21. Juni 2019, 12:41 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Seit 2018 reguliert zwar ein neues Gesetz den Tourismus auf der Osterinsel, doch mehren sich jetzt die Klagen über schlechtes Benehmen der Besucher. Die Kritik richtet sich vor allem gegen respektlose Fotos, die Touristen von den Moai, den berühmten Steinfiguren auf der Osterinsel, aufnehmen würden.
Anstoß der Kritik seien in erster Linie Fotos, auf denen Touristen den Eindruck erweckten, sie würden in den Nasen der Moai bohren, berichtet CNN travel. Jo Anne Van Tilburg, Archäologin und Direktorin des Easter Island Statue Projects an der University of California in Los Angeles, kümmere sich seit Jahren um die Erforschung und den Schutz der Moai. Inzwischen sehe sie ihre Aufgabe allerdings auch darin, Besucher der Osterinsel darüber aufzuklären, wie man sich auch im Hinblick aufs Fotografieren korrekt verhalten sollte. Denn sobald nur ein Foto auftauche, auf dem jemand in der Nase eines Moai bohre, könne man sicher sein, dass es schnell mehrere Tausend solcher Fotos gebe, beschreibt Van Tilburg gegenüber CNN den Nachahmeffekt. Respektloses Verhalten von Besuchern auf der Osterinsel sei laut CNN nicht Neues. Im Jahr 2008 sei ein finnischer Tourist auf einen Moai geklettert und hätte diesem ein Stück Ohr abgehackt. Der Mann sei anschließend verhaftet und zu einer Geldstrafe in Höhe von 17.000 US Dollar verurteilt worden.
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Voraussetzung für ein angemessenes, respektvolles Verhalten sei laut Van Tilburg vor allem, dass Besucher der Osterinsel viel über das Land läsen. Gut über die Osterinsel informiert zu sein, bedeute, auch zu erkennen, „dass es sich um einen lebenden Ort und nicht um ein Museum handele“, zitiert CNN die Archäologin. Auf der Osterinsel gebe es 1000 Statuen, aber auch 5000 Menschen, deren Gesichter ebenso wichtig seien, wie Van Tilburg weiter gesagt habe.
Moai – die Touristenattraktion auf der Osterinsel
Jedes Jahr besuchen laut „Spiegel Online“ 116.000 Touristen die Osterinsel. Hauptattraktion auf dem geografisch zu Polynesien und politisch zu Chile gehörenden Eiland sind die riesigen Steinstatuen, die Moai genannt werden. Dabei handelt es sich um männliche Figuren mit überproportional großen Köpfen, die unterschiedlichen Quellen zufolge einst Bestandteile von Zeremonialanlagen gewesen sein sollen. Allein auf dem Vulkan Rano Raraku können mehr als 300 dieser Statuen bestaunt werden.
„Ausländer übernehmen die Kontrolle“
Die Rapanui stören sich seit geraumer Zeit an dem zunehmenden Tourismus und beklagen, dass durch die vielen Besucher aus dem In- und Ausland ihre Kultur verdrängt und die Ressourcen der Insel übermäßig verbraucht würden. „Die Ausländer sind dabei, die Kontrolle über die Insel zu übernehmen“, zitiert „Spiegel Online“ Inselbürgermeister Pedro Pablo Edmunds Paoa. Die zunehmende Bebauung der Osterinsel, hauptsächlich mit Hotels, bedrohe zudem die Fauna und Flora. Überdies falle durch den Tourismus immer mehr Müll an, sagte Pedro Pablo Edmunds Paoa. Seien es vor zehn Jahren noch 1,4 Tonnen Müll pro Jahr gewesen, verzeichne man heute 2,5 Tonnen.
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Nicht nur der Tourismus hat auf der Osterinsel zugenommen, auch habe sich die Bevölkerung binnen weniger Jahrzehnte verdoppelt, wie „Spiegel Online“ unter Berufung auf dpa schreibt. Von den 7750 dauerhaften Einwohnern seien 40 Prozent Rapanui.
Gesetz zur regulierung des Toruismus auf der Osterinsel
Nach dem 2018 in Kraft getretenen, neuen Gesetz dürfen sich Touristen auf der Osterinsel nur noch maximal 30 statt wie zuvor 90 Tage aufhalten. Darüber hinaus müssen Besucher künftig ein Behördenformular zu ihrem Besuch ausfüllen, eine Hotelreservierung oder die Einladung eines Inselbewohners sowie Hin- und Rückreisetickets vorlegen.
Wer dauerhaft auf der Osterinsel leben will, muss entweder ein Mitglied oder Ehepartner der Rapanui, der Ureinwohner der Osterinsel, sein. Ausnahmen gibt es für Staatsbedienstete und ihre Familien, Beschäftigte von Einrichtungen, die im Auftrag des chilenischen Staates arbeiteten, und Menschen, die eine unabhängige wirtschaftliche Aktivität betreiben.