1. September 2022, 6:11 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
In Triest trinken die Italiener noch mehr Kaffee als anderswo. Dafür gibt es einige gute Gründe. Eine koffeinhaltige Tour durch die Stadt an der Adria.
Es ist nicht so, dass man ein Lexikon braucht, um einen Kaffee in Triest zu bestellen. Wer „un caffè“ ordert, kriegt auch einen – hat sich aber als Tourist geoutet. Wer nicht auffallen will, sollte ein wenig üben. In der Hafenstadt in Italiens Nordosten ist ein Espresso „un nero“, einer mit einem Schuss Milch „un capo“ und einer mit einem Häubchen Milchschaum „un gocciato“. Wer das Ganze im Glas statt in der Tasse möchte, fügt ein „in b“ hinzu („in bicchiere“ heißt „im Glas“). Alles klar so weit? Hier kommen für Triest, Italiens Kaffeestadt Nummer 1, einige Tipps – vor allem natürlich für Kaffee-Fans.
In Triest gibt es Kaffeemuseum, Kaffeemesse und Kaffeeschule. Und einige altehrwürdige Kaffeehäuser und Konditoreien. Kaffee gehört zur Stadt, wie Kaiserin Sisi zu den Habsburgern. Von der einstigen Macht ist nicht mehr viel übrig, von der Kaffeeindustrie schon.
Bis heute sind dem Rohstoff am Triester Hafen rund 40.000 Quadratmeter Fläche vorbehalten. Mehr Kaffee wird in Italien nur im Hafen von Genua umgeschlagen. Getrunken werden in Triest angeblich 1500 Tassen pro Kopf im Jahr, deutlich mehr als im Rest des Landes.
Mehr Tipps und Inspirationen rund um Triest gibt es von Podcasterin Susanne Vukan (Mit Susi reisen) in der folgenden Podcast-Folge von In 5 Minuten um die Welt:
Zehn Tassen am Tag sind kein Problem
Das Antico Caffè Torinese in der Nähe der Piazza della Borsa ist eines von fünf Kaffeehäusern in der Stadt, die auf der landesweit geführten Liste von „locali storici“ stehen und damit zu den ältesten Lokalen Italiens zählen. Der Marmortresen und der Kronleuchter darüber sind Originale aus dem Eröffnungsjahr 1919. Dahinter wird nicht nur Kaffee zubereitet, es werden auch Cocktails gemixt.
Wie viel Kaffee sie täglich trinken, frage ich die Frauen hinter dem Tresen. „Cinque“, fünf, sagt eine, aber ihre Kollegin überbietet sie: „Sei“, sechs also. Und ihr Chef – das sagen sie beide – der schaffe sogar „dieci“: zehn.
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Schlange stehen für einen „deca“
Weiter zur Piazza dell’Unità d’Italia, angeblich Europas größter Platz mit offenem Blick aufs Meer. Dort residiert das Caffè degli Specchi, das größte Kaffeehaus Triests. Es wurde 1839 eröffnet und war einst Treffpunkt der Irredentisten, der Befürworter der italienischen Einheit, später dann, nach dem Zweiten Weltkrieg, Quartier der britischen Marine. Laut dem Betreiber werden hier 900.000 Tassen Kaffee im Jahr ausgeschenkt.
Wer rein will, muss schon mal Schlange stehen. Eine Art Platzwärter bringt mich zu einem Tisch in letzter Reihe, guter Ausblick auf das Treiben, eine entspannte Mischung aus Touristen und Einheimischen: alte Damen mit kleinen Hunden, junge Pärchen mit großen Koffern, Zeitungsleser, Weißweinfrühstücker.
Die bisherigen Kaffee wirken inzwischen. Also bestelle ich „capo deca in b“ wie ein einheimischer Vollprofi. Das „deca“ steht für „decaffeinato“, entkoffeiniert.
Anreise nach Triest
Mit dem Zug ist Triest am besten vom Münchner Hauptbahnhof zu erreichen. Dauer je nach Verbindung zwischen sieben und neun Stunden, ab 70 Euro einfache Fahrt. Direktflüge zum Triester Flughafen gibt es derzeit nur von Frankfurt am Main aus.
Triest – persönliche Tipps von Podcasterin Susanne Vukan
Was ist ein Highlight?
Das Schloss Miraramar ist ein Must-see in Triest. Wer Zeit hat, sollte vom Triester Hafen am Ufer entlang zum Schloss spazieren. Ansonsten kommt man auch mit Bussen und Booten dorthin.
Wo gibt es die besten Restaurants?
In Triest gibt es die Via Torino, eine Food-Meile mit vielen guten Restaurants. Da die Tische allerdings meist gut besetzt sind, sollte man unbedingt rechtzeitig Plätze reservieren.
Welcher ist der schönste Aussichtspunkt?
In Triest gibt es eine mittelalterliche Burg auf einem Hügel, das Castello di San Giusto. Von dort oben hat man einen tollen Blick über die Stadt.
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Mit Material von dpa