5. April 2022, 17:04 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Der Pingualuit-Krater in Kanada ist so riesig, dass man ihn vom All aus sehen kann. Lange Zeit kannten ihn nur die im eisigen Norden der Provinz Québec lebenden Inuit. Inzwischen ist der Krater relativ gut erforscht – und die gewonnenen Erkenntnisse machen ihn zu einem der erstaunlichsten Naturwunder auf der Erde.
Im Jahr 1943 entdeckte die Besatzung eines Flugzeugs der United States Army Air Force beim Überflug über die dünn besiedelte Ungava-Halbinsel im Norden von Québec einen gigantischen, nahezu perfekt kreisrunden See. Wie die NASA schreibt, verhinderte die Abgeschiedenheit des Sees jedoch bis in die 1950er-Jahre eine geologische Expedition. Als es Forschern dann schließlich gelang, den Krater genauer unter die Lupe zu nehmen und erste Fotos an die Öffentlichkeit gelangten, schrieben laut „BBC“ Zeitungen aus aller Welt über jene Entdeckung, die damals als achtes Weltwunder gepriesen wurde: der Pingualuit-Krater.
Messungen ergaben, dass der Krater einen Durchmesser von 3,44 Kilometern hat und 400 Meter tief ist. Der See im Krater ist an seiner tiefsten Stelle 267 Meter tief und damit mehr als 15 Meter tiefer als der Bodensee. Vor allem interessierte die Forscher natürlich, wie dieser riesige, fast kreisrunde See einst entstanden ist. Durch Gesteinsanalysen und allerlei weitere Messungen am und im Umkreis des Kraters konnten sich die Wissenschaftler schließlich auf ein Entstehungsszenario festlegen.
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Wie der Pingualuit-Krater entstanden ist
Vermutlich vor mehr als 1,4 Millionen Jahren und damit im erdgeschichtlichen Zeitalter des Pleistozän schlug an dieser Stelle ein gewaltiger Meteorit aus dem Weltall ein. Laut NASA verdampfte der Meteorit beim Einschlag in einer Explosion, die Tausende von Tonnen Gestein zum Schmelzen brachte und alles Leben im Umkreis von Hunderten von Kilometern um den Krater auslöschte.
Die Besonderheit des Sees besteht laut NASA darin, dass er keine Zuflüsse oder Abflüsse hat. Die einzige Wasserquelle ist der Niederschlag, und der Wasserverlust kann nur durch Verdunstung erfolgen. Der Salzgehalt ist extrem gering, was ihn zu einem der klarsten Seen der Welt macht. Die Inuit nannten ihn deshalb das „Kristallauge von Nunavik“ (Nunavik heißt die Region im Norden von Québec). Seinen heutigen Namen Pingualuit-Krater erhielt er im Jahr 1999, übersetzt bedeutet das in etwa „Dort, wo das Land sich erhebt“.
Der Pingualuit-Krater ist von einer fast mondähnlichen Landschaft umgeben und mit glasklarem Wasser gefüllt, das neun Monate im Jahr mit Eis bedeckt ist. Die Inuit betrachten diesen ungewöhnlich ruhigen Ort als einen Ort extremer Kraft, zu dem man kommt, um sich neu zu beleben. Um diesen einzigartigen Ort zu schützen, wurde rund um den Krater im im Jahr 2004 der Pingualuit-Nationalpark eingerichtet.
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Den Pingualuit-Krater besuchen
Interessierte können den Pingualuit-Krater im Rahmen von geführten Trekking-Touren oder auf eigene Faust besteigen, wofür sich die eisfreien Sommermonate am besten eignen. Die Parkverwaltung weist jedoch explizit darauf hin, dass man für eine Erkundung ohne Guide in guter körperlicher Verfassung sein und sich keinen unnötigen Risiken aussetzen sollte. Das gilt vor allem für die Wintermonate.