29. Juni 2023, 17:16 Uhr | Lesezeit: 2 Minuten
Bahn-Reisenden könnten in den Sommerferien nun doch Streiks erspart bleiben. Denn nach der gescheiterten Tarifrunde mit der Deutschen Bahn setzt nun auch die Eisenbahnergewerkschaft EVG auf eine Lösung in der Schlichtung.
Man nehme den Vorschlag des Staatskonzerns zu einem solchen Verfahren an, teilte die EVG am Donnerstag nach einer Sitzung des Bundesvorstands mit. Zugleich halte man aber an der Urabstimmung über unbefristete Streiks fest. „Wir sind bereit, mit den Vorbereitungen einer Schlichtung so schnell wie möglich zu beginnen“, sagte EVG-Verhandlungsführer Kristian Loroch. „Sollte das Ergebnis nicht überzeugen, droht ein heißer Herbst, mit massiven Auswirkungen bei Eisenbahn und Bus im Bereich der Deutschen Bahn.“ Dann werde es unbefristete Streiks geben, betonte die EVG. Die Bahn reagierte positiv. Man werde nun Details zur Schlichtung besprechen, sagte ein Sprecher.
Vorige Woche hatte die EVG die Verhandlungen mit dem Staatskonzern DB für gescheitert erklärt und ihre Mitglieder zur Urabstimmung aufgerufen. Dies dürfte etwa vier bis fünf Wochen dauern, danach wären unbefristete Streiks möglich. Zuletzt hatte die EVG Gewerkschafts-Kreisen zufolge auch über einen möglichen 24-stündigen Warnstreik am kommenden Dienstag (4. Juli) beraten.
Darum geht es im Tarifkonflikt
Die Bahn bietet bis zu zwölf Prozent mehr Lohn bei einer Laufzeit von 24 Monaten. Für mittlere Einkommen bedeutet es zehn Prozent mehr, für höhere acht Prozent mehr. Dazu kämen 2850 Euro Ausgleichsprämie für die Inflation noch in diesem Jahr. Insgesamt kostet das den Konzern 1,4 Milliarden Euro im Jahr.
Die EVG hatte das Angebot zuletzt als unzureichend besonders für untere Lohngruppen bezeichnet, sich aber verhandlungsbereit gezeigt. Die EVG fordert zwölf Prozent mehr Lohn, mindestens aber 650 Euro im Monat mehr.
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Schon zwei Bahn-Streiks in diesem Jahr
Bereits zwei Mal hat die EVG im laufenden Tarifkonflikt mit Streiks den Verkehr bei der Bahn lahmgelegt. Einen weiteren Arbeitskampf, der für Mitte Mai geplant war und 50 Stunden dauern sollte, sagte die Gewerkschaft kurzfristig ab, nachdem sie sich mit der Bahn vor dem Arbeitsgericht Frankfurt in einem der Knackpunkte auf einen Vergleich geeinigt hatte. Zum Monatsanfang hatte sich der Tarifkonflikt erneut zugespitzt und die EVG stellte zeitnahe Warnstreiks im Tarifkonflikt bei der Deutschen Bahn in Aussicht, ohne einen genauen Zeitraum zu nennen. Auch dieser Streik konnte vorerst abgewendet werden.
Mit Material von reuters und dpa