16. Juni 2022, 17:21 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
„Es werden immer mehr“ heißt es in einer Facebook-Gruppe. Gemeint sind die Wanderratten auf der bei Deutschen beliebten niederländischen Urlaubsinsel Texel. TRAVELBOOK hat exklusiv mit der Gemeinde über die vermeintliche Plage gesprochen.
Breite Sandstrände, Dünen und ausgedehnte Wälder: Die Insel Texel in den Niederlanden hat eine wilde Nordsee-Seite und eine zahme am Wattenmeer. Und viele deutsche Fans – vor allem in Nordrhein-Westfalen. Die meisten kommen immer wieder und kennen die Insel seit Kindertagen. Eine Insel, die mit rund 14.000 Menschen mehr Einwohner als Schafe hat. Glaubt man einer Facebook-Seite, auf der sich Urlauber aus Deutschland über Texel austauschen, könnte man jedoch meinen, dass die Wanderratte die Insel beherrscht. TRAVELBOOK hat bei der Gemeinde nachgefragt, inwieweit die Ratten für das Eiland in den Niederlanden eine Belästigung oder gar Gefahr darstellen.
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„Die Ratten tanzen Samba“
Am Strand, auf dem Campingplatz oder im Garten – laut Touristen sind die Ratten auf Texel überall. Darüber berichtete auch „Express.de“ und macht auf eine Facebook-Kommunikation aufmerksam:
„Hallo ihr Lieben, tanzen bei euch auch die Ratten Samba? Am helllichten Tag? Ohne Scheu vor dem Menschen? Auf der Terrasse, während ihr dort sitzt? Meine Eltern berichten von einer Rattenplage und auch, dass auf Texel kein Gift ausgelegt werden darf.“ Das fragt eine Userin in der Facebook-Gruppe „Texel – Fans“ in einem Post vom 8. Juni. Mit ihrer Erfahrung ist sie offensichtlich nicht alleine – unter dem Post kommentieren viele andere User, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. So schreibt eine Userin: „Wir hatten im Mai leider auch ein Rattennest neben unserem Bungalow im Kunstpark, haben es direkt gemeldet. Am nächsten Tag kamen Kammerjäger mit Spürhunden raus, aber draußen sitzen machte nicht mehr viel Spaß.“ Weiter heißt es: „In dieser Häufung hab ich sie aber erst dieses Jahr wahrgenommen.“
Auch die Gründe für die Plage lassen sich aus den Facebook-Kommentaren ableiten. So schreibt eine Nutzerin: „Es gibt leider keine natürlichen Feinde auf […] Texel. Klar, ein paar Greifvögel, aber so etwas wie Füchse gibt es nicht. Es werden immer mehr auf Texel.“ Ein anderer User meint: „In den Niederlanden ist Rattengift im Freien seit Jahren verboten.“
Es gibt aber auch User, die kommentieren, dass sie das Problem nicht kennen würden oder die Darstellungen übertrieben fänden. So schreibt ein Nutzer: „Da wo der Mensch ist, ist auch die Ratte! Ratten gehören in einer Ansiedlung dazu. Ob in der Stadt, auf dem Land oder auf einer Insel. […] Das Problem ist, dass manche drei oder vier Ratten entdecken und gleich von einer Ratteninvasion reden.“
Doch die Ratten haben auch Fans. Eine Nutzerin meint: „Die sind total putzig.“
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Landwirte schlagen ebenfalls Alarm
Die Ratten auf Texel in den Niederlanden machen auch den Landwirten und Viehzüchtern zu schaffen. „Es wird einfach aus dem Ruder laufen“, wird Landwirt Henk van der Star unter Berufung auf „Texelse Courant“ zitiert.
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Das sagt die Gemeinde
Die Gemeinde bestätigt gegenüber TRAVELBOOK ein Rattenproblem. In der Stellungnahme heißt es: „Wie in den gesamten Niederlanden kommt es auch auf Texel insgesamt häufiger zu Belästigungen durch Ratten. Denn ohne Absicht sorgen viele Menschen für günstige Lebensbedingungen.“
Die Gemeinde arbeite bereits mit einer Vielzahl von Interessengruppen wie etwa Gastronomie, öffentlichen Einrichtungen, Landwirtschaft und Bürgern an gemeinschaftlichen Lösungen. Dabei liege der Fokus auf präventiven Maßnahmen. Man konzentriere sich darauf, „Bedingungen aufzulösen, die günstige Lebensumgebungen für Ratten schaffen. Dazu zählen etwa Nahrungs-, Schutz- und Nistplätze zu entfernen wie auch Bewegungsmöglichkeiten einzuschränken.“
Zudem sorge die Gemeinde Texel selbst für die Bekämpfung von Ratten am Rande von Wegen und Gräben auf kommunalen Fläche und klärt im Rahmen einer Social Media Kampagne darüber auf, wie Belästigungen durch Ratten vermieden werden können.
Die Gemeinde gibt an, dass in Zeiten, in denen die Ratten noch mit chemischen Mitteln bekämpft werden konnten, tatsächlich weniger Ratten auf Texel zu finden waren. Dazu heißt es: „Grund für die Abkehr von diesen Maßnahmen sind unter anderem Resistenzen (national) gegen die Biozide, die zur Bekämpfung von Ratten eingesetzt wurden. Zudem gab es auch Studien zur Sekundärvergiftung bei anderen Tieren wie Vögeln, Katzen und Hunden, die erschreckende Ergebnisse aufwiesen. Nicht zuletzt ist es unsicher für Menschen und schlecht für die Umwelt. Deshalb liegt der Fokus auf Prävention. Erst, wenn eine Bedrohung der Volksgesundheit vorliegt, wird gezielt Gift zur Bekämpfung eingesetzt.“
Eine Gesundheitsgefährdung läge aktuell nicht vor. Zudem schrieb eine Facebook-Userin, dass sie seit fünf Jahren Urlaub auf Texel mache. In dieser Zeit habe sie nicht eine einzige Ratte gesehen.