22. Juli 2019, 11:26 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Nachdem ein Internet-Video weltweit Proteste ausgelöst hatte, verbot die griechische Regierung Übergewichtigen das Reiten auf den Tieren. Doch die Initiative, losgetreten von Tierschützern, stößt auf Gegenwehr. Die Esel werden immer noch gequält und nun wurde sogar ein Tierschützer von einem der Halter bedroht.
Das Leid der Esel auf der griechischen Ferieninsel Santorin, die jeden Tag Hunderte von Touristen in glühender Hitze in den 400 Meter hoch gelegenen Ort Fira schleppen, bewegte im Juli 2018 Millionen von Menschen. Damals zeigte ein Video der Tierschutzorganisation „Network for Animals“ das Elend der Tiere in seinem ganzen Ausmaß Dadurch wurde bekannt: Weil die Tiere, übrigens auch Pferde und Maultiere, oft Personen mit Übergewicht die steilen Hügel von Santorin herauftragen müssen, leiden viele von ihnen unter Verletzungen der Wirbelsäule und sogar offenen Wunden, verursacht durch falsch sitzende Sättel.
Sehen Sie hier das Video, das die weltweiten Proteste gegen die Esel-Quälerei auslöste:
Ein Jahr später: keine Verbesserungen
Im Frühjahr dann zog die griechische Trauminsel aus den Protesten von Tierschützern gegen die Quälerei Konsequenzen und verbot es Personen mit mehr als 100 Kilogramm Körpergewicht, die Tiere zu reiten. Außerdem hatte das „Griechische Ministerium für ländliche Entwicklung und Essen“ die Halter dazu verpflichtet, ausreichend Futter und Wasser zur Verfügung zu stellen. Doch diese Regelung brachte keine Besserung, wie ein neues Video von „Network for Animals“ zeigt.
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In dem in den sozialen Netzwerken veröffentlichten Video sieht man, wie die Tierschützer nach einem Jahr wieder auf Santorin sind und die Esel unter den gleichen Bedingungen wie vorher vorfinden. Noch immer werden die Tiere nicht versorgt und müssen in der sengenden Hitze die schweren Touristen die Treppen hochtragen. Auch von dem, im Regelkatalog festgelegten, „guten gesundheitlichen Zustand“ der Tiere, ist nichts zu sehen. Viele Tiere haben Blessuren und teilweise sogar offene Wunden.
PETA-Fachreferentin Jana Hoger hatte bereits vor dem Video bedenken. Sie sagte schon im Frühjahr 2019 zu TRAVELBOOK: „Es ist völlig sinnlos, die Tiere auf diese Art zu missbrauchen.“ Was Hoger meint: Von der Anlegestelle fährt auch eine Seilbahn nach Fira hoch, es müsste also wirklich niemand einen Esel dafür nutzen. Ihre Hoffnung für die Zukunft: „Am besten wäre eine komplette Abschaffung der Eseltaxis.“
Sehen Sie hier, wie es den Eseln heute geht:
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Bis zu zehn Kreuzfahrtschiffe täglich
Wie unter anderem „Geo“ berichtet, landen auf Santorin in der Hochsaison bis zu zehn Kreuzfahrtschiffe an – und zwar täglich. Von der Anlegestelle bis in die weltberühmte Hauptstadt Fira mit ihrem blauen Dächern ist es aber ein steiler Weg von 400 Metern und 588 Stufen, der keinerlei Schatten bietet – für viele Kreuzfahrtgäste scheinbar zu viel Anstrengung.
Daher gibt es das Geschäft mit den Eseln und das bereits seit Jahren. Die Tiere sind jedoch genau wie die Touristen der sengenden Sonne ausgesetzt und tragen bei oft mangelhafter Ernährung dazu nicht selten auch noch viel zu schwere Lasten, klagten die Tierschützer an. Teilweise seien die Esel sogar zwangsweise mit Pferden gepaart worden, um leistungsstärkere Nachkommen zu züchten.
TRAVELBOOK hat beim griechischen Tourismusverband um eine Stellungnahme gebeten.