14. Juni 2022, 6:36 Uhr | Lesezeit: 12 Minuten
Traumbuchten, wilde Schluchten und schroffe Gipfel: Das kleine Montenegro eignet sich wunderbar für eine Mietwagen-Rundreise. Wir stellen eine Route für neun abwechslungsreiche Tage vor.
Ein Roadtrip, das klingt nach Freiheit. Aber auch nach vielen ermüdenden Stunden hinter dem Steuer. Was aber, wenn das Urlaubsland so klein ist, dass die nächste Sehenswürdigkeit immer schon gleich um die Ecke liegt? Dann bleibt mehr Zeit und Energie für das Ziel selbst. Montenegro ist so ein Land – der Balkanstaat eignet sich perfekt für einen Roadtrip im eigenen Auto oder im Mietwagen.
Der Roadtrip durch Montenegro auf der Karte:
Übersicht
- Roadtrip durch Montenegro – die Etappen
- Tag 1: Von Podgorica an den Skadarsee (40 Kilometer)
- Tag 2: Über Rijeka Crnojevica nach Budva (80 Kilometer)
- Urlaub in Montenegro
- Tag 3: Budva und Sveti Stefan (20 Kilometer)
- Tag 4: Von Budva nach Kotor (50 Kilometer)
- Tag 5: Lovcen, Perast und Herceg Novi (120 Kilometer)
- Tag 6: Kloster Ostrog und Zabljak (220 Kilometer)
- Urlaub in Montenegro
- Tag 7: Der Durmitor und die Tara-Schlucht (20 Kilometer)
- Tag 8: Auf zum Bobotov Kuk (40 Kilometer)
- Tag 9: Zurück nach Podgorica (180 Kilometer)
- Klima und Reisezeit
- Anreise zum Roadtrip nach Montenegro
- Währung
- Kotor – persönliche Tipps unserer Redakteurin Sonja
Roadtrip durch Montenegro – die Etappen
Tag 1: Von Podgorica an den Skadarsee (40 Kilometer)
Die Hauptstadt Montenegros hat unter Reisenden nicht den besten Ruf. Sie gilt nicht gerade als Schönheit, vor allem im Kontrast zum Rest des Landes. Deshalb am besten gleich bei der Ankunft am Flughafen das Auto in Empfang nehmen und Podgorica hinter sich lassen.
Der Weg in eine völlig andere Welt dauert nur eine halbe Stunde. Der Skadarsee – auch Skutarisee – auf der Grenze zu Albanien ist das größte Binnengewässer des Balkans. In Virpazar starten Bootsausflüge in die einzigartige Seenlandschaft des Nationalparks. Im Anschluss lässt sich in dem kleinen Ort hervorragend speisen.
Ein Geheimtipp zum Übernachten ist die benachbarte Gemeinde Donja Seoca. Der Weg dorthin über die einspurige Küstenstraße sorgt für Adrenalinschübe. Belohnung für den wilden Ritt ist ein kleines Dorfidyll in den Bergen, das bekannt ist für süffigen Wein.
Tag 2: Über Rijeka Crnojevica nach Budva (80 Kilometer)
Die Pracht des Skadarsees und seiner Umgebung offenbart sich am besten auf dem Weg von Virpazar nach Rijeka Crnojevica. Rund eine Stunde ist man auf einer der schönsten Straßen Montenegros unterwegs, bevor man den verträumten Ort erreicht. Mindestens einen Kaffee sollte man sich am gleichnamigen Fluss gönnen, bevor es zum beliebten Aussichtspunkt Pavlova Strana geht. Hier bietet sich der vielleicht schönste Ausblick im gesamten Skadar-Nationalpark.
Von hier einfach dem Straßenverlauf bis zur M2-3 folgen, die direkt nach Budva führt. Nach einer Fahrt durch die bergige Landschaft eröffnet sich ein Szenenwechsel: Die Adria zeigt sich.
In der Bucht schimmert die Küstenstadt Budva im Sonnenlicht. Hinab führen Serpentinen. Maritimes Flair: Eine weitläufige, von Palmen gesäumte Strandpromenade und der Duft des Meeres empfangen Besucher. An Übernachtungsmöglichkeiten mangelt es nicht. Besonders atmosphärisch sind Unterkünfte in der Altstadt und in Küstennähe.
