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Laut Greenpeace

Aktuelle Studie zeigt, wie viel teurer Bahnfahren als Fliegen ist 

Zugfahren in Europa ist leider vielfach immer noch nicht so günstig wie ein Flug
Zugfahren in Europa ist leider vielfach immer noch nicht so günstig wie ein Flug Foto: Getty Images
Larissa Königs
Larissa Königs Autorin

20. Juli 2023, 15:17 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Jeder weiß: Bahnfahren ist besser für die Umwelt als Fliegen, weil dabei deutlich weniger umweltschädliche Emissionen freigesetzt werden. Gerade auf Kurzstrecken setzen daher jetzt schon viele Menschen auf Zugverbindungen. Doch günstig ist dieses Umweltbewusstsein nicht, wie eine Analyse von Greenpeace belegt.

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Wer in Europa eine Zugreise plant, muss häufig mehr zahlen, als würde er fliegen. Das ergibt eine aktuelle Analyse der Umwelt-Organisation Greenpeace, die auf 112 Strecken innerhalb von Europa die Ticketpreise beider Verkehrsmittel verglichen hat. Dabei wurden jeweils die Preise in unterschiedlichen Buchungszeiträumen untersucht: kurzfristig (zwei, vier und sieben Tage vor Abfahrt), mittelfristig (etwa ein Monat vor Abfahrt) und langfristig (etwa vier Monate vor Abfahrt). Das traurige Ergebnis: Nur auf 23 der 112 analysierten Strecken ist Bahnfahren günstiger als Fliegen. Deutschland schneidet zwar nicht so schlecht ab wie viele andere Länder in der EU, aber auch hierzulande ist die Bahn durchschnittlich rund 50 Prozent teurer als der Flieger.

Wann Bahnfahren günstiger als Fliegen ist – und wann nicht

Den größten Preisunterschied gibt es laut der Analyse auf der Strecke Barcelona-London: Hier kostet das Zugticket das bis zu 30-fache des Flugtickets. Auch auf den folgenden Strecken hat das Zugticket mindestens zehnmal so viel gekostet wie ein Flug: London-Bratislava, Budapest-Brüssel, Madrid-Brüssel, Valencia-Paris und Rom-Wien. Das liegt auch daran, dass in vielen europäischen Ländern die Preise für Zugtickets noch höher sind als in Deutschland. Traurige Spitzenreiter sind Großbritannien, Spanien, Frankreich, Belgien und Italien.

Insgesamt waren unter den analysierten Verbindungen 31 Strecken von, nach und innerhalb Deutschlands. Hier war das Ergebnis, im Vergleich zu den anderen Routen, vergleichsweise positiv. Tatsächlich starten bzw. enden sogar vier der zwölf attraktivsten Zugverbindungen der Analyse in Deutschland: Berlin-Prag, Zürich-Berlin, Warschau-Berlin und Hamburg-München. Entscheidend ist unter anderem, dass deutsche Flughäfen nicht so stark von extremen Billigairlines wie Ryanair oder Easyjet dominiert werden wie etwa britische. Marissa Reiserer von Greenpeace nennt TRAVELBOOK noch einen weiteren Grund: „Dank der Sparpreise der Deutschen Bahn kann man vor allem bei langfristigen Buchungen relativ günstig mit dem Zug fahren. Zumindest im europäischen Vergleich.“

Grundsätzlich kann festgehalten werden: Auf den analysierten Strecken von und nach Spanien, Italien, dem Vereinigten Königreich, den nordischen Ländern und Frankreich ist Fliegen fast immer günstiger als Bahnfahren. Bei Verbindungen in die Schweiz ist es genau umgekehrt. Hier spart man beim Zugfahren im Vergleich zum Fliegen.

