10. November 2022, 16:51 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Verbindet schon innerhalb der nächsten zwei Jahrzehnte ein Tunnel „unter“ der Straße von Gibraltar die Kontinente Europa und Afrika? Die Idee dazu ist alles andere als neu. Doch nach Jahren des Stillstands treiben Spanien und Marokko das Vorhaben nun mit konkreten Schritten voran.
Laut „Euro Weekly“ hat Marokkos Regierung Anfang November eine neue Leitung für das Mammutprojekt des Tunnels „unter“ der Straße von Gibraltar ernannt. Abdel-Kabir Zahoud ist fortan als Generaldirektor der „Nationalen Gesellschaft für Studien über die Straße von Gibraltar“ hauptverantwortlich für den geplanten Riesen-Tunnel zwischen Marokko und Spanien. Doch nicht nur diese Ernennung bestätigt das Interesse, den Bau des Tunnels zwischen Spanien und Marokko wieder aufzunehmen: Auf spanischer Seite wurde die „Nationale Gesellschaft für Studien zur Festnetz-Kommunikation entlang der Straße von Gibraltar“ (SEGESCA) mit der Durchführung von Machbarkeitsstudien beauftragt. Dafür wurden für 2023 bereits 750.000 Euro seitens der Regierung bereitgestellt.
Es gab bereits mehrere Anläufe
An der Straße von Gibraltar ist die Meerenge zwischen Spanien und Marokko an der engsten Stelle gerade einmal 13,5 Kilometer breit. Bereits vor mehr als 40 Jahren einigten sich laut „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ der spanische König Juan Carlos I. und der marokkanische Monarch Hassan II. bei einem Treffen in Fez über eine Verbindung „ihrer“ Länder entlang der Straße von Gibraltar. Doch mehrere Anläufe blieben in der Planungsphase stecken. So schied zunächst die Variante zwischen Punta Canales und Punta Cires aus. Diese wäre zwar nur 14 Kilometer lang gewesen, allerdings hätte man in 900 Metern Tiefe bohren müssen. Auch die Pläne für eine Brücke mit Türmen von hunderten Metern Höhe und eine schwimmende Brücke mit einer künstlichen Insel und Tunneln wurden verworfen.
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Tunnel zwischen Tarifa und Tanger geplant
Nun soll nach dem Vorbild des Eurotunnels von Calais nach Dover ein Tunnel von Tarifa nach Tanger führen – und umgekehrt. „Mehr als 40 Kilometer lang soll die neue Strecke sein […], knapp 30 Kilometer davon verlaufen unter dem Meer. Eine halbe Stunde könnte der Weg nach Afrika dann dauern“, schreibt die „Frankfurter Allgemeine Zeitung.“ Auch dieser Plan ist nicht neu, nimmt aber indessen wieder Fahrt auf.
Man gehe von einer Bauzeit von etwa 15 Jahren und Kosten von mindestens fünf Milliarden Euro aus. Es handelt sich um eines der teuersten Bauvorhaben dieser Art, mit außerordentlichen technischen Herausforderungen in bis zu 300 Metern unter der Meeresoberfläche. Doch das Vorhaben stößt bereits vielerorts auf Interesse und wird auch von der Europäischen Union unterstützt, könne so doch auch die erste Eisenbahnlinie nach Afrika entstehen.
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Da Marokko seit Jahren auch mit deutscher Unterstützung eine grüne Revolution vorantreibt, ließe sich durch die Röhren möglicherweise „auch ,grüner‘ Wasserstoff und mit regenerativen Energiequellen produzierter Strom nach Europa transportieren.“ Doch wann und wie sich der schon lang kursierende Plan für den Tunnel „unter“ der Straße von Gibraltar weiter konkretisiert, bleibt vorerst noch abzuwarten.