Tag 3: Budva und Sveti Stefan (20 Kilometer)
Budva ist ein Touristen-Hotspot, an dem gerne gefeiert wird. Die ummauerte Altstadt versprüht trotzdem Charme. Es macht Freude, sich in den Gassen zu verlieren und unverhofft an dem kleinen Strand der Altstadt herauszukommen. Der Sonnenuntergang ist hier ausgesprochen farbenprächtig. Tagsüber erreicht man spazierend die beiden größeren Strände Mogren Beach und Mogren Beach 2.
Wenn man schon in Budva ist und ein Auto zur Verfügung hat, sollte ein Abstecher zur kleinen, vorgelagerten Insel Sveti Stefan nicht fehlen – ein wahres Postkartenmotiv. Die Fahrt dauert nur eine Viertelstunde, doch leider ist der Ort selbst mittlerweile ein Luxusresort und nur Hotelgästen zugänglich. Trotzdem lässt sich an den beiden Stränden rechts und links des Eilands baden.
Tag 4: Von Budva nach Kotor (50 Kilometer)
Von Budva geht es über Porto Montenegro nach Kotor. Der Umweg ist lohnenswert. So bekommt man nicht nur den Jachthafen zu sehen, sondern auch den besten Eindruck von der Bucht von Kotor. Von Porto Montenegro führt nämlich eine echte Traumstraße, die Jadranska Magistrala, direkt am Wasser entlang.
In Kotor ist sofort offensichtlich, warum die Stadt die vielleicht bekannteste Sehenswürdigkeit Montenegros ist. Zweitausend Jahre Geschichte präsentieren sich hier malerisch. Die älteste Stadt des Landes wurde von den Römern gegründet.
Mehr Tipps und Inspirationen rund um Kotor gibt Sonja Koller in der folgenden Podcast-Folge von In 5 Minuten um die Welt:
Am zentralen Platz vor Kotors Wahrzeichen, dem Uhrturm, lässt sich wunderbar eine Limonade schlürfen, bevor es anschließend zur Festungsruine geht. Die 1300 Stufen nehmen die meisten gerne in Kauf, um den Blick auf die fjordartige Landschaft genießen zu können.
Zum Übernachten empfiehlt sich der Nachbarort Dobrota. Dort geht es etwas ruhiger und weniger touristisch zu. Vor allem locken hier kleine Privatunterkünfte am Berghang. Der Ausblick auf die Bucht verführt dazu, länger als nur eine Nacht zu bleiben.
Tag 5: Lovcen, Perast und Herceg Novi (120 Kilometer)
Nun rufen wieder die Berge. Nur eine Stunde ist es mit dem Auto von Dobrota aus in den Nationalpark Lovcen. Je höher man aufsteigt, desto großartiger wird die Aussicht auf die Küstenlinie. Zahlreiche Haltebuchten bieten Gelegenheit für sichere Fotos.
Nach der Einfahrt in den Nationalpark verengt sich die Straße und wird einspurig. Das erfordert Aufmerksamkeit. Vom Parkplatz am Aussichtspunkt geht es zu Fuß weiter. Rund 460 Treppenstufen führen durch einen Tunnel. Dann erreicht man das Mausoleum des größten montenegrinischen Dichters und Herrschers: Petar II. Petrovic Njegos (1813-1851). Die 360-Grad-Aussicht ist unvergesslich.
Zurück in die Bucht von Kotor. Dort versteckt sich eine weitere Sehenswürdigkeit: Perast, der wohl romantischste Küstenort Montenegros. Hier kann man idyllisch am Wasser speisen. Anschließend geht es weiter auf der Küstenstraße E65 entlang der Bucht von Kotor bis nach Herceg Novi. Der Ort bietet Strände, eine Promenade und eine Altstadt mit Festungsbauten und Amphitheater aus dem 16. Jahrhundert. Am besten eine Nacht bleiben, um alle Eindrücke zu ordnen.
