17. März 2023, 11:31 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Badegäste sind empört, Mediziner warnen vor gesundheitlichen Folgen: Ungeklärte Abwässer landen in britischen Seen und Flüssen sowie im Meer. Nun hat eine Umweltorganisation veröffentlicht, welche Strände besonders betroffen sind. Die Ursachen des „Sche*ß“-Problems.
Wer in Großbritannien baden geht, kann sich dabei an vielen Stränden wortwörtlich beschissen fühlen. Denn an zahlreiche Stellen und Stränden strömt in Großbritannien ungeklärtes Abwasser ins Meer, in Seen und Flüsse. Schon im vergangenen Spätsommer trat das Problem in größerem Maße auf, nun hat die Umweltorganisation „Surfers Against Sewage“ analysiert, welche Strände aktuell besonders betroffen sind – und kam auf die erschreckende Zahl von 83 Stränden! Darunter auch der jüngst erst von Tripadvisor ausgezeichnete Strand Gorleston Beach in Norfolk.
„Surfers Against Sewage“ berichten laut der britischen Zeitung „Independent“, dass es neben „fast 5500 Einleitungen in britische Küstenbadegewässer“ auch „über 400.000 Einleitungen von unbehandeltem Abwasser in britische Flüsse“ gibt. Die schiere Menge der Verschmutzung führe dazu, dass Großbritannien hinsichtlich der Qualität der Küstengewässer zu den Schlusslichtern Europas gehöre.
Im Internet hagelte es schon im vergangenen Sommer, als das Problem in größerem Maße bekannt wurde, Spott: Die Rockband Queen solle ihren Hit „Radio Gaga“ doch in „Radio Kaka“ umbenennen, hieß es unter anderem. In der Zeitung „Mirror“ ätzte der Kolumnist Mark Steel: „Beachtet die Vorzüge von Abwässern im Meer – bald haben wir eine braune Brücke nach Europa.“
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Wie kommt es zu dem Abwasser-Problem?
Bei den Abwässern geht es um Abermilliarden Liter. Zwischen 2016 und 2021 ist die Menge beinahe um das Dreißigfache gestiegen, wie Daten der Umweltbehörde Environment Agency zeigen. Dass so viel Unrat ins Meer fließt, liegt am britischen System. Regenwasser und Abwässer werden in denselben Rohren zu den Kläranlagen geleitet. Bei starken Regenfällen ist die Kapazität aber zum Teil nicht ausreichend. Das könnte zum Überlaufen von Klärwerken und damit zu Überflutungen von Häusern und Straßen führen. Deshalb darf gelegentlich überschüssiges Abwasser direkt in das Meer und die Flüsse geleitet werden. Dies nutzen immer wieder etliche Kläranlagen, so auch kürzlich nach andauernden Regenfällen.
Das Problem: Zahlreiche Anlagen, die die Einleitung von Abwässern überwachen sollen, funktionieren nicht oder sind gar nicht wie vorgesehen installiert. Rund ein Viertel aller Abwässer sei im Jahr 2021 unüberwacht eingeleitet worden, wie eine Auswertung der Liberaldemokraten ergab.
Kritiker weisen noch auf einen weiteren Grund für die verseuchten Strände hin: den Brexit. Bereits vor dem Votum über den EU-Austritt 2016 hatten Umweltverbände gewarnt, nach dem Brexit könne die Regierung Umweltvorschriften verwässern. Erst strenge EU-Gesetze und Druck aus Brüssel hätten dazu geführt, dass Gewässer und Luft in Großbritannien sauberer wurden.
Gesundheitliche Folgen des Abwassers an Stränden in Großbritannien
Die „Rolle rückwärts“ ist schon seit vergangenem Sommer für Badegäste deutlich spürbar. Als sie mit ihrer Tochter im Meer war, sei Kot an ihnen vorbeigeschwommen, erzählte etwa Sian Young aus dem südenglischen Strandort Littlehampton der Zeitung „i“. So wie der 47-Jährigen erging es vielen Badegästen. Dabei ist der Shitstorm an den britischen Küsten nicht nur eklig, sondern könnte auch gesundheitliche Folgen haben.
Die Regierung selbst warnt, Schwimmen im offenen Wasser könne das Risiko von Magen-Darm-Erkrankungen erhöhen. Außerdem könnte es zu Atemwegs-, Haut-, Ohr- und Augeninfektionen kommen. Experten betonten, möglich seien sogar Ansteckungen mit Hepatitis A und anderen Krankheiten. Auch Meeresfrüchte können ungenießbar werden. So fließen Abwässer auch in Gebiete, in denen Schalentiere gefischt werden. Im südostenglischen Whitstable wurde die Austernernte eingestellt, da nach dem Verzehr Norovirus-Symptome auftraten.
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Diese Strände sollte man aktuell meiden:
- Dhoon Bay
- Spittal
- Warkworth
- Amble Links
- Druridge Bay North
- Druridge Bay South
- Blyth South Beach
- Tynemouth Cullercoats
- Seaham Hall Beach
- Seaham Beach
- Seaton Carew North
- Redcar Coatham
- Redcar Granville
- Redcar Stray
- Marske Sands
- Saltburn
- Whitby
- Scarborough North Bay
- Scarborough South Bay
- Bridlington South Beach
- Heacham
- Gorleston Beach
- Southend Three Shells
- Southend Jubilee Beach
- Sheerness Canterbury
- Minster Leas
- Leysdown
- West Beach, Whitstable
- Tankerton
- Herne Bay Central
- Herne Bay
- Sandgate
- Hythe
- St Marys Bay (Kent)
- St Leonards
- Bexhill
- Normans Bay
- Pevensey Bay
- Seaford
- Saltdean
- Brighton Kemptown
- Brighton Central – Brighton
- Hove Lawn
- Littlehampton
- Bognor Regis East
- Bognor Regis (Aldwick)
- Pagham
- Langstone Harbour
- Eastney
- Southsea East
- Stokes Bay
- Ryde
- Seagrove
- St Helens
- Bembridge
- Whitecliff Bay
- Yaverland
- Sandown
- Shanklin
- Lee-on-Solent
- Hillhead
- Cowes
- Gurnard
- Colwell Bay
- Totland Bay
- Pentewan
- Dunster North West
- Weston Main
- Weston-super-Mare Sand Bay
- Wharfe at Cromwheel – Ilkley Bathing Water
- Southport
- St Annes
- St Annes North
- Blackpool South
- Blackpool Central
- Blackpool North
- Bispham
- Cleveleys
- Fleetwood
- Morecambe North
- Walney Biggar Bank
- Walney Sandy Gap
- Walney West Shore
mit Material von dpa