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Fernstraße durch Northern Territory und Western Australia

Wieso jetzt die beste Zeit für einen Roadtrip auf dem Tanami Track in Australien ist

Der Tanami Track ist eine über tausend Kilometer lange Fernstraße im Northern Territory und Western Australia
Der Tanami Track ist eine über tausend Kilometer lange Fernstraße im Northern Territory und Western Australia Foto: Getty Images/ flo129
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TRAVELBOOK Redaktion

22. April 2023, 6:49 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Der Tanami Track im Northern Territory und in Western Australia verspricht einen ursprünglichen und einsamen Roadtrip. Noch. Denn schon bald könnte es hier voller werden.

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Rote Erde wohin man blickt, ein Känguru springt von links nach rechts, fast verwundert über die Besucher. Niemand sonst ist da. Und wird auch nicht kommen, in den nächsten Stunden, vielleicht sogar Tagen. Dann wird es Nacht: Anstelle der Sonnenstrahlen tritt ein Sternenhimmel – so weit, so klar, so unglaublich wie Sie es noch nie zuvor gesehen haben. Stellen Sie sich so einen Roadtrip in Australiens Outback vor? So oder so ähnlich kann ein Roadtrip über den Tanami Track in Australiens Northern Territory und Western Australia sein. Noch, will man meinen. Denn schon bald könnte der mitunter respekteinflößende Highway sehr viel zugänglicher und damit touristenfreundlicher werden. Wer ein ursprüngliches Stück Australien auf seinem Roadtrip erleben möchte, sollte entsprechend bald zur Tanami Road aufbrechen.

Wo genau ist die Tanami Road in Australien?

Der Tanami Track (auch als Tanami Road oder McGuire Track bekannt) – oder schlicht Tanami, wie ihn Einheimische nennen – ist „eine von Australiens größten Outback-Abenteuerstrecken“, wie „Bbc“-Autor Craig Sauers schreibt. Die Fernstraße führt vom Stuart Highway bei Bond Springs in Burt Plain nördlich von Alice Springs zum Great Northern Highway – übrigens Australiens längste Straße. Auf den trifft sie ein Stück südwestlich der Kleinstadt Halls Creek in der Kimberley-Region. Dabei übertritt sie die Grenze zwischen den Bundesstaaten Northern Territory und Western Australia und führt durch die Tanamiwüste, eine, laut Sauers, „der isoliertesten und trockensten Regionen der Welt“ und nicht zuletzt Namensgeberin der Tanami Road.

Laut dem Northern Territory Government ist die Tanami Road von einem zum anderen Ende 1014 Kilometer lang. Laut Googlemaps sind es 1092 Kilometer und die Fahrt dauert 26 Stunden.

Hier liegt die Tanami Road:

Was kann man vom Tanami-Roadtrip erwarten?

Einmal die stille Weite des Outbacks erleben und ganz allein sein auf einer riesigen, zu großen Teilen ungepflasterten Straße, die gefühlt niemals endet. Einmal durch rote Erde fahren, die alles eindeckt, vorbei an kargen Bäume und tierischen Bewohner, die hier und da hüpfen, kriechen und sich schlängeln. Das ist in etwa die Idee (und nach Sauers Beschreibung auch Realität) der Abenteuersuchenden auf der Tanami Road. Denn wo diese durch die Tanamiwüste führt, führt sie offenbar ins gefühlte Nichts. Abgesehen von Erde und rotem Staub: Davon gibt es viel. „Nichts“ hingegen gibt es im Sinne von Menschen, Häusern und Zivilisation, zumindest fast. Schnell ist man beim Roadtrip auf Australiens Tanami mit sich allein. Nicht zuletzt ist genau das der Charme des Tanami Tracks: die Ursprünglichkeit und auch das leichte Kitzeln im Nacken. Die respekteinflößende Erkenntnis, dass man wirklich allein ist, allein mit den Elementen. Und dann, wie Sauers schreibt, gibt es auch „den primitiven Wunsch, dieses Terrain zu erobern.“

Laut dem BBC-Autoren zieht der Tanami „unerschrockene Reisende an, die wegen der rauen Landschaft und des Buchcampings“ kämen, ebenso weil der Tanami berüchtigt ist, eine der längsten und anspruchsvollsten Straßen Australiens zu sein. Neben diesen Abenteuerreisenden sind es gerade einmal ein paar Viehzüchter, Lastwagen und hin und wieder wilde Kamele, die die Tanami Road nutzen.

Es gibt also auch nichts, das für Komfort sorgt, außer der Halbseligkeiten, die mitfahren. Von Wasser über Lebensmittel bis hin zu Schlafutensilien und Extrakanistern voller Benzin sollte also alles eingepackt werden. Offenbar gibt es keinen Ort, an dem man eben schnell eine Flasche Wasser kaufen könnte, wenn die mitgebrachte aufgebraucht ist. Tankstellen sind rar. Nach Burt Springs steht die erste nach 167 Kilometern an einem einsamen Roadhouse in Tillmouth Well. Dann kommt lange nichts, bis nach 106 Kilometern Yuendumu sichtbar wird.