Tag 6: Kloster Ostrog und Zabljak (220 Kilometer)
Heute folgt eine Ausnahme: Man verbringt vier bis fünf Stunden am Steuer. Doch es lohnt sich. Unterwegs von Herceg Novi zum Kloster Ostrog ist die Landschaft zunächst weniger spektakulär als in den Tagen zuvor. Am Ende wartet jedoch eine acht Kilometer lange Serpentinenstraße hinauf zum Sakralbau auf 900 Metern Höhe. Obwohl jedes Jahr Tausende Pilger die Strecke absolvieren, ist die schmalspurige Fahrbahn am Berg nichts für schwache Nerven.
Es grenzt an ein Wunder, dass Bischof Vasilije Ostroski im 17. Jahrhundert hier ein Kloster in zwei Höhlen einer senkrechten Felswand errichten ließ. Dort liegen heute seine Gebeine. Da man die Serpentinen wieder hinunterfahren muss, kann ein Gebet nicht schaden. Nun geht es weiter Richtung Zabljak in den Durmitor-Nationalpark, wo sich mindestens zwei Übernachtungen empfehlen.
Tag 7: Der Durmitor und die Tara-Schlucht (20 Kilometer)
Zabljak ist mit 1456 Metern der höchstgelegene Ort Montenegros und der ideale Ausgangspunkt für Ausflüge in den Durmitor-Nationalpark. Wer Lust auf eine entspannte Wanderung hat, der sollte zum Crno jezero, dem Schwarzen See. Trotz des Namens schimmert das Gewässer inmitten eines Waldes und umgeben von Bergen eher smaragdgrün.
Unweit von Zabljak befindet sich die spektakuläre Tara-Schlucht, welche insbesondere am Brojila-Aussichtspunkt optisch ihre volle Wucht entfaltet. Von dort blickt man mehr als 1000 Meter in die Tiefe des rund 78 Kilometer langen Canyons. Die Tara, die sich durch das Tal schlängelt, ist der längste Fluss Montenegros. Und formte eine der eindrucksvollsten Schluchten in ganz Europa.
Tag 8: Auf zum Bobotov Kuk (40 Kilometer)
Der Durmitor-Nationalpark beherbergt den höchsten Berg Montenegros, den Bobotov Kuk. Für erfahrene Bergwanderer ist der Aufstieg ein Muss. Gut drei Stunden benötigt man, um vom Startpunkt in Sedlo den Gipfel zu erreichen. Es gibt luftige Passagen mit Seilversicherungen, an denen man sich heraufziehen muss. Ganz oben, kurz vor dem Gipfel, wartet noch ein nervenaufreibender Felsvorsprung. Auch wer diese letzten Höhenmeter nicht mitnimmt, hat eine grandiose Sicht.
Wer keine Lust auf eine anspruchsvolle Bergwanderung hat, der kommt im Durmitor dennoch auf seine Kosten: Die Straße P14, die von Zabljak nach Sedlo und weiter führt, gehört zu den schönsten des Landes.
Tag 9: Zurück nach Podgorica (180 Kilometer)
Die Strecke von Zabljak in die Hauptstadt ist wieder eine Augenweide. Auf der P4 führt sie entlang der Tara. Nach etwa 25 Kilometern erreicht man die Durdevica-Tara-Brücke. In bis zu 150 Metern Höhe spannt sich das spektakuläre Bauwerk über den Fluss. Auch wundert man sich, wie die Gebirgsstraße in die Felsen gehauen wurde.
Weiter auf der E65. In dem Ort Kolasin empfiehlt sich eine Mittagspause. In Podgorica angekommen, versteht man dann etwas besser, warum die Hauptstadt nicht sonderlich beliebt ist. Das übrige Montenegro stiehlt ihr einfach die Show.
Klima und Reisezeit
Die beste Reisezeit für Badeurlaub ist zwischen Juni und September. In den milden Monaten Mai und Oktober sind weniger Touristen unterwegs, die Preise für die Unterkünfte fallen günstiger aus – die perfekte Zeit für einen Roadtrip durch Montenegro. Zwischen November und März ist es kühl.
