30. Oktober 2021, 6:45 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Schon vor hunderten Jahren lebten im Norden Skandinaviens die Sámi an der Seite von Rentieren. Bis heute trägt das Volk seine Traditionen von Generation zu Generation. Es ist eine Kultur voller bunter Farben, Naturgesänge und Stolz. Heute wird ihre Lebensweise – und damit ihre Identität – vom Klimawandel bedroht. Zeit für eine Reise zum nördlichsten Zipfel Norwegens!
Unsere Reise beginnt in der Stadt Tromsø. Tromsø wird seit dem 19. Jahrhundert „Paris des Nordens“ genannt. Nach einem Spaziergang durch den historischen Stadtkern mit seinen jahrhundertealten Holzhäusern wird klar: Sie wird dem Kosenamen gerecht. Bei einem Blick auf den Hafen badet man in Eleganz.
Tromsø beheimatet übrigens auch die nördlichste Universität der Welt und beweist, dass das Studentenleben auch bei arktischen Temperaturen gelebt werden kann. Aber Achtung: Die Alkoholpreise bewegen sich in nach deutschen Maßstäben in astronomischen Höhen!
Bunte Trachten und Naturgesänge
Eine Stunde von Tromsø entfernt werden touristische Führungen angeboten – samt der geballten Vielfalt der samischen Kultur. Am wichtigsten: Rentiere dürfen gefüttert und gestreichelt werden. In den Wintermonaten werden auch Schlittenfahrten angeboten. Geweihe und Rangeleien schüchtern zwar kurz ein, doch wirklich Angst muss man nicht haben. Die Tiere sind an den Menschen gewöhnt. Und die Streicheleinheiten mit den Gehilfen des Weihnachtsmannes öffnen das Herz.
Aber auch die Kultur des indigenen Volkes der Sámi hat einiges zu bieten. Ihre traditionelle Tracht kommt in bunten Farben daher. Allen voran Blau, Rot, Gelb und Grün zieren die Kleider. Den Gesang der Sámi nennt man Joik. In einer Mischung aus Lied, Gedicht und Ballade behandeln die Texte meist das Leben in der wilden, nordischen Landschaft um den Polarkreis. Nach alter Tradition wird er ohne instrumentelle Begleitung vorgetragen. Heute feiern Künstler mit einer Mischung aus Joik und Popmusik Erfolge.
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Der Klimawandel bedroht die Lebenswelt der Sámi
Ein Flug nach Alta bringt einen in die Abgeschiedenheit von Sápmi. So wird Lappland von den Ureinwohnern genannt. Noch immer leben dort zahlreiche Sámi von der Rentierhaltung. Sie berichten von den dramatischen Folgen des Klimawandels: Wegen der Erderwärmung fällt zunehmend Regen statt Schnee vom Himmel. Dieser vereist dann auf dem Boden und macht es den Rentieren unmöglich, sich zu den lebensnotwendigen Gräsern und Moosen zu graben. Die Eisschicht wird für sie zu einer tödlichen Glasscheibe.
Anders Oskal leitet das Internationale Zentrum für Rentierzucht und besucht sogar die Weltklimakonferenz in Glasgow. Er erklärt: „Wenn die Rentiere sterben, dann sterben auch wir.“ Damit macht er deutlich, dass es das Erbe der Sámi und die Rentiere zu erhalten gilt.
Über HEROPEANS
Ein Team aus Journalistenschülern von Axel Springer hat Betroffene von Klimakatastrophen getroffen. „HEROPEANS – The People’s Fight Against Climate Disasters“ erzählt die Geschichten von Menschen in Europa, die sich von der Klimakrise vor der eigenen Haustür nicht unterkriegen lassen und handeln.
Alle Videos des Projektes: www.heropeans.com. Mehr Infos zur Journalistenausbildung bei Axel Springer: www.freetech.academy.
Von Martin Schüler und Debbie Stutzke