Inidgene Kunst in Yuendumu

Es gibt zwei große Touristenattraktionen auf dem Tanami. Die erste ist noch im Northern Territory, im eben genannten Yuendumu. Die Tanami Road führt teilweise durch Land, das dem Aborigines-Stamm der Warlpiri gehört. Sie leben seit tausenden von Jahren in der Region und arbeiten mit dem Land. Offiziell bekamen sie die Verwaltungshoheit jedoch erst 1978, zwei Jahre nach der Verabschiedung des australischen Aboriginal Land Rights Acts. Der sollte zurückgeben, was den Indigenen durch Goldrausch und Expansion der Weidewirtschaft im 20. Jahrhundert genommen wurde.

Die Native Affairs Branch der australischen Regierung gründete Yuendumu im Jahr 1946, heute leben dort knapp 1000 Menschen, überwiegend aus dem Stamm der Warlpiri, wie Sauers schreibt. „Während mehrere Aborigine-Gemeinden den Tanami säumen, ist Yuendumu eine der wenigen, die Außenstehende offen willkommen heißen“, schreibt er und erklärt, dass das vor allem dem Warlukurlangu Arts Center zu verdanken sei: eine der bedeutendsten Künstlerorganisationen der Aborigines in Australien. Rund 800 Künstler arbeiten hier, allein in 2022 seien rund 11.000 Kunstwerke entstanden. Diese kann man vor Ort sowie online kaufen. Mit dem Verkauf der Bilder soll die indigene Kultur gefördert und die abgelegene Gemeinde in Yuendumu unterstützt werden.

Wolf Creek Crater

Eine zweite, ungleich größere Attraktion in der Nähe des Tanami Tracks ist der riesige Wolf Creek Crater. Der Krater hat einen Durchmesser von rund 880 Metern und entstand, als vor rund 300.000 Jahren ein riesiger Meteorit auf die Erde stürzte. Er befindet sich unweit des Tanami Tracks, etwa 145 Kilometer vor Halls Creek, im Wolf-Creek-Crater-Nationalpark im Bundesstaat Western Australia. Der Krater ist der zweitgrößte der Welt. Erst 1947 entdeckten ihn Geologen – der indigenen Bevölkerung war er natürlich länger bekannt. Horrorfilm-Fans dürfte er aus dem Film „Wolf Creek“ bekannt sein, der Aufnahmen des riesigen Kraters zeigt.

Wolf Creek Crater
Der Wolf Creek Crater in Western Australia aus der Luftperspektive. Foto: Getty Images
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Ausbau der Tanami Road

Gründe, sich auf die nicht unbedingt einfache Fahrt auf der Tanami Road zu begeben, gibt es viele. Und vielleicht bekommen einige Roadtrip-Freunde beim Lesen dieser Zeilen Lust, sofort loszufahren – mir ging es beim Recherchieren und Schreiben zumindest so. Aber, wie anfangs erwähnt, wer die echte, heißt ungepflasterte, Erfahrung erleben möchte, sollte nicht allzu lange warten. Denn wie Sauers in seinem Text schreibt, wird der Tanami modernisiert. Eine entspreche Recherche bestätigt das. So heißt es aus der Abteilung für Infrastruktur, Planung und Logistik des Northern Territory Governments, dass stückweise Verbesserungen des Highways geplant seien. Beginnend mit einem 60 Kilometer langen asphaltierten Stück, ausgehend von Yuendumu, das bis Mitte 2023 fertiggestellt werden soll, plant die Regierung des Bundesstaats eine insgesamt 150 Kilometer lange Asphaltierung bis etwa Mitte/Ende 2025. Auch auf der Western-Australia-Seite des Tanamis sind die Arbeiten an den ersten 20 Kilometern bereits im Gange. Das Western Australian Government erklärt, dass weitere 94 Kilometer in Planung seien.

Die Liberal Party of Australia hatte mehrere millionenschwere Pläne für die Tanami Road, sollte die Liberal-National-Koalitionsregierung wiedergewählt werden. Die Wiederwahl klappte nicht, an ihrer Stelle steht seit 2022 die Labor Party. Laut einem Artikel der australischen Wirtschaftszeitung „Financial Review“ sind in deren Budget „1,5 Milliarden Dollar für die Modernisierung von Güterstraßen und die Versiegelung des Tanami Tracks im Northern Territory und in Western Australia“ eingeplant. In einem Statement der Infrastruktur-Ministerin Catherine King aus Oktober 2022 ist von zusätzlichen 350 Millionen die Rede, mit denen die „Modernisierung der Tanami Road und der Central Arnhem Road“ fortgesetzt werden sollte. Laut King erhöhe sich die „Gesamtverpflichtung auf 740 Millionen.“

Es steht also fest: Der Tanami Track wird stückweise asphaltiert und zugänglicher gemacht. Er wird damit auch zugänglicher für Touristen, die sich für indigene Kultur interessieren, verliert aber eben auch etwas von seiner faszinierenden Ursprünglichkeit.

Themen Australien
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