26. Januar 2022, 12:30 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
PCR-Tests werden knapp und könnten bald nicht mehr für jeden verfügbar sein. Was bedeutet das – vor allem, wenn Urlauber schon eine Reise gebucht haben, für die ein negativer PCR-Testnachweis erforderlich ist? TRAVELBOOK klärt auf.
Auch in Deutschland steigen die Corona-Fallzahlen aufgrund der Omikron-Variante stark an. In den Testlaboren kommt es zu Engpässen und Überforderung – Bund und Länder haben sich daher bei der Ministerpräsidentenkonferenz am 24. Januar auf eine Priorisierung geeinigt. Den vulnerablen Gruppen, etwa Vorerkrankten, Älteren und im Gesundheitswesen Tätigen, Vorrang zu gewähren. Allerdings sind PCR-Tests für die Reise in viele Länder oder etwa bei Antritt einer Kreuzfahrt Voraussetzung. Was bedeutet die Priorisierung also für Reisende?
Übersicht
PCR-Test-Nachweis als Reise-Voraussetzung
Ob bei Antritt einer Kreuzfahrt oder bei der Einreise in zahlreiche Länder – oftmals ist für die geplante Reise ein PCR-Testnachweis erforderlich, mitunter gar unabhängig vom Impfstatus. Kann die zukünftige Priorisierung demnach dazu führen, dass Urlauber ihre geplante Reise nicht antreten können, weil sie entweder keinen PCR-Test machen lassen können oder weil sie nicht rechtzeitig ihr Testergebnis erhalten?
Dazu erklärte der Deutsche Reiseverband (DRV) auf Nachfrage gegenüber TRAVELBOOK: „Die Reisewirtschaft muss durch die Pandemie schon sehr viele Einschränkungen verkraften. Die Politik muss deshalb dafür Sorge tragen, dass mangelnde PCR-Testkapazitäten nicht zu einem weiteren Reisehindernis werden.“ Weiter heißt es: „Der Wunsch zu reisen, wird nach der Omikron-Welle weiter wachsen. PCR-Testengpässe dürfen aber nicht zu einer Wachstumsbremse für Reisebüros und Reiseveranstalter werden. Das bedeutet, dass Reisende sich frühzeitig um einen Termin in einem privaten Testzentrum bemühen müssen, damit sie die für die Reise notwendigen Unterlagen vorweisen können. Einige Reiseveranstalter haben bereits erhöhte Testkapazitäten bei privaten Testzentren für ihre Reisegäste eingeplant und unterstützen diese entsprechend.“
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Kapazitäten in freien Testzentren
Auch, wenn der Verband der akkreditierten Labore in der Medizin (ALM) warnt, dass die bundesweite Auslastung im Durchschnitt bereits bei 95 Prozent liegt und die Labore in den meisten Bundesländern bereits an der Belastungsgrenze operieren, ist derzeit davon auszugehen, dass es in den zahlreichen privaten Testzentren noch Kapazitäten gibt. Reisende haben demnach die Möglichkeit, einen kostenpflichtigen PCR-Test vornehmen zu lassen. So gibt es in Berlin etwa zahlreiche freie Anbieter, bei denen ein PCR-Test um die 60 Euro kostet – das Ergebnis erhalten Sie im besten Fall sogar bereits nach einer Stunde. Sollten Sie eine Reise gebucht haben, für die ein PCR-Testnachweis vorausgesetzt wird, empfehlen wir Ihnen, sich nach freien Laboren in Ihrer Region und nach deren Kapazitäten zu erkundigen.
Auch TUI Cruises setzt auf die PCR-Testung in freien Laboren und teilt auf Nachfrage mit: „Aktuell sind für die Einreise in die Karibik und nach Dubai PCR-Tests vorab erforderlich. Für die Kanaren reicht es, wenn die Gäste vorab zwei Antigentests machen. Wir informieren unsere Gäste vorab und umfangreich sowohl über den benötigten Impfschutz als auch die notwendigen Tests, so dass sie sich rechtzeitig darum kümmern können. In privaten Testzentren sind PCR-Tests derzeit nach unserem Kenntnisstand weiterhin verfügbar.“
Testmöglichkeiten an Flughäfen oder in Laboren, die mit Reiseveranstaltern kooperieren
An zahlreichen Flughäfen gibt es Testzentren, die PCR-Tests anbieten und die das Angebot speziell auf Reisende abgestimmt haben. So gibt es am Berliner Flughafen BER etwa die Möglichkeit, einen PCR-Nasen-Rachen-Abstrich vornehmen zu lassen – die Kosten variieren, je nachdem, wie schnell Sie das Ergebnis benötigen. Eine umfangreiche Auflistung der Flughäfen, die PCR-Tests anbieten, und der damit verbundenen Kosten hat der „ADAC“ zusammengestellt.
Einige Reiseveranstalter haben bereits Vorkehrungen für die Knappheit und die Priorisierung der PCR-Tests getroffen. Auf Anfrage teilte uns etwa Angela de Sando, Pressesprecherin von DER Touristik, mit: „Gäste unserer Reiseveranstalter Dertour, Jahn Reisen, ITS und Meiers Weltreisen können die sehr umfangreiche erweiterte Teststruktur eines renommierten Labors nutzen, welches DER Touristik vermittelt. Hintergrund ist, dass die kassenärztlichen Testlabore extrem überlastet sind, die freien Testlabore jedoch noch Kapazitäten haben. Daher haben wir unsere Zusammenarbeit mit dem Labor rechtzeitig vertieft.“
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Können Reisende kostenlos stornieren?
Was passiert, wenn Sie eine Reise gebucht haben, aber aufgrund der Priorisierung keinen Anspruch auf einen PCR-Test in den von den Ländern finanzierten Testzentren haben? Im Gespräch mit TRAVELBOOK erläutert Rechtsanwalt Jan Bartholl, dass er in der Priorisierung eher ein organisatorisches als ein rechtliches Problem sieht. Rein rechtlich ist die Lage laut Herrn Bartholl klar: „Wie auch bei allen Dokumenten, derer es für eine Reise bedarf – zum Beispiel Ausweis oder Impfnachweis – , trägt der Reisende auch die Verantwortung für die Beschaffung und den Nachweis des PCR-Tests. Das Risiko liegt demnach beim Urlauber selbst und nicht beim Reiseveranstalter – es gibt keinen Rechtsanspruch auf eine kostenfreie Stornierung einer gebuchten Reise aufgrund eines fehlenden Tests-Nachweises.“
DER Touristik hat uns auf Nachfrage mitgeteilt, dass zwar im Falle eines fehlenden PCR-Testsnachweises grundsätzlich die AGBs gelten, sie aber versuchen würden, den Flug und das Hotel für ihre Gäste umzubuchen.