30. Juni 2020, 12:35 Uhr | Lesezeit: 2 Minuten
Seit dem durch Polizeigewalt verursachten Tod des Afroamerikaners George Floyd in den USA finden weltweit im Zuge der „Black Lives Matter“-Bewegung immer mehr Demonstrationen gegen Rassismus und Diskriminierung statt. Auch fordern Aktivisten überall auf der Welt den Abriss von Denkmälern, die etwa Sklavenhändler oder Kolonialisten gewidmet sind. Nun ist in der Schweiz die Debatte um einen Berg neu entbrannt, dessen Namensgeber ein Rassist war.
Die Spitze des Agassizhorns in den Berner Alpen ragt fast 4000 Meter in den Himmel und ist so gut wie immer schneebedeckt. Benannt ist der Berg nach dem Schweizer Natur- und Gletscherforscher Louis Agassiz. Doch der im Jahr 1807 geborene Wissenschaftler, der sich im Laufe des 19. Jahrhunderts vor allem wegen seiner Forschungen über Fische, Fossilien und Gletscher auch international einen Namen machte, ist inzwischen stark umstritten.
Der Grund: Agassiz galt als Rassentheoretiker. Dem Nachrichtenportal „Swissinfo.ch“ zufolge bekräftigte der Forscher vor allem nach seiner Auswanderung in die USA im Jahr 1846 seine Abneigung gegen Afroamerikaner. Agassiz hielt Schwarze demnach für „minderwertig“ und verteidigte entschieden das Prinzip der Rassentrennung.
Erste Bestrebungen zur Umbenennung bereits 2007
Wegen dieser Theorien hatte bereits 2007 eine Bewegung um den St. Galler Historiker und ehemaligen SP-Politiker Hans Fässler die Umbenennung des Agassizhorns gefordert, wie „20min.ch“ berichtet. Doch damals passierte nichts. Nun forderte das Komitee um Fässler, unter dem Motto „Démonter Louis Agassiz“ erneut, dass der Berg nicht mehr den Namen eines Rassisten tragen dürfe.
Unter Berufung auf die „Berner Zeitung“ zitiert „20min.ch“ aus einem Schreiben, dass das Komitee kürzlich an die für den Berg zuständigen Gemeinden geschickt hat. Dort heißt es: „Man könnte es bildhaft sagen: Der Namensgeber des Agassizhorns kniete zusammen mit dem weißen Polizisten Derek Chauvin auf dem Hals von George Floyd.“
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Berg soll Rentyhorn heißen
Nach dem Wunsch der Aktivisten soll der Berg künftig den Namen des kongolesischen Sklaven Renty tragen, den Agassiz in den 1850er-Jahren auf einer Plantage in South Carolina fotografieren ließ, um „die Minderwertigkeit der schwarzen Rasse zu beweisen“.
Ob der Berg mit dem umstrittenen Namen künftig tatsächlich in Rentyhorn umbenannt wird, ist bislang nicht bekannt. Im Jahr 2018 war in der Schweizer Stadt Neuchâtel bereits ein Platz an der dortigen Universität von „Espace Louis Agassiz“ in „Espace Tilo Frey“ umbenannt worden. Tilo Frey war die erste farbige Nationalrätin der Schweiz.