Die analysierten Strecken für Deutschland im Überblick

Schon auf den ersten Blick ist erkennbar: Wirklich günstig ist Bahnfahren im Vergleich zum Fliegen auch in Deutschland nicht
Schon auf den ersten Blick ist erkennbar: Wirklich günstig ist Bahnfahren im Vergleich zum Fliegen auch in Deutschland nicht Foto: Greenpeace

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Warum sind auf vielen Strecken Flüge so viel günstiger als Zugverbindungen?

Zumindest was die deutschen Verbindungen betrifft, gibt es also Hoffnung. Doch warum ist es überhaupt oft so viel günstiger zu fliegen, statt mit der Bahn zu fahren? Dafür gibt es primär zwei Gründe, weiß Marissa Reiserer: „Zum einen kann man sehen, dass es nicht nur umständlich ist, wenn man oft umsteigen muss, sondern auch deutlich teurer wird.“ Das liegt vorrangig daran, dass bei vielen Umstiegen, gerade auf internationaler Ebene, viele verschiedene Bahnbetreiber benötigt werden. Ein Beispiel: Wer von Deutschland aus mit dem Zug nach Italien möchte, muss, je nach Verbindung, möglicherweise zunächst ein Ticket bei der Deutschen Bahn, dann bei einem Schweizer und dann bei einem italienischen Zugunternehmen kaufen. Deshalb sind, laut der Analyse, auch Nachtzüge, wenn sie frühzeitig gebucht werden, oft die günstigere Variante.

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Der zweite Grund liegt aufseiten der Billigairlines, die oft sehr aggressive Preisstrategien verfolgen. So wurde in der Analyse etwa ein Ticket gefunden, bei dem man für nur 9,99 Euro von Bratislava nach Zagreb hätte fliegen können. „Diese Billigflugunternehmen können solche absurden Preise anbieten, weil sie oft auch staatliche Subventionen erhalten. Auch ist es ein massives Problem, dass es keine Steuer auf Kerosin gibt. Das muss sich ändern“, betont Marissa Reiserer.

In der Analyse wird, neben diesen Forderungen, primär verlangt, Zugtickets deutlich günstiger zu machen. Auch soll die Buchung einfacher werden. Greenpeace wünscht konkret: „Klimatickets und erschwingliche und einfache Langzeittickets, die für alle öffentlichen Verkehrsmittel in einem Land oder einer bestimmten Region gelten, einschließlich aller Züge und des grenzüberschreitenden Verkehrs.“ Die Kosten für diese Zugtickets könne man durch die Kerosinsteuer und die Abschaffung umweltschädlicher Subventionen auffangen. Laut Reiserer sei man bereits in „starkem Austausch mit der Politik“, auch auf internationaler Ebene.

Tragisch, aber nicht überraschend

„Die aktuellen Zahlen von Greenpeace sind zwar tragisch, überrascht davon, dass Fliegen vielfach deutlich günstiger als Bahnfahren ist, bin ich allerdings nicht. Der Grund: Ich habe diese Erfahrung vielfach selbst gemacht. Da mein Freund sehr auf Umweltschutz bedacht ist, fahre ich oft mit dem Zug – auch längere Strecken und ins Ausland. So auch bei meinem letzten Urlaub, der nach Italien ging.

Von Köln aus sind wir knapp 10 Stunden bis Mailand gefahren und eine Woche später dieselbe Strecke zurück. Pro Fahrt haben wir dabei mehr als 100 Euro pro Person gezahlt, obwohl wir schon drei Monate im Voraus gebucht hatten und deshalb, zumindest teilweise, einen Sparpreis hatten. Für Hin- und Rückflüge hätten wir mindestens 50 Euro pro Person weniger gezahlt und wären deutlich schneller gewesen. Schlussendlich haben wir, auf das Drängen meines Partners hin, die umweltschonendere, aber teurere Option gewählt. Eine Entscheidung, die sich allerdings nicht jeder leisten kann. Die Forderungen von Greenpeace, den Zugverkehr deutlich günstiger zu machen, kann ich daher uneingeschränkt unterschreiben.“

Larissa Königs, Redaktionsleitung TRAVELBOOK

Themen Nachhaltig reisen
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