Anreise zum Roadtrip nach Montenegro
Entweder mehr Zeit einplanen und die schöne Küstenstrecke über Kroatien bis Montenegro mit dem eigenen Auto/Camper fahren. Ansonsten gibt es von verschiedenen deutschen Flughäfen aus günstige Direktflüge nach Podgorica. Den Mietwagen mit Abholung am Flughafen am besten online mehrere Wochen im Voraus buchen. Für eine Rundreise reichen meist die 1400 Inklusivkilometer. Es gibt ein striktes Tempolimit, oft sind nur 40 km/h erlaubt – für einen Roadtrip in Montenegro sind demnach auch Ruhe und Geduld Voraussetzung.
Geheimtipp? Warum man in Montenegro lieber nicht an die Küste reisen sollte
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Währung
Obwohl Montenegro nicht zur EU gehört, wird mit dem Euro gezahlt. Für rund zehn Euro bekommt man eine SIM-Karte mit mehreren Gigabyte Datenvolumen, was zum Navigieren völlig ausreicht.
Hinweise zur Corona-Lage: Für Montenegro besteht eine Reisewarnung. Für die Einreise ist ein PCR-Test, der nicht älter als 72 Stunden sein darf, oder der Nachweis einer Corona-Impfung nötig.
Kotor – persönliche Tipps unserer Redakteurin Sonja
Die Stadt Kotor liegt an einem Ort, der als der südlichste Fjord Europas bezeichnet wird. Naja, streng genommen ist die Bucht von Kotor gar kein Fjord, unglaublich sehenswert sind die Bucht und die gleichnamige Stadt aber allemal! Die Kombination aus engen Gassen, Kopfsteinpflastern und atemberaubender Natur sollten doch für sich sprechen, oder?
Was ist ein Highlight?
Wer in Kotor ankommt, sollte am besten direkt die Altstadt erkunden. Am besten, ihr irrt ohne Plan durch die Gassen und schaut euch die historischen Steingebäude in aller Ruhe an. Obwohl die Altstadt eigentlich recht klein ist – gerade einmal 300 mal 350 Meter – gibt es hier so viele verwinkelte Gassen und kleine Plätze, dass man hier stundenlang spazieren könnte.
Was man unbedingt tun sollte:
Um einen Überblick über die Bucht zu bekommen, solltet ihr zur St.Johns-Festung wandern. Sie liegt 280 Meter über dem Meeresspiegel. Wenn ihr vom Stadtzentrum kommt, werdet ihr beim Aufstieg also ziemlich schwitzen. Aber glaubt mir: Es lohnt sich!
Was ist total überschätzt?
Wer in Kotor ankommt und sieht, dass die Stadt direkt am Wasser liegt, erwartet, dass man hier auch wunderbar schwimmen und zumindest am Strand entspannen kann. Zumindest ging es mir so. Aber nach Sandstränden sucht man in Kotor vergeblich und die Alternativen mit Steinen sind alles andere als gemütlich. Wenn ihr einen Strandtag einlegen wollt, solltet ihr lieber an andere Orte in der Nähe fahren, zum Beispiel nach Budva.
Mein persönlicher Geheimtipp:
In Kotor gibt es so viele Straßenkätzchen, dass die Stadt als „Stadt der Katzen“ bekannt geworden ist. Wenn ihr einfach nicht genug von den kleinen Einwohnern Kotors bekommen könnt, dann besucht doch das Katzenmuseum. Der Eintritt kostet nur einen Euro – übrigens könnt ihr nicht nur um Museum unzählige verschiedene Souvenirs mit Katzenmotiven kaufen.
Weltspeisen:
Es gibt ein Gericht, für das Kotor besonders bekannt ist. Wer es zum ersten mal serviert bekommt, wird sich vielleicht fragen, ob damit ein Missgeschick passiert ist. Aber nein, das Tintenfischrisotto, dass hier als Spezialität gehandelt wird, ist tatsächlich absichtlich schwarz … und total lecker. Ganz generell solltet ihr hier viel frischen Fisch essen, der direkt in der Bucht gefangen wird.
Sonja Koller, freie Redakteurin TRAVELBOOK