22. Dezember 2020, 12:52 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Eine ins norddeutsche Wattenmeer eingeschleppte Algenart bereitet Wissenschaftlern Sorge. Die neuartige Schlauchalge Vaucheria velutina, die erstmals im Sommer vor Sylt nachgewiesen wurde, könnte das Ökosystem Wattenmeer erheblich verändern.
Die neuartige Schlauchalge Vaucheria velutina bedeckt im norddeutschen Wattenmeer bereits eine Fläche von mehr als 280 Fußballfeldern. Gefährlich ist die Alge vor allem deshalb, weil sich in ihren Schläuchen Schlick verfängt. Dadurch werden die Gänge der Wattwürmer verstopft, heißt es in einer Pressemitteilung der Georg-August-Universität Göttingen. Entdeckt hatte die Alge der Wattforscher Prof. Karsten Reise vom Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) im vergangenen Sommer vor der Insel Sylt. „In meinen fast 50 Jahren als Wattforscher habe ich so eine rasante Ausbreitung einer neuartigen Alge noch nicht erlebt. Bei Sylt hat sie schon riesige Areale erobert, die sehr weit draußen im Watt bis zum Horizont reichen und wo nur selten ein Kurgast hinkommt“, sagt Reise.
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Alge vermutlich von Pazifischen Austern eingeschleppt
Reise vermutet, dass die Alge mit importierten Pazifischen Austern eingeschleppt wurde, die im Sylter Wattenmeer für den Verzehr „gemästet“ werden. Sollte sich zunehmend mehr Schlick im Wattenmeer anhäufen, würde dies den Wattwürmern zusetzen und damit dem Ökosystem Wattenmeer schaden. „Die Gesamtheit aller Wattwürmer schichtet jährlich so viel Sand im Wattenmeer um, dass sich damit die Stadtfläche von Hamburg 15 Meter hoch bedecken ließe. „Wenn der zwischen Vaucheria hängenbleibende Schlick die Gänge der Wattwürmer verstopft, ist alles Leben im Wattboden davon betroffen“, befürchten Forscher. „Das kann sogar Auswirkungen auf die Fähigkeit des Wattenmeeres haben, sich im Klimawandel dem schnell steigenden Meeresspiegel anzupassen. Derzeit verändert sich das Weltnaturerbe Wattenmeer unumkehrbar, direkt vor unseren Augen und durch eine eigentlich sehr kleine Alge“, schreibt die Uni Göttingen weiter.
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Schlauchalge Vaucheria velutina „Alge des Jahres 2021“
Schlauchalgen der Gruppe der Vaucheria zählten laut Uni Göttingen zu den frühesten Lebensformen unseres Planeten. Ihre Abdrücke hätten Geologen in bis zu einer Milliarde Jahre altem Gestein gefunden. Unter optimalen Bedingungen würden sie sich explosionsartig vermehren.
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Die Sektion Phykologie der Deutschen Botanischen Gesellschaft e.V. wählte die Schlauchalge Vaucheria velutina zur „Alge des Jahres 2021“ – „aufgrund ihrer plötzlichen Dominanz und der unabsehbaren ökologischen Folgen“, die die eingeschleppte Algenart für das Wattenmeer mit sich bringen könnte.