28. September 2022, 15:00 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Was tun mit alten Ölplattformen? Der Ölboom in der Nordsee ist vorbei, seitdem streiten Konzerne, Regierungen und Umweltschützer über das Schicksal hunderter Bohrinseln. Eine dieser stillgelegten Offshore-Plattformen hat man nun in eine der größten öffentlichen Kunstinstallationen des Vereinigten Königreichs verwandelt.
Verrotten lassen oder abbauen? Eigentlich ist mit der Übereinkunft der sogenannten Ospar-Staaten (benannt nach dem Übereinkommen zum Schutz der Meeresumwelt des Nordost-Atlantiks) von 1998 klar, dass ausgediente Offshore-Plattformen abgebaut werden müssen. Dennoch rotten einige alte Bohrinseln im Meer vor sich hin, obwohl das die Umwelt gefährdet. Denn immer wieder gibt es Ausnahmeregelungen. Ein Rückbau kann nämlich laut „Handelsblatt“ mehrere hundert Millionen Dollar kosten. Davon müssten die jeweiligen Regierungen, sprich letztlich die Steuerzahler, zwischen 50 und 80 Prozent übernehmen.
Trotz hoher Kosten wird die alte Ölplattform im englischen Ferienort Weston-super-Mare am Bristolkanal in North Somerset gemäß dem Ospar-Übereinkommen zurückgebaut. Nicht aber, ohne dass ihr vorübergehend neues Leben eingehaucht wird. Denn die 450 Tonnen schwere, ausgediente Bohrinsel in der Nordsee öffnete jetzt für die Öffentlichkeit. Und zwar in Form der temporären Kunstausstellung „See Monster“.
Was die Besucher erwartet und inwiefern das See-Monster auf globaler Ebene Diskurse über Wiederverwendung und erneuerbare Energien anregen soll – TRAVELBOOK gibt einen Überblick.
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Das See-Monster erwacht
Die Kunstausstellung „See Monster“ ist Teil von „Unboxed: Creativity in the UK“. Das Festival der Kreativität findet von März bis Oktober 2022 in ganz England, Nordirland, Schottland, Wales und online statt. Seit dem 24. September kann das Meeres-Monster über das Bay Café im Tropicana an der Strandpromenade von Weston-super-Mare besucht werden. Noch bis zum 5. November wird „See Monster“ Besucher empfangen, bevor der Rückbau der Bohrinsel weiter fortgesetzt wird.
Die Umwandlung der einstigen Bohrinsel in eine öffentliche Kunstinstallation war vor allem technisch eine Herausforderung. So berichtete das Magazin für Industriedesign, Architektur und Kunst „Designboom“, dass die 450 Tonnen schwere Plattform auf einem Lastkahn von der Größe eines Fußballfeldes auf dem Seeweg zum Strand von Weston-super-Mare transportiert wurde. Anschließend hob man sie mit einem Kran auf vorgefertigte Beine.
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„See Monster“ erhebt sich nun mit seinen 35 Metern über der Küste von Weston-super-Mare und erstreckt sich über vier Ebenen. Die Ausstellung beinhaltet einen zehn Meter hohen Wasserfall und eine mehrstufige Rutsche, die einen alternativen Weg durch das „See Monster“ bietet. Eine kinetische Installation aus 6.000 Teilen soll die schimmernden Schuppen des „Ungetüms“ darstellen. Außerdem gibt es ein Amphitheater, einen weiten Blick vom Hubschrauberlandeplatz, einen wilden Garten mit Gräsern, Pflanzen und Bäumen und von unterschiedlichen Künstlern gestaltete Experimente zur nachhaltigen Energieerzeugung.
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„See Monster“ als Pionier auf dem Weg in eine grüne Zukunft
Überall im Monster sind Konzepte für eine nachhaltige und grüne Zukunft eingebettet. Damit soll die einstige Bohrinsel in ihrer Wiederbelebung verkörpern, dass Neues aus Altem geschöpft werden und Überholtes neu gedacht werden kann. „See Monster“ will eine kreative Auseinandersetzung mit den Themen Wiederverwendung und erneuerbare Energien fördern. So wurden laut dem Magazin für Design und Architektur „Dezeen“ alle Kunstwerke so konzipiert, dass sie die Aufmerksamkeit auf das britische Wetter lenken und aufzeigen, wie es genutzt werden kann, um eine nachhaltigere Zukunft zu gestalten.