miniaturfarm ermöglicht es Pauli, essbare Spirulina-Algen und Pilze zu züchten. Luftblasennetze verhindern eine Überfischung, indem sie die Fische nach ihrem Gewicht trennen. Dabei werden die fortpflanzungsfähigen Weibchen freigelassen, die aufgrund ihrer Eier in der Regel schwerer sind.
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Weltumrundung 2021 – 2025
Die „MS Porrima“ befindet sich derzeit auf einer Weltumrundung und hat am 18. Dezember 2021 Osaka, Japan, verlassen. Zur Eröffnung der Expo 2025 wird die „MS Porrima“ nach Osaka, Kansai, zurückkehren. Bis dahin will die Crew in zahlreichen Städten auf fünf Kontinenten (Asien, Europa, Afrika, Nord- und Südamerika) auf nachhaltige Innovationen in der Schifffahrt aufmerksam machen. Dies ist Teil des „Team Expo 2025 Special Supporter-Programms“. Ein Programm, das auf die Verwirklichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen abzielt (Sustainable Development Goals, SDGs).
In den ersten Tagen der Weltumrundung war Gunter Pauli von der Stille an Bord seines solarbetriebenen Schiffes überwältigt. „Wenn kein Motor läuft, ist es still. Es herrscht ein echtes Gefühl der Ehrfurcht und Unbeugsamkeit, und man hat viel Zeit zum Nachdenken“, sagte der belgische Unternehmer gegenüber „CNN“. „Es gibt ein klares Gefühl von ,Oh mein Gott, ich bin verwundbar – ich gehe besser sorgfältig mit dem um, was ich habe’“, so der Wirtschaftswissenschaftler weiter.
Gunter Pauli hofft, schon in naher Zukunft einen Wandel herbeizuführen. Ein Teil der Technologie der „MS Porrima“ soll in der Schifffahrtsbranche verbreitet werden. Bis 2024 sollen die Nanokunststofffilter bereits auf 1000 Schiffen im Mittelmeer installiert werden, um eine große Reinigungskampagne zu starten.
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Erste Weltumrundung bereits zwischen 2010 und 2012
Zwischen 2010 und 2012 umrundete die „MS Porrima“, die damals noch „MS Tûranor Planet Solar“ hieß, bereits die Welt. Und zwar ausschließlich mit Sonnenenergie. Ab 2015 fuhr der Solarkatamaran für die Stiftung „Race for Water“ und trug bis 2021 denselben Namen wie die Organisation. Schon als „Race for Water“ machte das größte Solarschiff der Welt auf die Verschmutzung der Meere aufmerksam.
Ob die revolutionäre Technologie zukünftig in der konventionellen Kreuzfahrtbranche Verwendung finden kann, bleibt zu hoffen.