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Persönlicher Erfahrungsbericht

TRAVELBOOK-Redakteurin: „Zürich ist wunderschön – aber ich möchte nie wieder dort leben“

Die Altstadt von Zürich, der Zürichsee, Grossmünster und der Fluss Limmat
Zürich: Blick über den Fluss Limmat, die Altstadt und den Zürichsee, das glasklare Naturwahrzeichen der Stadt Foto: Getty Images
Susanne Resch
Susanne Resch

3. September 2021, 13:23 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

TRAVELBOOK-Redakteurin Susanne Resch hat vier Jahre in Zürich gelebt – zum Studieren und zum Arbeiten. Obwohl die Stadt mindestens so viele Asse im Ärmel hat wie der Schweizer Emmentaler Löcher, wollte sie unbedingt wieder zurück in ihre deutsche Heimat. Die Gründe dafür fasst sie in einem rein subjektiven Erfahrungsbericht zusammen.

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Zürich lockt mit seiner einmaligen Lage am Zürichsee, den Alpen am Horizont und der malerischen Altstadt. Auch viele Deutsche verschlägt es in die größte Stadt der Schweiz – nicht nur zum Urlaub machen, sondern auch zum Leben. Doch viele Einwanderer, darunter zahlreiche Deutsche, verlassen Zürich oder andere Orte in der Schweiz wieder.¹ Ich bin eine davon und möchte nie wieder in der Schweiz leben. Doch das Gute zuerst…

Zürich – ein Paradies!

Wunderschön schmiegt sich der obere Zürichsee an die Stadt. Bei gutem Wetter eröffnet sich von Zürich aus ein spektakuläres Panorama und die Alpen thronen direkt über dem glasklaren Gewässer. Es scheint, als reiche der See bis zu den Bergen. Ob die Promenade am linken Seeufer, die Quaianlage oder die Landi-, Renten- oder Chinawiese: Viele Plätze laden zum herrlichen Verweilen, Sonnen, Spazieren oder Schwimmen ein.  

An der Quaibrücke verengt sich der See zur Limmat hin. Der Fluss fließt mitten durch die Stadt – vorbei am Frauenmünster, Zunfthäusern und dem Grossmünster, dem Wahrzeichen Zürichs. Die romanische Kirche mit ihren charakteristischen Doppeltürmen liegt im Herzen der Altstadt. Genauer im Niederdorf, das auch liebevoll „Dörfli“ genannt wird. Weitgehend autofrei ist Niederdörfli das Zuhause von Galerien, Kunstateliers, Gaststätten und vielen kleinen Geschäften, die sich in den verwinkelten Gässchen verstecken und darauf warten, entdeckt zu werden.

Zürich ist ein globales Zentrum der Bank- und Finanzwirtschaft und gilt als kulturelles Zentrum der Schweiz. In internationalen Studien zur Lebensqualität erreicht die Stadt, die sich gerne als kleine, dynamische Metropole versteht, immer wieder Spitzenpositionen.²

Klingt alles traumhaft und ist es auch. Dennoch habe ich mich nie wirklich wohlgefühlt, als ich in Zürich studiert und gearbeitet habe.

In der Schweiz oder in Zürich leben: Nie wieder!

Obwohl ich mich selbst als offen bezeichnen würde, habe ich es nicht geschafft, in vier Jahren Zürich auch nur eine Freundschaft aufzubauen. Mit meiner direkten Art bin ich häufig angeeckt, umgekehrt wusste ich oft nicht, ob hinter der Reserviertheit einiger Schweizer Desinteresse, Ablehnung oder Mentalität steckte. Meine ironische Art fand wohl nur ich witzig und gefühlt legte man mir meine Haltung schnell als Arroganz aus. Mein persönliches Tempo passte genauso wenig zu den für mich in der Schweiz langsamer tickenden Uhren wie meine Milcheiweißallergie zu den beliebten Käse-Fondue-Abenden.

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Zu dieser Zeit habe ich mich in vielen Stunden selbst hinterfragt und doch konnte ich mich nicht anpassen und integrieren. Den Hausmeister, der die Mülltrennung in meiner Wohnung kontrollieren wollte, habe ich nicht reingelassen – Karton und Papier habe ich dennoch mit Schnur gebündelt und meinen „Hauskehricht“ im „Züri-Sack“ entsorgt. Der Nachbarin, die mich mehrmals „bat“, meine „anzügliche Unterwäsche“ nicht im Gemeinschaftskeller aufzuhängen, habe ich den Gefallen nie getan. Geld eines Zürchers, das er mir für den Rückflug nach Deutschland – Oneway – geboten hat, habe ich nicht angenommen. Kritzeleien und Kaugummi auf meinem Auto mit deutschem Kennzeichen habe ich entfernt. Als man mich zum zweiten Mal „Schiess-Dütsche“ schimpfte, bestärkte ich den Schmähenden in seiner Meinung, Deutsche seien aggressiv. Das dachten wohl auch die Gäste, denen ich bei meinem Studentenjob in einem Restaurant verbale Köstlichkeiten serviert habe, weil sie von einer Schweizerin anstatt von mir bedient werden wollten.

Schweizer Ausländerausweis
Auch mein Ausländerausweis erinnerte mich oft daran, nicht wirklich dazuzugehören Foto: Susanne Resch

Natürlich habe ich auch viele schöne Erfahrungen in der Schweiz machen dürfen. Vor allem bei meiner Arbeit für eine Schweizer Dokumentarfilmfirma. Dennoch lautet mein Fazit: Urlaub in der Schweiz und in Zürich – sehr gerne und immer wieder, Leben in der Schweiz – auf keinen Fall!

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Quellen

Themen Europa Schweiz
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